Einen neuen Lockdown soll es nicht geben - aber was Experten nun in einem Strategiepapier für den Fall vorschlagen, dass die Corona-Infektionen weiterhin so stark ansteigen, erinnert stark an die Einschränkungen zu Beginn der Pandemie.
- Corona-Infektionen steigen rasant
- Experten für "Not-Schutzschalter" bei Überlastung der Kliniken
- Intensives "Runterfahren" des öffentlichen Lebens
- Lauterbach für drastische Strafen bei Verstößen gegen Corona-Regeln
Was tun angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen in Deutschland? Diese Frage treibt derzeit Experten und Politiker gleichermaßen um. Für den Fall einer akuten Überlastung des Gesundheitssystems in der Corona-Pandemie bringt eine Expertengruppe unter anderem die Planung eines kurzen, aber intensiven Runterfahrens vieler Bereiche des öffentlichen Lebens ins Spiel. Dieser sogenannte "Not-Schutzschalter" soll ein ganzes Bündel von Maßnahmen enthalten.
Schließung von Geschäften, Reduktion von Kontakten
Schulschließungen dürften dabei aber nur als Ultima Ratio erwogen werden, "es sei denn, sie wären für eine Entlastung des pädiatrischen Gesundheitssystems notwendig", heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Strategiepapier. "Es ist wichtig, ihn frühzeitig zu planen und so stark wie möglich durchzuführen, damit sich der Aufwand überproportional auszahlt", heißt es darin. Zuerst hatte am Donnerstag "Die Zeit" über das Papier zu Strategien für den Winter berichtet.
"Ein halbherziger Not-Schutzschalter verfehlt seine Wirkung", schreibt die Gruppe, zu der unter anderem Virologin Sandra Ciesek, Intensivmediziner Christian Karagiannidis, Physikerin Viola Priesemann, die Virologin Ulrike Protzer und die Epidemiologin Eva Grill gehören. Als Teile des Maßnahmen-Bündels werden im Papier genannt: Home-Office und engmaschige Testpflicht am Arbeitsplatz, Reduktion der Gruppengröße in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsplatz gleichermaßen, Schließung/Reduktion von Geschäften, Restaurants, Dienstleistungen und Veranstaltungen, sowie generell deutliche Reduktion von Kontakten auf der Arbeit, in der Öffentlichkeit und im privaten Bereich.
"Es ist unklar, ob ein Not-Schutzschalter notwendig wird. Aber es wäre trotzdem hilfreich, schon jetzt einen klaren Plan zu entwickeln, ihn frühzeitig anzukündigen und mögliche Kollateralschäden präventiv abzufangen", machen die Wissenschaftler deutlich. Sie raten unter anderem, solche Maßnahmen vorab verfassungsrechtlich und ethisch prüfen zu lassen.
Lauterbach fordert harte Kontrollen und Strafen
Derweil fordert SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach eine Ausweitung der 2G-Regeln und drastische Strafen, sollten Corona-Zugangsregeln für Geimpfte und Genesene (2G) nicht kontrolliert werden. "Das muss ganz streng kontrolliert werden. Wenn beispielsweise ein Restaurant 2G nicht kontrolliert und fällt dann auf, dann führt das zu sechs Wochen Schließung", forderte Lauterbach in der ARD-Sendung "Maischberger. Die Woche". Der SPD-Politiker betonte: "Ohne den Mut, ganz drastisch und auch mit harten Kontrollen flächendeckend 2G einzuführen, werden wir diese Welle nicht in den Griff bekommen."
Lauterbach und die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus sprachen sich zudem dafür aus, dass Arbeitgeber künftig den Impfstatus ihrer Beschäftigten abfragen dürfen. Zum Auskunftsrecht werde es noch eine Vorlage für den Bundestag geben, kündigten die beiden möglichen Koalitionspartner an. Er sei der Meinung, "dass es in dieser katastrophalen Situation das Auskunftsrecht geben muss", sagte Lauterbach. rowa/mit dpa