Bundestag debattiert über Empfehlungen zur Ernährung
Autor: dpa
, Donnerstag, 14. März 2024
Im Bundestag ist es eine Premiere: Das Parlament diskutiert über Vorschläge, die ein neues Bürgergremium zum Reizthema Ernährung erarbeitet hat. Was wird jetzt daraus?
Essensangebote für alle Kinder, neue Kennzeichnungen für Lebensmittel, keine Mehrwertsteuer mehr auf Obst und Gemüse: Der Bundestag debattiert heute über die Empfehlungen des ersten Bürgerrats zur Ernährung. Das vom Parlament eingesetzte Gremium mit 160 Mitgliedern hatte im Februar ein «Bürgergutachten» vorgelegt.
Kontroverse Debatte
SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch sagte, das Gremium habe «ganz wertvolle Impulse» gesetzt. Er befürwortete die Empfehlung für ein kostenfreies Mittagessen für alle Kinder an Kitas und Schulen. Die Grünen-Fachpolitikerin Renate Künast sagte zu den Vorschlägen: «Wir sind verpflichtet, das ernsthaft zu prüfen.» Sie begrüßte etwa die Idee eines Mindestalters von 16 Jahren für den Kauf von Energydrinks.
FDP-Experte Gero Hocker sagte, dass einige Vorschläge ein bisschen einem «Wünsch-Dir-Was» entsprächen. Es hielte es für unfair, wenn Kinderlose mit ihrem Steuergeld kostenlose Mittagessen auch für Kinder von Eltern bezahlten, die Rechtsanwälte oder Ärzte seien.
Für die Union machte der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor grundsätzliche Kritik am Vorgehen der Ampel-Koalition zur Einsetzung des Bürgerrats deutlich. Er warnte vor einer Auslagerung von Verantwortung an Kommissionen und «herbeiquotierte Räte» zulasten des Parlaments. Der AfD-Abgeordnete Peter Felser begrüßte Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung in Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Bei kostenlosem Mittagessen an Kitas und Schulen, das Ländersache sei, stelle sich die Frage der Finanzierung.
Die Vorschläge
Vorgeschlagen wird unter anderem, in allen Kitas und Schulen ein kostenloses Mittagessen anzubieten. Die insgesamt neun beschlossenen Empfehlungen sind für den Bundestag nicht bindend. Nach der Debatte im Plenum sollen zunächst Ausschussberatungen folgen.
Die Verbraucherzentralen begrüßten, dass der Bürgerrat es möglich gemacht habe, Meinungen und Erfahrungen einzubringen. Die Chefin des Bundesverbands, Ramona Pop, sagte der dpa: «Das ist wichtig, denn das macht Demokratie aus.» Diese gesellschaftsübergreifenden Verständigungsprozesse könnten dazu beitragen, Gräben zu überwinden und nötige Weichenstellungen in der Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik vorzunehmen.
Tierwohlabgabe und Abschaffung der Mehrwertsteuer
Die Bundestagsabgeordneten sollten die guten Ideen des Bürgerrats angehen. Dazu gehörten eine Tierwohlabgabe und die Abschaffung der Mehrwertsteuer für Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte. «Gesunde Ernährung darf nicht vom Geldbeutel abhängen.»