Warum die 99-Cent-Butter für Ärger sorgt
Autor: Julian Weber und Martin Oversohl, dpa
, Montag, 15. Dezember 2025
Traktoren rollen vor die Lidl-Zentrale und an anderen Standorten des Discounters: Die Bauern protestieren gegen Billig-Butter und fordern faire Preise. Der Handel sieht die Ursache woanders.
Warnleuchten und blockierte Straßen: Angesichts sinkender Preise vor allem für Milch und Butter haben Landwirte mit Traktoren vor der Lidl-Zentrale in Bad Wimpfen (Baden-Württemberg) gegen die Preispolitik des Discounters protestiert.
Ähnliche Proteste gab es auch an anderen Orten in Deutschland, etwa im sächsischen Radeburg sowie in Cloppenburg (Niedersachsen). Die Bauern nehmen den Preisverfall als existenzbedrohend wahr. «Ist der Bauer ruiniert, wird dein Essen importiert», steht auf einem Schild. Was steckt dahinter?
Wogegen protestieren die Bauern?
Lidl verramsche Lebensmittel wie Butter und Milch, wirft Christian Coenen, Vorstandschef des Vereins «Land schafft Verbindung», dem Discounter vor. «Und wenn Lebensmittel zur Ramschware werden, dann wird es Zeit, dass wir etwas dagegen unternehmen», sagte der Ackerbauer in Bad Wimpfen. «Wenn die Butter für 99 Cent angeboten wird, was soll da noch beim Bauern auf dem Hof ankommen?»
In einer Online-Petition wirft der Verein, ein Zusammenschluss aus Landwirten, den Lebensmitteleinzelhändlern im Deutschland «unlautere Handelspraktiken» vor. Lebensmittel unter ihren Produktionskosten zu verkaufen, untergrabe die wirtschaftliche Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion, heißt es dort.
Wovon hängt der Butterpreis ab?
Butter ist hierzulande so günstig wie lange nicht. Die Handelsketten reduzierten die Preise kürzlich erneut. Der hängt insbesondere vom günstigeren Preis für Milch auf dem Weltmarkt ab. Bei den Molkereien wurde zuletzt mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum, außerdem ist der Fettgehalt gestiegen. Dadurch wird weniger Milch benötigt, um ein Kilogramm Butter herzustellen - und mehr Milch steht für Butter oder andere Produkte zur Verfügung.
Lebensmittelhändler arbeiten mit Mischkalkulationen. Bei einigen Artikeln sind die Margen höher, bei anderen geringer. Sogenannte Eckpreisartikel wie Butter haben eine besondere Zugkraft, weil hier sehr auf die Preise geachtet wird. Die Ketten bieten sie oft vergünstigt an, um Kunden in die Läden zu locken.
Wie reagiert Lidl auf die Vorwürfe?
Lidl Deutschland teilte mit, die aktuelle Preissenkung bei Butter sei eine notwendige Reaktion auf die derzeitige Ausnahmesituation am Rohstoffmarkt. «Seit September verzeichnen wir ein deutliches Überangebot an Rohmilch im Vergleich zum Vorjahresniveau», hieß es. Flössen diese Mengen nicht ab, drohe möglicherweise ein noch stärkerer Preisverfall.