Automat wird zur Postfiliale: Post stellt Hunderte Anträge
Autor: Wolf von Dewitz, dpa
, Sonntag, 09. November 2025
In der Postfiliale ein Schwätzchen halten mit der Bedienung am Schalter? In manchen Filialen ist das nicht mehr möglich. Denn einen Menschen am Schalter gibt es da gar nicht mehr.
Die Deutsche Post setzt im großen Stil auf Automaten, um in manchen Dörfern und Städten keine Filialen mit Menschen mehr betreiben zu müssen. Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, gingen bei ihr bis Ende September 629 Anträge ein, damit Automaten als Postfilialen gelten. 72 wurden bereits genehmigt, vier zurückgezogen; der Rest wird noch geprüft.
Bei der Zulassung geht es um die Frage, ob die Standorte angerechnet werden bei der Erfüllung der gesetzlichen Filialnetz-Pflicht: Die Post muss flächendeckend Filialen betreiben, meistens sind damit Postschalter in Supermärkten, Kiosken und anderen Geschäften gemeint. Sie stellt schon länger Automaten auf, diese galten bislang aber nicht als Filialen - eine Filiale mit Menschen betreiben musste sie trotzdem. Seit Januar hat sich das wegen einer Gesetzesnovelle geändert, dies nutzt der Logistiker nun.
Bundesweit hat die Post circa 12.600 Filialen. Sollten ihre Anträge abgesegnet werden, bestünde das Filialnetz zu rund fünf Prozent aus Automaten: An etwa jedem zwanzigsten Filialstandort gäbe es dann keinen Postschalter mehr, an dem ein Mensch bedient. Die bereits zugelassenen Automaten-Filialen sind vor allem in ländlichen Regionen, etwa in Asendorf (Niedersachsen), Sankt Augustin (NRW), Heusenstamm (Hessen), Egling (Bayern), Harztor (Thüringen) und Schwarzheide (Brandenburg).
Um welche Automaten es geht
Mit Automat gemeint sind sogenannte Poststationen, in denen Pakete abgegeben und abgeholt, Briefmarken gekauft und Briefe eingeworfen werden. Eine Videoberatung gibt es auch. Man bekommt fast alles, was man auch in einer Filiale mit Menschen bekommt. Großer Vorteil der Poststation ist, dass sie rund um die Uhr verfügbar ist - kein Kunde muss unverrichteter Dinge wieder abziehen, weil er außerhalb der Öffnungszeiten angeklopft hat.
Bundesweit hat die Post mehr als 900 Poststationen, der Großteil von ihnen spielt bei der Filialnetzpflicht keine Rolle - manch eine stehen als Ergänzung vor einer normalen Filiale und gewährleistet, dass die Kunden Tag und Nacht Briefmarken kaufen oder Pakete abgeben können. Hinzu kommen noch 15.600 Packstationen, die nur für Pakete sind.
Die Filialnetz-Pflicht als Dauerproblem
Die Post ist verpflichtet, in Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern eine Filiale zu haben. Außerdem darf die Filiale in zusammenhängend bebauten Wohngebieten nicht weiter entfernt sein als zwei Kilometer. Diese Vorgaben hält die Post schon lange nicht ein, Ende September waren es 160 unbesetzte Pflichtstandorte - dort gab es also keine Filiale, obwohl es eine hätte geben müssen.
Ein Grund hierfür ist der Strukturwandel auf dem Land: Wenn in einem Dorf der letzte Krämerladen zumacht, hat die Post auch keinen Partner mehr vor Ort, der in seinem Geschäft einen Postschalter aufstellen kann.