Reitschulen wegen Corona in Not: Ungewöhnliche Forderung soll finanzielle Unterstützung bringen
Autor: Melina Mark
Franken, Donnerstag, 04. März 2021
Ein Drittel der deutschen Reitschulen ist aufgrund von unzureichenden Corona-Hilfen von einer Schließung bedroht. Ohne die Unterstützung der Politik, hätte das "Sterben" der Reitschulen nicht nur schlimme Folgen für Hobby-Reiter, Stallbetreiber und Reitlehrer, sondern für die gesamte Branche.
Corona bringt Reitschulen in finanzielle Notlage - Verband fordert Unterstützung der Politik. Tiere sind für viele Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens: Familie, Partner. Tierliebe wird von vielen Eltern an ihre Kinder vermittelt und weitergegeben, aber auch Kinder aus tierlosen Haushalten zeigen oft von klein auf eine besondere Zuneigung für Tiere. Pferde stehen da bei den meisten Mädchen und Frauen an der Stelle "Lieblingstier", aber auch viele Jungen und Männer sind begeisterte "Pferdemenschen" und Reiter.
Die Pferdeliebe fängt meist beim ersten Ponyreiten auf der Kirchweih oder bei der ersten Longestunde in einer Reitschule an. Dazu muss man erst einmal eine finden. Viele Leute fahren jetzt schon lange Strecken um zur wöchentlichen Reiteinheit zu gelangen. Die Corona-Krise könnte die Situation jetzt noch verschlimmern.
Ein Drittel aller Reitschulen ist durch die Pandemie gefährdet
Wie die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) mitteilte, gibt es derzeit in Deutschland 65.000 Schulpferde und -ponys in Vereinen und Betrieben. Diese Betriebe können nicht nur als Freizeitangebote gesehen werden, sie legen auch das Fundament für den gesamten organisierten Pferdesport. Jeder Reitsportler und Reitlehrer war früher einmal ein Reitschüler.
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Reitsport kann nicht mit herkömmlichem Individualsport verglichen werden. Ein Profiläufer im Vergleich kann auch ohne Sportstätte und ohne Trainer seinem Training nachgehen und auch sehr gut in dem werden, was er tut. Nicht so im Reitsport. Sport mit Pferden ist einerseits gefährlich und setzt besonders für Anfänger eine Unterrichtssituation und ein eingezäuntes Gelände voraus. Andererseits müssen die Tiere irgendwo zur Verfügung gestellt werden, weil sich der Großteil der Pferdenarren kein Pferd leisten kann, geschweige denn genug Erfahrung und Platz für die Haltung der großen Vierbeiner mitbringt.
Etwa einem Drittel der deutschen Reitschulen droht aufgrund der Corona-Pandemie die Schließung. Ausbleibende oder unzureichende staatliche Förderprogramme gefährden die Existenz viele Betriebe, die laufenden Kosten für die Haltung der Schulpferde können viele Betriebe daher nicht mehr decken. Das hat zu Folge, dass viele Reitschulen ihre Schulpferde bald verkaufen müssen, oder es bereits tun.
Kriterien für Fördermaßnahmen schließen viele Betriebe aus
Die FN hat zu den wirtschaftlichen Fördermaßnahmen wie die Soforthilfe, die Novemberhilfe oder die Soforthilfe-Sport, die teilweise von Reitschulen in Anspruch genommen werden können eine Befragung durchgeführt. Diese Befragung repräsentiert die Situation von 30.000 der deutschen Schulpferde.
Buchtipp 'Yoga für Reiter' bei Amazon ansehenDie Befragung ergab, dass viele Betriebe keine Anträge gestellt haben, da die Definition der Förderkriterien unverständlich oder sehr kompliziert formuliert war. Betriebe und Vereine, die nicht nur Reitschulbetriebe sind, sondern beispielsweise auch Pensionspferde in ihre Ställe einstellten, hatten wegen der daher erhöhten Umsätze keinerlei Anspruch auf die Beantragung von Fördergeldern. Auch Reitschulen, die als Nebenbetrieb geführt werden, hatten keine Anrechte auf Fördermaßnahmen.