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Bestsellerautorin Tanja Kinkel im Interview


Autor: PR-Redaktion

, Dienstag, 08. Dezember 2015

Die erfolgreiche Autorin kommt aus Bamberg und erobert mit ihren Romanen stets die Bestseller-Liste in Deutschland - Bereits mehr als 6,5 Millionen verkaufte Bücher!
Ihren neuen Roman, der im RAF-Milieu spielt, präsentierte die Autorin im Oktober mit ihrem Namensvetter Klaus Kinkel (Mitte), Ex-BND-Chef und Außenminister a.D., sowie ihrem Vater Werner Kinkel, der auch ihr Agent ist, auf der Frankfurter Buchmesse. Mit Klaus Kinkel ist die Erfolgsautorin weder verwandt noch verschwägert.  Foto: PR


Historische Romane, Gegenwartsliteratur, Fantasy, Krimi, Thriller, Drama, Liebesgeschichten, Kinderbücher, Religion, kaum ein Thema, womit Dr. Tanja Kinkel sich bis jetzt in ihren Romanen und Geschichten nicht beschäftigt hat. Bereits mit acht Jahren begann Tanja Kinkel, Geschichten und Gedichte zu schreiben und wusste in diesem Alter schon genau, dass sie später Schriftstellerin werden wollte. Doch dass sie so erfolgreich wird, glaubten zu diesem Zeitpunkt weder ihre Eltern noch sie selbst. Bereits mit ihrem dritten Werk "Die Puppenspieler", das auch gleich ein Festeinband seitens des Verlags war, landete sie 1993 zum ersten Mal auf der Bestseller-Liste. Ihr neuestes Werk hat Tanja Kinkel gerade auf der Buchmesse in Frankfurt vorgestellt: "Schlaf der Vernunft". In diesem Buch widmet sich die Fränkin - auf Grund persönlicher Kontakte und Eindrücke - dem Thema RAF, seinen Auswirkungen der Gewalt und politischen Sanktion im "Blutigen Herbst" von einst.

Im Interview erzählt die sympathische 46-jährige Erfolgsautorin, warum sie diesen Beruf gewählt hat, was sie mit Bamberg verbindet, wie sie sich zu neuen Büchern oder vielmehr Themen inspirieren lässt und verrät zudem unseren Lesern ihr persönliches Erfolgsrezept.

Sie sind Bestseller-Autorin, schreiben Romane mit Millionenauflagen und haben bereits mehr als 17 Bücher veröffentlicht. Wie kam es, dass Sie Schriftstellerin - mittlerweile eine der erfolgreichsten Deutschlands - geworden sind?

Tanja Kinkel: "Fleiß, Talent, Neugier, Glück und immer wieder neue Geschichten aus der Geschichte, die mich fanden, als ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war."

Wie gehen Sie an ein neues Buch heran? Wie lassen Sie sich von einem Thema inspirieren und wie entsteht ein neues Werk aus Ihrer Feder?

"Hat das Thema mich gefunden, beginne ich, alles zu lesen, was ich zu dem Hintergrund finden kann. Ich will und muss eine Pluralität der Meinungen kennenlernen, um mich in eine Epoche und einen Personenkreis einzufühlen. Außerdem muss ich mich entscheiden: Will ich eine Lebensgeschichte schreiben, ein oder mehrere Jahre daraus, oder nur einige wenige Wochen in den Fokus stellen? Wenn ich dann beginne, bin ich bereits über Wochen in der Haut der Haupt- und Nebenfiguren und lebe mit ihnen Tag und Nacht. Im Schnitt recherchiere ich 1,5 Jahre lang für ein Buch. Geschrieben ist es dann in zwei bis drei Monaten und nochmal bis zu drei Monaten dauern die Korrekturen."

Sie haben gerade Ihr neues Buch "Schlaf der Vernunft" auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Warum haben Sie das Thema RAF, Terror und die Ereignisse im "Blutigen Herbst 1977" in diesem Werk thematisiert?

"Ich habe die 70er Jahre als Kind ja selbst bewusst erlebt. Ein guter Freund meiner Eltern gehörte zum gefährdeten Personenkreis und musste eine Zeit lang mit ständigem Personenschutz leben. Als Erwachsene lernte ich später eine Menge Alt-68er kennen. Der Terrorismus unserer Gegenwart veranlasste mich, in diese Zeit - unsere unmittelbare Vergangenheit - zurückzuschauen. Dabei fiel mir auf: Die meisten Romane, Filme, Berichte handeln mehrheitlich von den Tätern, die, wenn sie überlebten, zu Ex-Tätern werden, aber selten in einen Kontext mit ihren Opfern gestellt werden, die niemals zu "Ex-Opfern" werden können. Eine der wenigen Ausnahmen ist das erschütternde Buch "Patentöchter" von Corinna Ponto (Tochter von Jürgen Ponto) und Julia Albrecht (Schwester von Susanne Albrecht).
Als Erzählerin faszinierte mich gerade dieser Fokus auf die Familienangehörigen von Opfern und Tätern, und für mich stand fest, dass sich dadurch eine Epoche, deren nicht geschlossene Wunden in unsere Gegenwart reichen, am besten erzählen lassen würde. Außerdem ging es mir darum herauszufinden: Wie konnte eine intelligente, idealistische junge Frau zu einem Punkt kommen, an dem für sie Mord eine akzeptable Lösung ist? An dem viele Menschen für sie nicht mehr zählen, sondern als verachtenswertes Feindbild abgetan werden, das kein Recht mehr auf Leben hat? Dieser psychologisch-emotionale Mechanismus ist leider keineswegs auf die RAF beschränkt. Jeder historische Roman ist gleichzeitig ein Kommentar auf die Gegenwart der Autorin oder des Autors. Während ich täglich in allen Medien und teilweise auf der Straße mit verfolge, wie Hass und Fanatismus wieder hoffähig werden, sehe ich in der Zeitgeschichte auch eine Warnung."

Sie sind gebürtige Bambergerin und leben seit dem Studium in München. Was bedeutet Bamberg für Sie und was verbindet Sie heute noch mit Ihrer Heimatstadt?

"Bamberg war und bleibt mein Zuhause. Es hat mich durch seine Bauwerke genauso geprägt wie durch die Menschen, die hier leben, mich unterrichteten, mich die wichtigsten Jahre meines Lebens lang begleiteten. Hier lebt man mit Geschichte und ich wäre nie so geworden, wie ich heute bin, weder als Mensch noch als Autorin."

"Die Puppenspieler", eines Ihrer erfolgreichsten Werke, wurde kürzlich in Prag verfilmt und wird 2016 in der ARD ausgestrahlt. Sie waren am Set dabei. Was war das für eine Erfahrung?

"Ich wusste, der Film ist immer eine andere Form von Kunst, als es ein Buch sein kann. Mir war also von vornherein klar, dass es sich nicht um eine Umsetzung im 1:1-Verhältnis handeln konnte - oder sollte. Ich habe dann aber erlebt, wie intensiv sich die Crew mit dem Thema beschäftigt hat. Die Schauspieler diskutierten leidenschaftlich über ihre Charaktere. Die Kostümbildnerin hatte mein Buch zur Hand, als ich die Garderobe besuchte. Sie war unglaublich detailgenau. Was sogar dazu führte, dass alle Gabeln bei einer großen Tafel zwei Zinken hatten, wie zu jener Zeit. Ich weiß natürlich noch nicht, wie das Endergebnis ausfallen wird, aber ich war glücklich darüber, so viel Professionalität und Engagement miterleben zu dürfen. Außerdem war die Begegnung mit Schauspielern wie Ulrich Matthes und Herbert Knaup, die mich sofort integrierten, natürlich auch ein besonderes Highlight in meinem Leben."

Haben Sie ein literarisches Vorbild?

"Wenn überhaupt, dann Feuchtwanger, der sich auch nie völlig auf ein Genre hat festlegen lassen, sondern das geschrieben hat, was für ihn die Geschichte war, die er zum jeweiligen Zeitpunkt unbedingt erzählen wollte."

Wer ist die private Tanja Kinkel? Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit und was sind Ihre Hobbys?

"Sie gehen nahtlos in meinen Beruf über: Reisen, was für mich gleichzeitig Recherche bedeutet, Lesen, gleichzeitig Leidenschaft und Notwendigkeit, Theater, Film - und natürlich körperliche Entspannung durch Skifahren, Schwimmen, Wandern."

Sie sind stark sozial engagiert und haben eine eigene Hilfsorganisation "Brot und Bücher" gegründet. Was ist das für eine Einrichtung und welches Ziel verfolgen Sie damit?

"Wir helfen in der Dritten Welt, Indien, Tansania, Ghana und Benin, dort, wo andere Organisationen nicht hinkommen. Dafür finanzieren wir vorwiegend Schulen und haben darin jetzt schon über 4000 Kindern den Weg zur Bildung geöffnet. Aber wir helfen auch etwa im gleichen Umfang in Deutschland Kindern, die traumatisiert sind durch Gewalt gegen Körper und Seele, und solchen mit lebensbegrenzenden Krankheiten."

Verraten Sie uns doch bitte Ihr persönliches Erfolgsrezept?

"Wenn ich etwas tun kann, fange ich damit an. Auch bin ich in der glücklichen Lage, von dem, was ich am liebsten mache, leben zu können. Das motiviert zusätzlich."

Was sind Ihre weiteren Pläne und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

"Vielen Menschen mit Respekt begegnen zu können, denen es Spaß macht, auch mir zu begegnen."
Das Interview führte Nadine Nüsslein.

Anmerkung der Redaktion: Im Gespräch verriet Tanja Kinkel augenzwinkernd auch eine klassische Berufskrankheit von Autoren. Egal in welcher Stadt sie eine Buchhandlung besucht, sieht sie nach ihren Büchern. Falls diese "nur" im Regal stehen, nimmt sich die Autorin unauffällig ein Exemplar und platziert es auffallend! "Das machen alle Autoren", so die Bambergerin.