"Feindliche Übernahme" droht: Commerzbank streicht 3900 Stellen
Autor: Agentur dpa, Stefan Lutter
Frankfurt am Main, Freitag, 14. Februar 2025
Die Commerzbank greift im Kampf gegen eine Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit zu drastischen Mitteln: In Deutschland solle Tausende Jobs wegfallen - trotz eines Gewinns von knapp 2,7 Milliarden Euro im Vorjahr.
Die Commerzbank hat angekündigt, fast 4000 Stellen streichen zu wollen. Der Hintergrund: Die Bank steht unter Druck, es droht eine feindliche Übernahme durch die italienische Unicredit. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf Konzernangaben berichtet, sollen rund 3900 Vollzeitstellen bis Ende 2027 abgebaut werden - davon 3300 in Deutschland.
Weil gleichzeitig in anderen Unternehmensbereichen - wie bei der polnischen mBank und in Asien - neue Arbeitsplätze entstehen sollen, soll der Personalbestand im Commerzbank-Konzern weitgehend konstant bei 36.700 Vollzeitkräften weltweit bleiben, wie der Dax-Konzern in Frankfurt erläuterte.
Commerzbank: Jobabbau hauptsächlich in Deutschland
Von der Reduzierung in Deutschland sind laut der Bank insbesondere die Zentrale sowie weitere Standorte in Frankfurt betroffen, dort vor allem zentrale Funktionen und Backoffice. Aktuell beschäftigt Deutschlands zweitgrößte Privatkundenbank in ihrem Heimatmarkt etwa 20.000 Vollzeitkräfte.
Video:
"Um diesen Transformationsprozess sozialverträglich zu gestalten, setzt die Commerzbank vor allem auf den demografischen Wandel und die natürliche Fluktuation", erklärte die Commerzbank das weitere Vorgehen. Mit den Arbeitnehmervertretungen seien bereits Grundzüge für ein Altersteilzeit-Programm vereinbart, das noch im laufenden Jahr greifen soll.
Die Commerzbank steht unter Druck, seit die Großbank Unicredit aus Italien im Herbst den teilweisen Rückzug des Bundes genutzt hat, um in großem Stil bei der Commerzbank einzusteigen. Inzwischen kontrolliert die Mailänder Großbank gut 28 Prozent der Anteile des Dax-Konzerns, davon rund 9,5 Prozent direkt über Aktien und etwa 18,6 Prozent über Finanzinstrumente.
Unicredit liebäugelt mit einer Übernahme der Commerzbank
Berichten zufolge will Unicredit-Chef Andrea Orcel eine Übernahme der Commerzbank. Noch gibt es jedoch kein Angebot der Italiener.
Erst ab einem Anteil von 30 Prozent wäre die Unicredit gesetzlich verpflichtet, den Commerzbank-Aktionären ein Übernahmeangebot zu unterbreiten. Management und Betriebsrat der Commerzbank wehren sich gegen das aus ihrer Sicht "feindliche" Vorgehen der Italiener.