Brandanschlag auf Kabel – Zehntausende weiter ohne Strom
Autor: Andreas Rabenstein, Julia Kilian und Fabian Nitschmann, dpa
, Dienstag, 09. Sept. 2025
Plötzlich dunkel, Taschenlampen und Kerzen: Nach einem Brandanschlag sind Zehntausende Berliner Haushalte und Firmen ohne Strom. Wie lange müssen die Bewohner noch ausharren?
Zehntausende Haushalte im Südosten Berlins und viele Firmen mussten einen ganzen Tag und voraussichtlich auch noch länger ohne Strom auskommen – Grund ist vermutlich ein linksextremistischer Brandanschlag auf Starkstromkabel. Die meisten der betroffenen Menschen im Bezirk Treptow-Köpenick können auch am Mittwoch nicht wieder mit Strom rechnen.
Im schlechtesten Fall hätten erst im Laufe des Donnerstags alle Kunden wieder Strom, teilte ein Sprecher von Stromnetz Berlin mit. Darauf richte sich der Netzbetreiber ein. Rund 25.000 Kunden seien weiterhin ohne Strom, sagte Stromnetz-Geschäftsführer Erik Landeck im RBB. «Zur Not-Reparatur sind umfangreiche Tiefbauarbeiten und Kabelmontagen notwendig. Im Laufe des Mittwochs werden die Voraussetzungen für die Kabelmontagearbeiten geschaffen», hieß es.
Die Polizei fuhr mit Lautsprecherwagen durch die Straßen und sagte durch: «Es besteht keine akute Gefahr.» Sie forderte die Menschen auf, Taschenlampen einzusetzen und Handys sparsam zu benutzen. In Notfällen sollten die Menschen Polizeiwachen aufsuchen.
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kündigte an, dass noch am Dienstag zwei sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme – das sind Anlaufstellen für Krisenfälle mit Personal und Stromversorgung – aufgebaut und in Betrieb genommen werden sollten.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) teilte mit, der Stromausfall sei Folge eines gefährlichen Anschlags, der sich unmittelbar gegen die Berliner richte. «Mit diesem Angriff auf unsere Strominfrastruktur wurden bewusst Menschenleben und die Sicherheit unserer Stadt gefährdet.»
Bekennerschreiben aufgetaucht
Unterdessen prüft das Landeskriminalamt (LKA) ein Bekennerschreiben, das auf der linksradikalen Internetseite «Indymedia» veröffentlicht wurde. In dem Text hieß es, der Anschlag richte sich gegen den Technologiepark Adlershof. «Den technologischen Angriff sabotieren – dem militärisch-industriellen Komplex den Saft abdrehen.» Unterzeichnet wurde das Schreiben mit: «Einige Anarchist:innen».
Der Alarm bei der Feuerwehr ging um 3.30 Uhr ein. Die Täter hatten mit Hilfe eines Brandbeschleunigers, also etwa Benzin, am Fuß von zwei großen Strommasten nahe einem Wohnviertel mit Einfamilienhäusern und viel Grün am Königsheideweg Feuer gelegt. Die Flammen zerstörten mehrere dicke Starkstromleitungen.