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Brossardt: Noch kein Konzept, den Strom zum Auto zu bringen


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Donnerstag, 31. Januar 2019

Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht aktuell keine Altnative, um auf Dieselmotoren verzichten zu können. Das Tauziehen um den Brexit belaste vor allem Bayerns Autoindustrie.
Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, hält den Diesel für aktuell unverzichtbar. Foto: Barbara Herbst


Der Strukturwandel in der Autoindustrie ist kein bayerisches Problem allein. Weltweit müssen sich die Unternehmen darauf einstellen. Die wirtschaftliche Stärke Bayerns hängt aber zu einem wesentlichen Teil von den hier ansässigen Automobilherstellern und den vielen Zulieferbetrieben ab.

"Wir müssen es zuallererst beenden, unsere eigene Autoindustrie kaputtzureden", sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), in einem Redaktionsgespräch mit dieser Zeitung. "Ich sehe noch nirgends, dass wir ein Konzept dafür haben, den Strom zum Auto zu bringen." Insofern werde es eine Übergangszeit geben müssen. "Wir werden in den nächsten zehn bis 15 Jahren den Diesel brauchen, um unsere -Ziele zu erreichen", sagte Brossardt. Andere Antriebsarten sollten technologieoffen vorangetrieben werden. Auch Verbesserungen beim Treibstoff gehörten zu dieser Übergangszeit.

Dass bei einem Rückzug aus der Verbrennungsmotorentechnik Jobs wegfallen, sei klar. Diesem Prozess müssten sich der Staat und seine Unternehmen stellen. Es würden aber zugleich auch andere Arbeitsplätze entstehen. Eine von der vbw in Auftrag gegebene Studie kam im Herbst vergangenen Jahres zu dem Ergebnis, dass insbesondere auf dem Feld der Batterietechnologie nicht nur in Bayern, sondern insgesamt in Europa deutliche Akzente gesetzt werden sollten, da ansonsten ein Großteil der Wertschöpfung des Autos der Zukunft von asiatischen Konzernen erbracht werde. Es sei eine wirtschaftliche Frage, ob eine Batteriezellenfabrik in Bayern betrieben werden könne, sagte Brossardt. "Da muss der Freistaat dafür werben."

Unsicherheit durch Brexit

Im Moment hingen 8,8 Prozent der Autoindustrie in Bayern an Verbrennungsmotoren und Kraftstoffsystemen. "Im Saarland sind es zwölf Prozent", berichtete der vbw-Hauptgeschäftsführer.

Die sich durch die Elektromobilität ändernde Wertschöpfung trifft besonders die Zulieferer,

die auf klassische Verbrennungsmotoren fokussiert sind. Das konkrete Problem beschreibt eine andere Studie, erstellt vom Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer. Es sei für die Automobilzulieferer ein schwieriges Unterfangen. Sie müssten investieren, ohne aktuell schon einen großen Mehrwert aus der Investition generieren zu können, heißt es in der Studie. Die Amortisation von Investitionen in die Elektromobilität werde zeitlich gestreckt und zahle sich erst in späteren Jahren aus.

Aktuell beschäftigt vor allem die bayerischen Autokonzerne - aber nicht nur - das Tauziehen um den Brexit. Immerhin sind die wichtigsten Exportgüter Bayerns auf die Insel Kraftwagen und Kraftwagenteile mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent. "2018 sind die Exporte nach Großbritannien noch einmal zurückgegangen", berichtete Brossardt. Auch für die Lederindustrie sei das Vereinte Königreich ein ganz besonderer Markt.

"Es gibt zwei Probleme", erläuterte Brossardt. "Zum einen haben wir ein hohes Maß an Unsicherheit. Zum anderen haben unsere Unternehmen damit zu kämpfen, dass das Pfund an Wert verloren hat." Letztlich gebe es für alle Szenarien Notfallpläne, aber die ungewisse Situation wirke bedrückend auf die Wirtschaft.