Bundesbeauftragte: Protest muss sich im Alltag zeigen
Autor: dpa
, Montag, 29. Januar 2024
Schon das dritte Wochenende in Folge sind Zehntausende Menschen bundesweit gegen rechts auf die Straße gegangen. Halten die Proteste an? Und schaden sie der AfD?
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, hofft, dass sich die bundesweiten Proteste gegen rechts auch im Alltag niederschlagen. Die Sorge vor Rechtsextremismus sei in der Mehrheit der Gesellschaft angekommen, sagte die Staatsministerin dem digitalen Medienhaus Table.Media angesichts der starken Beteiligung an den Demonstrationen.
Wichtig seien aber jetzt zwei Dinge. «Zunächst müssen wir die Perspektive der Betroffenen verstehen, sie ermutigen und ihnen vor allem zeigen, dass Solidarität jetzt nicht nur bei ein paar Wochen bleibt. Dann müssen wir dafür sorgen, dass sich die Solidarität der Proteste auch im Alltag zeigt», sagte Alabali-Radovan.
Sie wünsche sich, dass jede und jeder Einzelne mit der Familie, im Freundeskreis oder im Verein aktiv ins Gespräch gehe und bei Rassismus und Verschwörungstheorien einschreitet: «Sich der Konfrontation stellen, auch wenn es manchmal zwischenmenschlich schwierig wird», sagte sie.
Correctiv-Recherche als Auslöser
Am 10. Januar hatte das Recherchezentrum Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter berichtet, an dem einige AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen am 25. November nach eigenen Angaben über «Remigration» gesprochen.
Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. Laut Correctiv nannte Sellner drei Zielgruppen: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht und «nicht assimilierte Staatsbürger».
Hunderttausende gegen rechts auf der Straße
Seit den Enthüllungen gehen bundesweit Menschen gegen rechts auf die Straße. Am vergangenen Wochenende waren es wie am Wochenende zuvor Hunderttausende in vielen großen, aber auch kleineren Städten. Allein in Düsseldorf waren laut Polizei am Samstag etwa 100.000 Menschen auf die Straße gegangen.
In Hamburg waren es nach Polizeiangaben rund 60.000 Menschen, die Bewegung Fridays for Future als Mitveranstalter sprach gar von rund 100.000 Menschen. In Dutzenden weiteren Städten beteiligten sich Menschen vielfach zu Tausenden an den Protesten, die sich auch gegen die AfD richteten.