CO2 unter dem Meer: Wann wird die Infrastruktur gebaut?
Autor: Lukas Müller und Lennart Stock, dpa
, Freitag, 21. November 2025
Die unterirdische Lagerung von Kohlendioxid war hierzulande umstritten, ist es noch - und könnte dennoch bald Standard sein. Ist die Energiewirtschaft auf den Umbruch vorbereitet?
Am Freitag befasst sich der Bundesrat mit einer umstrittenen Novelle, die die Speicherung von Kohlendioxid (CO2) unter Nord- und Ostsee ermöglicht. Angedacht ist, dass das schädliche Treibhausgas künftig in großen Mengen zur Küste gebracht und von dort aus weitertransportiert wird. Die Gesetzesänderung regelt ferner den Aufbau der Infrastruktur, die auch genutzt werden soll, um CO2 der Industrie zuzuführen - wenn gebraucht.
Die Deutsche Presse-Agentur hat recherchiert, welche Infrastruktur vorhanden ist und welche Vorbereitungen zum Ausbau laufen.
Welche Änderungen bringt die Novelle, über die abgestimmt wird?
Bislang ist es in Deutschland einzig zur Forschung erlaubt gewesen, CO2 abzuscheiden und unterirdisch zu speichern. Die Novelle des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes würde es Firmen ermöglichen, das Verfahren standardmäßig einzusetzen und die notwendige Infrastruktur aufzubauen.
Das Abscheiden und dauerhafte unterirdische Speichern von CO2 wird in der Fachsprache kurz als CCS bezeichnet. Von CCU ist die Rede, wenn das Treibhausgas wiederverwendet wird - um es beispielsweise für Feuerlöschanlagen und als Kohlensäure in Getränken zu nutzen. Die Verfahren sollen verhindern, dass CO2 die Atmosphäre erreicht. Mengenmäßig ist das Potenzial von CCS weitaus größer.
Warum soll CO2 transportiert werden?
Nicht alle Erzeuger von Emissionen können diese derzeit ganz vermeiden. Das betrifft besonders Zement- und Kalkwerke sowie Abfallverbrennungsanlagen. Weil CO2 nicht immer am Erzeugungsort gespeichert oder wiederverwendet werden kann, soll es zu Speicherstätten oder Abnehmern gebracht werden.
Besteht schon eine CO2-Transportinfrastruktur?
Zwar kann CO2 auf Zügen, Lkws und Schiffen transportiert werden, das ist aber meist weniger effizient als der Transport durch Leitungen. Laut dem Branchenverband Gas- und Wasserstoffwirtschaft wird CO2 bereits von der Getränkeindustrie und Trockeneisproduzenten transportiert und genutzt. Zum Transport verwenden die Unternehmen vor allem Lkw.
Industriell nutzbare CO2-Leitungen gibt es in Deutschland bislang nicht, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilt. Schließlich war der reguläre Betrieb der Pipelines bislang nicht erlaubt. Der Bau der Leitungen fällt künftig der Privatwirtschaft zu, die zumindest auf Fördermittel hoffen kann.