Barmer GEK baut 3500 Stellen ab
Autor: Matthias Litzlfelder
Bamberg, Montag, 24. Februar 2014
Die Krankenkasse will mittelfristig fast jeden fünften Arbeitsplatz streichen und die Zahl ihrer Geschäftsstellen halbieren. Inwieweit die Beratung in Franken reduziert wird, ist derzeit noch offen.
Die Hälfte soll künftig reichen.Versicherte der Barmer GEK werden demnächst weniger direkte Anlaufstellen für ihre Anliegen haben. Die zweitgrößte deutsche Krankenkasse kündigte gestern an, die Zahl ihrer Geschäftsstellen von derzeit 769 auf etwa 400 zu reduzieren. Auch die Zahl der 16 900 Mitarbeiter soll verringert werden, teilte der Vorstandsvorsitzende Christoph Straub in einer Presseerklärung mit. Mittelfristig wolle man 3500 Stellen abbauen, "in enger Abstimmung mit der Personalvertretung sozialverträglich".
Spitzenplatz an TK verloren
Inwieweit Geschäftsstellen in Franken geschlossen werden, war gestern noch völlig offen. "Das heute ist ein Grobkonzept", sagte Stefani Meyer-Maricevic, Sprecherin der Landespressestelle Bayern.
Die Barmer GEK hatte zu Jahresbeginn den Spitzenrang als größte gesetzliche Kasse an die Techniker Krankenkasse (TK) verloren. Sie kommt derzeit bundesweit auf rund 8,64 Millionen Versicherte, davon mehr als eine Million in Bayern. Entstanden ist die Kasse Anfang 2010 aus der Fusion der Barmer mit der Gmünder Ersatzkasse.
Branchenkenner vermuten, dass die jetzt angekündigten Umstrukturierungen noch Nachwirkungen dieser Fusion sind. Die Verantwortlichen der Barmer GEK nennen allerdings andere Gründe. Vorstandsvorsitzender Straub spricht von Kostensteigerungen im Gesundheitswesen und verändertem Kundenverhalten. Die Kasse werde in Telefon- und Onlineservices investieren. Zudem seien mobile Geschäftsstellen geplant. "Unsere Analysen zeigen, dass immer mehr Versicherte ihre Anliegen am Telefon oder im Web erledigen und weniger in die Geschäftsstellen kommen", sagte Straub. Die Erreichbarkeit vor Ort bleibe mit der neuen Struktur aber dennoch erhalten.
AOK mit 42 Prozent Marktanteil im Freistaat
"Wir haben auch dann bundesweit immer noch mehr Geschäftsstellen als die Techniker Krankenkasse", sagte die Sprecherin der Barmer GEK. In der Tat verfügt der neue Marktführer TK mit seinen 8,68 Millionen Versicherten über gerade mal 247 Geschäftsstellen in Deutschland.
Zum Vergleich: Allein im Freistaat kommt die AOK Bayern auf 250 Geschäftsstellen. "Und dabei soll es auch bleiben", sagte AOK-Sprecher Michael Leonhart. Es sei weder eine Reduzierung von Geschäftsstellen noch ein Personalabbau geplant. Die AOK Bayern, in ihrer jetzigen Form gibt es sie seit 1995, hat in Bayern einen Marktanteil von 42 Prozent. Die Kasse beschäftigt 10 000 Mitarbeiter. "Wir sind seit Gründung der AOK Bayern immer konstant geblieben, was die Zahl der Mitarbeiter und Geschäftsstellen angeht. Das hat sich als gut erwiesen", sagt Leonhart.
104 Geschäftsstellen in Bayern
In Bayern arbeiten aktuell für die Barmer GEK 1800 Menschen in 104 Geschäftsstellen. In der Region ist die Krankenkasse in jeder größeren Stadt vertreten, so zum Beispiel in Coburg, Bamberg, Haßfurt, Bad Kissingen, Kulmbach oder auch Herzogenaurach. Dass nun die Hälfte davon geschlossen wird, diese Rechnung sei falsch, sagte Meyer-Maricevic. "Bayern ist ein Flächenstaat. Dem wird sicher Rechnung getragen werden." Innerhalb von 15 Minuten soll eine Geschäftsstelle auch weiterhin zu erreichen sein.