Bundesregierung will Strompreis für Wirtschaft senken
Autor: Theresa Münch und Martina Herzog, dpa
, Donnerstag, 09. November 2023
Monatelang hat die Regierung darum gerungen, wie Strom für die Industrie günstiger werden kann. Die Befürchtung: Große Konzerne könnten sonst abwandern. Jetzt steht ein Konzept.
Die Bundesregierung will den Strompreis für die Wirtschaft durch eine Steuerreform drücken. Geplant ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur unter anderem eine deutliche Senkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe und eine Ausweitung der bisherigen Strompreiskompensation für Konzerne, die besonders unter hohen Strompreisen leiden.
«Die Bundesregierung entlastet das produzierende Gewerbe massiv bei den Stromkosten», sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Allein im nächsten Jahr bedeute das eine Unterstützung von bis zu 12 Milliarden Euro. Entscheidend bleibe für den Standort Deutschland aber, dass konsequent der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze vorangetrieben werde.
Stromsteuer runter und Zusatz-Hilfen für Energieintensive
Konkret vereinbarten Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP), dass die Stromsteuer auf den europäischen Mindestsatz von 0,05 Cent pro Kilowattstunde fallen soll. Derzeit liegt sie bei rund zwei Cent pro Kilowattstunde. Unternehmen des produzierenden Gewerbes konnten allerdings schon bisher einen reduzierten Satz von 1,537 Cent pro Kilowattstunde geltend machen. Von der Senkung profitieren nicht nur große Industriekonzerne, sondern auch der Mittelstand.
Rund 350 Konzerne, die besonders im internationalen Wettbewerb stehen und unter den hohen Strompreisen leiden, sollen zusätzliche Hilfen erhalten. Die bestehende Strompreiskompensation soll für fünf Jahre verlängert und ausgeweitet werden. Das betrifft unter anderem Unternehmen der Stahl- und Zementbranche. Im Wirtschaftsministerium rechnet man damit, dass sie im kommenden Jahr nur noch einen Strompreis von 6 Cent pro Kilowattstunde zahlen müssen.
Eine weitere Entlastung hatte das Bundeskabinett vor Kurzem beschlossen: So will die Bundesregierung einen Zuschuss zur anteiligen Finanzierung der Übertragungsnetzkosten von bis zu 5,5 Milliarden Euro zahlen. Das soll am Ende auch den Strompreis dämpfen. Netzentgelte sind Gebühren für die Nutzung von Strom- und Gasnetzen, die an die Verbraucher weitergegeben werden.
«Für relevante Teile der sehr energieintensiven Betriebe gibt es über das Zusammenspiel der Instrumente eine wettbewerbsfähige Lösung», sagte Habeck. Lindner betonte, auch der Mittelstand profitiere. Alle Maßnahmen seien im Rahmen der Schuldenbremse finanzierbar.
Strompreis in Deutschland einer der höchsten
Über Wege, die Industrie beim Strompreis zu entlasten, hatte die Bundesregierung monatelang gestritten. Im internationalen Vergleich ist der deutsche Strompreis aktuell ziemlich hoch - sowohl für Verbraucher, als auch für Unternehmen, die teils enorme Mengen an Energie benötigen. Besonders gilt das zum Beispiel für die Chemieindustrie, für Aluminiumwerke und Hersteller von Baustoffen.