Streit ums Handgepäck: Klagen und Abmahnungen gegen mehrere Airlines
Autor: Agentur dpa
Deutschland, Montag, 25. August 2025
Der Streit um kostenloses Handgepäck in Flugzeugen erreicht die Gerichte. Airlines und Verbraucherschützer haben unterschiedliche Vorstellungen von fairen Regelungen in der Kabine.
Der ewige Streit ums Handgepäck im Flugzeug ist vor Gerichten gelandet. Gemeinsam mit europäischen Partnern streitet der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) dafür, dass Flugpassagiere kostenfrei mehr Handgepäck in die Kabine mitbringen dürfen als bislang. Doch die meisten Airlines und ihre Verbände mauern. Sie wollen den durchaus vorhandenen Platz in Gepäckfächern lieber für zusätzliche Einnahmen nutzen.
Im Kern geht es um die Frage, wie groß "angemessenes Handgepäck" sein darf, denn die einschlägigen EU-Vorschriften bleiben in diesem Punkt unbestimmt. Die Antworten fallen je nach Perspektive unterschiedlich aus. Europas größter Billigflieger Ryanair lässt beispielsweise nur eine kleine Tasche zu, Außenmaße höchstens 40x30x20 Zentimeter. Alles Weitere kostet. Besonders teuer wird es für Kunden, wenn sie dies erst am Gate bemerken. Die vzbv-Vorständin Ramona Pop spricht daher von "Kostenfallen".
"Kostenfalle" Koffer? - Mehrere Airlines abgemahnt
Die Verbraucherschützer wollen Airlines zwingen, zusätzlich einen Kabinenkoffer mit dem vom Airline-Weltverband IATA empfohlenen Außenmaß von 115 Zentimetern (beispielsweise 55x40x20) zu akzeptieren. Typische Rollkoffer in dieser Größe werden schon seit Jahren als Kabinengepäck verkauft, kosten aber auf den meisten Direktflügen teils deftige Aufpreise. Zwischen 6 und 75 Euro pro Kabinenkoffer hat der europäische Verbraucherverband BEUC festgestellt.
Stark reduziert bei Otto.de: Trolleyset Rom (4-teilig) von Juskys zum halben Preis*
Bei Lufthansa wie auch bei anderen Netzairlines sind Tasche und kleiner Koffer im Ticketpreis inbegriffen, weil man für die vielen Umsteiger keinen Unterschied machen will zur Langstrecke. Auch Condor hat auf neuen City-Flügen immer einen Trolley und eine kleine Tasche inbegriffen. Geht es hingegen zu touristischen Zielen oder auf die Langstrecke, gibt es auch hier im günstigsten Tarif nur die kleine Tasche.
Der vzbv hat die Direktflieger Norwegian Air, Ryanair, Transavia, Volotea, Easyjet, Wizz und Vueling wegen ihrer Handgepäckpolitik abgemahnt. Zusätzlich wurden Klagen gegen Easyjet, Wizz und Vueling vor deutschen Gerichten eingereicht. In Brüssel tobt zudem zwischen Parlament und Mitgliedstaaten ein Streit um die künftigen Fluggastrechte.
Branchenverbände lehnen zusätzliche Regeln ab
Branchenverbände wie der A4E auf europäischer Ebene lehnen zusätzliche Regeln ab. Ihr zentrales Argument: Die Billigtarife mit einem Mini-Gepäckstück werden millionenfach von Konsumenten gebucht. Vor wenigen Wochen haben die A4E-Mitglieder erklärt, dass sie nach der Sommersaison ein einheitliches Mindestmaß von 40x30x15 Zentimeter umsetzen. Großzügigere Regelungen aus der Vergangenheit sollen nach Ermessen der Airlines wirksam bleiben.
Auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) verteidigt das Baukastenprinzip, nach dem jeder Passagier für zusätzliches Gepäck selbst zahlen muss. Wäre dies nicht der Fall, müssten die Kosten auf alle umgelegt werden, sagt eine Sprecherin.