Bundesregierung: «Leichte Irritation» nach Union-Brief
Autor: dpa
, Montag, 12. Februar 2024
In einem Brief schlägt die Union ein Sofortprogramm vor, um Deutschland aus der Rezession zu führen. Vor dem Hintergrund ihres Umgangs mit dem Wachstumschancengesetz löst das Schreiben Verwirrung aus.
Im Streit über Entlastungen für die deutsche Wirtschaft sind die Fronten zwischen Bundesregierung und Union verhärtet. Eine Regierungssprecherin kritisierte einen Brief der Unionsfraktionsspitze an Kanzler Olaf Scholz (SPD). «Es gibt eine leichte Irritation über diesen Brief, wenn man sich das tatsächliche Handeln der Union gerade im Zusammenhang mit dem Wachstumschancengesetz ansieht», sagte sie.
Die Union macht eine Zustimmung zu dem Gesetz weiter abhängig davon, dass die Ampel die Streichung der Steuervergünstigung beim Agrardiesel zurücknimmt.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) sagte bei einem Besuch in London: «Der beste Beitrag zur Glaubwürdigkeit der Vorschläge der Union würde darin bestehen, die Blockade gegen das von der Bundesregierung vorgelegte Wachstumschancengesetz aufzulösen. Wer noch mehr Entlastungen auch im steuerlichen Bereich wünscht, sollte ja zumindestens einmal mit der Zustimmung zu dem, was auf dem Tisch liegt, beginnen.» Das Finanzministerium arbeite auch an weitergehenden steuerpolitischen Vorschlägen.
Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Das sogenannte Wachstumschancengesetz springt viel zu kurz, die Entlastung ist mickrig und die Ampel hatte es mit Bürokratie überfrachtet. Im Vermittlungsverfahren machen wir es nun deutlich besser, wir wollen zudem die Landwirtschaft entlasten, aber zum großen Wurf wird es nicht mehr.» Deutschland brauche eine «grundsätzliche Wende» in der Wirtschaftspolitik.
Bundesregierung reagiert mit Kritik auf Unions-Brief
Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hatten angesichts der Konjunkturflaute in einem Brief an Scholz zwölf Maßnahmen für die kommenden zwei Monate vorgeschlagen. Dazu zählen eine dauerhafte Senkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum sowie stärkere Sanktionen für die verweigerte Arbeitsannahme von Bürgergeld-Beziehern.
Die Regierungssprecherin sagte, das Wachstumschancengesetz habe das Ziel, die Unternehmen und die deutsche Wirtschaft massiv zu unterstützen. Alle, denen die Dynamisierung der deutschen Wirtschaft tatsächlich am Herzen liege, seien zunächst einmal gehalten, diesem Gesetz zuzustimmen, sagte die Sprecherin in Richtung der Union.
Grünen-Chef Omid Nouripour zeigte sich ein «bisschen befremdet» über den Brief der Union. «Die schreiben auf, was ihnen eingefallen ist, und erklären mal wieder nicht, wie sie das gegenfinanzieren wollen», sagte er in Berlin. «Und gleichzeitig erklären sie, dass sie die Schuldenbremse nicht antasten wollen.»