Bundesregierung einigt sich auf Kraftwerkstrategie
Autor: dpa
, Montag, 05. Februar 2024
Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, sollen zunächst Gaskraftwerke die nötige Energie bereitstellen. Später sollen sie mit Wasserstoff betrieben werden. Nun steht der Plan dafür.
Die Bundesregierung hat sich auf einen Umbau der Stromversorgung in Deutschland geeinigt. Neue Gaskraftwerke, die später mit Wasserstoff betrieben werden, sollen künftig zur Absicherung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne als «Backups» bereitstehen - zu möglichst niedrigen Kosten für die Stromkunden.
Nach langen Verhandlungen einigten sich Kanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) auf eine Kraftwerksstrategie, wie die Bundesregierung in Berlin mitteilte. Bis spätestens Sommer soll es eine politische Einigung über das künftige Design des Strommarkts geben. Wichtige Fragen sind noch offen.
Ziele der Energiewende
Die Energiebranche wartet seit langem auf eine Strategie für neue Gaskraftwerke, deren Bau mehrere Jahre dauert. Mehrere Konzerne stehen in den Startlöchern. Die neuen Kraftwerke sollen klimaschädliche Kohlekraftwerke ersetzen und einspringen, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint, um die Stromnachfrage zu decken. Energieunternehmen scheuen aber Investitionen, weil sich die neuen Kraftwerke nicht ohne Weiteres rechnen.
Bis 2030 will die Bundesregierung erneuerbare Anlagen vor allem aus Wind und Sonne massiv ausbauen. Das spielt eine zentrale Rolle, um Klimaziele zu erreichen. Das Ziel lautet: 80 Prozent des Stroms sollen 2030 aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Derzeit ist es etwas mehr als die Hälfte. Das Stromsystem soll bis ins Jahr 2035 weitgehend klimaneutral sein. Eine zunehmende Elektrifizierung spielt in vielen Bereichen eine wichtige Rolle, zum Beispiel im Verkehr. Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland Treibhausgasneutralität erreichen. Dann soll ein Gleichgewicht herrschen zwischen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau.
Kernpunkte der Einigung
Die Koalition hatte lange über eine neue Kraftwerksstrategie verhandelt. Die FDP pochte vor allem auf niedrige Kosten. Laut Einigung soll die Strategie nun den Rahmen schaffen für Investitionen in «moderne, hochflexible und klimafreundliche» Kraftwerke, die in der Lage sind, künftig mit Wasserstoff betrieben zu werden. Kurzfristig sollen demnach neue Kraftwerkskapazitäten im Umfang von 10 Gigawatt wasserstofffähige Gaskraftwerke ausgeschrieben werden.
2032 soll laut Bundesregierung festgelegt werden, wann zwischen 2035 und 2040 die Kraftwerke vollständig auf Wasserstoff umgestellt werden sollen. Bis 2032 soll auch ein Wasserstoff-Kernnetz fertig sein - quasi ein Autobahnnetz zum Transport von Wasserstoff, der zum größten Teil importiert werden muss. Die neuen Gaskraftwerke sollen an «systemdienlichen» Standorten stehen. Das bedeutet, die Anlagen könnten dort gebaut werden, wo sie am besten für die Versorgungssicherheit wirken.
Der Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, sagte, es komme auf die richtigen Standorte für neuen Backup-Kraftwerke an. Die Regionalisierung der Kraftwerke sei ein bedeutender Beitrag, um Systemkosten beim Strompreis in den Griff zu bekommen. Nur so ließen sich Kosten sparen, die durch Netzausbau und Eingriffe in die Erzeugungsleistung von Stromproduzenten entstünden. Diese Kosten werden von den Stromkunden über Netzentgelte finanziert.