Merz im Verteidigungsmodus: Reformen sind kein Kahlschlag
Autor: den dpa-Korrespondentinnen und Korrespondenten
, Mittwoch, 24. Sept. 2025
Angriff ist die beste Verteidigung: So tritt Kanzler Merz in der Generaldebatte des Bundestags auf. Er attackiert seine Kritiker, wird beim Thema Reformen aber wieder nicht konkret.
Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Generaldebatte im Bundestag vor allem dazu genutzt, die Kritik der Opposition an der Reformpolitik der Koalition zurückzuweisen. Er verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Regierung betreibe mit ihren Plänen «Kahlschlag» am Sozialstaat. «Das Ziel der Reformen, die wir auf den Weg bringen, ist nicht der Abbruch des Sozialstaats, sondern ist der Erhalt des Sozialstaats, so wie wir ihn wirklich brauchen», sagte der CDU-Chef. Der Opposition warf er vor, ein «Zerrbild» an die Wand zu malen.
Die Generaldebatte gilt als Höhepunkt der Beratungen über den Bundeshaushalt 2026. Merz hatte bereits in der Vorwoche zum Etat 2025 geredet und eindringlich um Unterstützung für Reformen des Sozialstaats geworben. Wie schon am vergangenen Mittwoch wurde der Kanzler auch diesmal nicht konkret.
Auto- und Stahlgipfel in den nächsten Tagen
Für die Kabinettsklausur in der kommenden Woche stellte Merz weitreichende Beschlüsse zur Staatsmodernisierung in Aussicht, ohne Einzelheiten zu nennen. Außerdem kündigte er an, dass die geplanten Gipfeltreffen mit der Auto- und Stahlindustrie in den nächsten Tagen stattfinden werden. Es gehe darum: «Was können wir noch mehr tun, um diese Industrien in Deutschland zu halten und ihnen in Deutschland eine gute Perspektive zu eröffnen.»
Der Kanzler wies auch den Vorwurf der Opposition zurück, die Bundesregierung schleife die Klimapolitik. «Nichts könnte ferner von der Realität sein», sagte er. «Wir machen Klimaschutz ohne Ideologie.»
Kein Wort zu Trump, Russland oder Israel
Die Außenpolitik sparte Merz überraschenderweise aus. Er ging nicht auf die Rede von US-Präsident Donald Trump vor der UN-Vollversammlung ein und auch nicht auf die Debatte über einen möglichen Abschuss russischer Kampfjets in den Nato-Luftraum. Erneut äußerte er sich nicht zum Krieg im Nahen Osten und zur Diskussion über eine härtere Gangart gegenüber Israel.
Für seine Rede in der Generaldebatte hatte Merz auf die Teilnahme an der UN-Vollversammlung in New York verzichtet. In den ersten Monaten seiner Amtszeit war er immer wieder dafür kritisiert worden, dass er sich mit Reisen nach Washington, Paris oder Kiew zwar außenpolitisch profiliert, aber die Innenpolitik vernachlässigt habe. Dass er der UN-Vollversammlung fernbleibt, trifft nun aber auch auf Kritik.
Grüne: «Sie sollten in New York sein»
«Sie sollten in New York sein», sagte Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann. Wenn es um Lösungen für Frieden im Nahen Osten oder die Unterstützung der Ukraine gehe, wäre es Aufgabe des Kanzlers, dort zu sein. Haßelmann sprach auch die Rede Trumps in New York an, in der der US-Präsident die UN scharf attackiert hatte. Sie fragte Merz, ob er Trump nicht habe widersprechen wollen.