Ausbaugewerbe bleibt der Motor
Autor: Matthias Litzlfelder
Würzburg, Donnerstag, 17. Januar 2013
Die fränkischen Handwerksbetriebe sind zuversichtlich. Binnennachfrage, Energiewende und niedrige Zinsen sprechen auch 2013 für eine hohe Investitionsbereitschaft der Bürger. Nur die Lage am Ausbildungsmarkt wird dramatischer.
Die fränkischen Handwerksbetriebe sind hoffnungsvoll ins neue Jahr gestartet. Zwar ist die Stimmungslage zu Jahresbeginn überall etwas getrübter als noch zum Jahresende. Aber insgesamt zehrt das Handwerk vom sehr stabilen Jahr 2012. Unbeeindruckt von der Schuldenkrise konnten die Handwerker im vergangenen Jahr beinahe die Umsätze des Rekordjahres 2011 halten. "Ausschlaggebend waren vor allem die in Deutschland zunehmende Beschäftigung und die steigenden Einkommen, die den Konsum stützten", sagte Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken. Sein Präsidentenkollege in Unterfranken, Hugo Neugebauer, berichtete, dass im Jahresdurchschnitt 88 Prozent der unterfränkischen Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden gewesen seien.
Egal, ob in Ober-, Unter- oder Mittelfranken: Der wesentliche Konjunkturtreiber im Handwerk ist nach wie vor das Bau- und Ausbaugewerbe.
Zufrieden sind auch die sogenannten Gesundheitshandwerker wie Augenoptiker oder Zahntechniker. Deren Geschäfte bewegten sich 2012 ungefähr auf Vorjahresniveau. Oberfrankens Präsident Zimmer wies allerdings darauf hin, dass insbesondere bei den verbrauchernahen Dienstleistungshandwerkern wie Friseuren oder Kosmetikern ein hoher Konkurrenzdruck herrsche.
Weniger Bäcker und Metzger
Immer weniger Konkurrenz gibt es dagegen bei den Bäckern und Metzgern. Der Grund: Die Zahl der Betriebe verringert sich. Unterfrankens Kammerpräsident Hugo Neugebauer, selbst Fleischermeister, spricht von großen Personalnöten - mit Folgen. So habe es zum Beispiel in Stadt und Landkreis Würzburg im Jahr 2004 noch 130 Fleischereibetriebe gegeben. Mittlerweile seien es nur noch 94 - ein Rückgang von rund 28 Prozent.
Rund 700 Metzgereien und 500 Bäckereien gibt es laut oberfränkischer Handwerkskammer noch in Oberfranken. Laut Thomas Zimmer, der als Bäckermeister in Bayreuth eine Bäckerei betreibt, wäre es "bei uns noch viel schlimmer, wenn wir nicht das Bewusstsein durch die ,Genussregion Oberfranken‘ geweckt hätten". Die von der Kammer unterstützte Marketinginitiative fördert regional erzeugte Lebensmittel.
Insgesamt, so Zimmer, gehe es den Lebensmittelhandwerkern trotz des immensen Wettbewerbsdrucks von Supermärkten und Discountern sowie gestiegener Rohstoffpreise aber nicht schlecht. Im Jahresschnitt hätten 86 Prozent der oberfränkischen Betriebe von guten oder zufriedenstellenden Geschäften berichtet.
Lediglich das Kraftfahrzeughandwerk ist weniger zufrieden mit dem zurückliegenden Jahr. Kein Wunder. Der Automarkt in Deutschland hat sich schwächer entwickelt. Der Absatz an Neufahrzeugen blieb sowohl bei Pkw als auch bei Nutzfahrzeugen hinter dem Vorjahr zurück. Im stark von Autozulieferern geprägten Oberfranken rechnet ein Fünftel der Betriebe mit weiter sinkenden Umsätzen.
Aufgrund niedriger Zinsen und geringer Arbeitslosenquote erwarten alle drei fränkischen Kammern, dass auch 2013 gut für die Handwerksbetriebe wird, mit "voraussichtlich leichter Konsolidierung", wie es die Kammer in Würzburg ausdrückt.
Präsident Hugo Neugebauer sieht aber ein gravierendes Problem auf das Handwerk zukommen. "Wir hätten im vergangenen Jahr mehr machen können, wenn wir genügend Fachkräfte gehabt hätten", sagte er. Und sein Hauptgeschäftsführer Rolf Lauer ergänzt: "Es zieht immer weniger junge Menschen ins Handwerk." Weniger Azubis heiße aber auch weniger Gesellen und irgendwann weniger Versorgungsbetriebe. "Eine sehr ernste Entwicklung für die Gesellschaft", mahnte Lauer. In Unterfranken verzeichnete man 2012 einen Rückgang bei den neu abgeschlossenen Lehrverträgen von 5,6 Prozent. Jetzt wolle man verstärkt Nachwuchswerbung betreiben und vor allem auf die Eltern zugehen, sagte Lauer. Auch in Oberfranken sieht man Handlungsbedarf. "Es darf kein Jugendlicher verloren gehen", sagte Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken.