Correctiv bringt Recherche zu Potsdamer-Treffen ins Theater
Autor: dpa
, Donnerstag, 18. Januar 2024
Berichte über ein Treffen rechter Aktivisten mit Politikern von AfD und CDU in Potsdam haben heftige Reaktionen ausgelöst. Jetzt präsentiert das Medienhaus Correctiv die aufwendige Recherche vor Publikum.
Eine Woche nach ersten Berichten über ein Treffen von rechten Aktivisten mit Politikern von AfD und CDU in Potsdam formiert sich im Bundestag und auf der Straße breiter Widerstand gegen die dort vorgetragenen Pläne zur Migrationspolitik. Das Medienhaus Correctiv enthüllte unterdessen weitere Details zu der Zusammenkunft am 25. November.
«Die AfD will Millionen Menschen aus der Mitte unseres Landes, aus Deutschland, vertreiben», warnte SPD-Chef Lars Klingbeil in einer Aktuellen Stunde im Bundestag. Es gehe dabei um Menschen, die nicht dem «völkischen Weltbild» der AfD entsprächen. Sie sei ein «Wolf im Schafspelz» sagte Klingbeil an die Adresse der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel.
Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion, Konstantin Kuhle, sagte Weidel ein Ende ihrer politischen Karriere voraus, so wie es vor ihr schon die früheren AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke, Frauke Petry und Jörg Meuthen erlebt hätten. Kuhle sagte: «Sie wird von den tonangebenden Rechtsextremisten in der AfD fallengelassen werden.»
Baumann (AfD): Ein kleiner, private «Debattierklub»
Anlass der Aktuellen Stunde war das Treffen am 25. November in einer Potsdamer Villa, über das das Medienhaus Correctiv berichtet hat. Daran hatten mehrere AfD-Politiker teilgenommen sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte dort nach eigenen Angaben über «Remigration» gesprochen. Wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Bernd Baumann, nannte die Zusammenkunft einen kleinen, privaten «Debattierklub». Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), sagte, dass die AfD in bundesweiten Wählerumfragen aktuell den zweiten Platz belege, sei auch das Ergebnis der schlechten Regierungsarbeit der Koalition von SPD, Grünen und FDP. Er warf den Ampel-Partnern vor, dass sie «an den Bedürfnissen der Menschen vorbeiregieren».
Kuhle hielt ihm entgegen: «Es geht doch längst nicht mehr um die Koalition.» Es gehe vielmehr darum, ob alle demokratischen Kräfte bereit seien, die aktuellen Gefahren für die Demokratie gemeinsam zu bekämpfen. Er appellierte an die Politikerinnen und Politiker der Union: «Wir alle sitzen in einem Boot als demokratische Parteien.»
In Hamburg, Stuttgart, Halle, Erfurt, Dortmund, Karlsruhe und weiteren deutschen Städten sind in den kommenden Tagen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus geplant.