Conti und Schaeffler wollen Machtkampf beenden
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, Dienstag, 11. August 2009
Der Autozulieferer Continental und sein Großaktionär Schaeffler wollen mit einem grundlegenden Umbau der Conti-Spitze ihren monatelangen Machtkampf beenden. Auf der Aufsichtsratssitzung der Conti am Mittwoch soll es zu einem Neuanfang kommen.
Wie aus Aufsichtsratskreisen verlautete, sieht der geplante Kompromiss vor, dass Conti-Chef Karl-Thomas Neumann abberufen wird. Zugleich aber soll auch der Schaeffler-Berater Rolf Koerfer mittelfristig seinen Posten als Conti-Aufsichtsratschef abgeben. Nachfolger Neumanns soll der Schaeffler-Manager Elmar Degenhart werden. Außerdem ist geplant, den Conti-Vorstand zu erweitern.
Bei dem Treffen des Aufsichtsrats in Hannover sollen eine erneute Kampfabstimmung und ein Eklat wie bei der letzten Sitzung Ende Juli verhindert werden, wie es hieß. Am Dienstagnachmittag kommen zunächst die Kapital- und Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat zu Vorbesprechungen zusammen. Die Kompromisslösung solle dann kurz vor Beginn der Aufsichtsratssitzung am Mittwochmittag festgezurrt werden. Als nahezu sicher gilt dem Vernehmen nach, dass der kommissarische Leiter der Pkw-Reifensparte, Nikolai Setzer, in den Conti-Vorstand aufrückt. Kandidaten für den Vorstand sind zudem die Leiter der Conti-Sparten Interior und Chassis & Safety, Helmut Matschi und Rolf Cramer. Der Conti-Vorstand besteht derzeit nur aus drei Mitgliedern - neben Neumann sind dies Personalchef Heinz-Gerhard Wente und der für die Reifensparten zuständige Hans-Joachim Nikolin.
Als fraglich gilt die Position des Conti-Finanzvorstands. Der Wunsch der Schaeffler-Gruppe, ihren Finanzchef Klaus Rosenfeld zum neuen Conti-Finanzvorstand zu machen, sei umstritten. Dem Vernehmen nach soll nun ein Finanzvorstand von außen geholt werden.
Auch wer als Nachfolger Koerfers neuer Conti-Aufsichtsratschef wird, ist offen. Die Nachfolge soll aber erst in den nächsten Wochen entschieden werden. Koerfer soll als einfaches Mitglied in dem Kontrollgremium bleiben.
Koerfer steht seit der dramatischen Aufsichtsratssitzung Ende Juli heftig in der Kritik, vor allem wegen der Vorbereitung und Leitung der Sitzung. Schaeffler hatte versucht, Conti-Chef Neumann zu stürzen, war aber am Widerstand der Arbeitnehmerseite gescheitert. Die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für eine Ablösung Neumanns kam nicht zustande.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) forderte Conti und Schaeffler auf, den Blick nach vorne zu richten. „Ich erwarte von der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch ein ganz deutliches Signal für ein gemeinsames Vorgehen in nicht einfachen Zeiten“, sagte Wulff am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Conti und Schaeffler müssten die Konkurrenz in den Blick nehmen und sich um Kunden, Banken und die Arbeitnehmer kümmern. „Daran hat es in der Vergangenheit gemangelt.“
Wulff sagte: „Es gibt die Chance, dass ein Startschuss erfolgt, nach vorne zu schauen und die unterschiedlichen Sichtweisen nicht mehr in der Öffentlichkeit auszutragen, sondern in den dafür bestimmten Gremien.“ Conti und Schaeffler hätten gemeinsam alle Chancen, nach Bosch der zweitgrößte Autozulieferer der Welt zu werden. Dazu seien aber noch eine Menge Probleme zu lösen. „Vor allem braucht die Conti frisches Kapital, damit die Verbindlichkeiten reduziert werden können und Investitionen in neue Jobs möglich werden.“
Der Conti-Aufsichtsrat hatte Ende Juli grünes Licht für eine Kapitalerhöhung von bis zu 1,5 Milliarden Euro gegeben. Allerdings steht Schaeffler einem solchen Schritt dem Vernehmen immer noch skeptisch gegenüber.
Das Familienunternehmen aus Herzogenaurach hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien, weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt. Schaeffler war wegen des Erwerbs der Mehrheit an Conti in eine finanzielle Schieflage geraten. Continental und Schaeffler verhandeln seit Monaten über die Zukunft der beiden hoch verschuldeten Konzerne. dpa