Wie ist es um die Gesundheit der Arbeitnehmer bestellt?
Autor: dpa
, Dienstag, 14. Oktober 2025
Atemwegserkrankungen setzen Beschäftigte besonders oft außer Gefecht, psychische Belastungen besonders lange. Sind wir heute kränker als früher? Machen wir öfter blau? Oder gibt es andere Gründe?
Kaum ist es etwas kühler geworden, rollen die Erkältungs-, Grippe- und Corona-Wellen durch Deutschland. In den nächsten Wochen und Monaten dürften immer wieder viele Arbeitnehmer krank ausfallen.
Die Zahl der Krankmeldungen war in den vergangenen Jahren vergleichsweise hoch - und die Krankenversicherung AOK geht davon aus, dass das auch im laufenden Jahr in der Gesamtbilanz so bleiben wird. Vor allem die Zahl der Menschen mit psychischen Erkrankungen steigt immer weiter an.
Wie oft meldet sich ein Beschäftigter im Jahr krank?
Im vergangenen Jahr laut AOK im Schnitt 2,3 Mal. «Mit 228 AU-Fällen je 100 Mitglieder ist der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2023 von 225 Fällen je 100 Mitglieder noch einmal übertroffen worden», teilte die Krankenversicherung mit. AU steht für Arbeitsunfähigkeit. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 kamen auf 100 Versicherte lediglich knapp 160 Krankheitsfälle pro Jahr.
Die Zahlen der AOK beziehen sich auf die ungefähr 15 Millionen Beschäftigten, die bei der Krankenkasse versichert sind.
Welche Erkrankungen kommen besonders häufig vor?
Einen großen Teil der Krankheitsfälle machen Atemwegserkrankungen aus. 2024 gab es 82,2 Fälle je 100 AOK-Mitglieder. Die zweitgrößte Kategorie sind Erkrankungen an Muskeln und Skelett mit 40,4 Fällen je 100 Versicherte. Noch deutlich dahinter liegen psychische Erkrankungen mit 14,0 Fällen je 100 Versicherte. Hier geht die Kurve aber seit Jahren nach oben - und damit auch die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage wegen solcher Erkrankungen. «In den letzten zehn Jahren sind die Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen um 43 Prozent gestiegen», teilte die AOK mit.
Und wie lange fallen die Kollegen im Schnitt aus, wenn sie krankgeschrieben werden?
Das ist je nach Erkrankung sehr unterschiedlich. Bei den häufig vorkommenden Atemwegserkrankungen dauerten die Krankschreibungen im Durchschnitt 5,9 Tage. Ganz anders ist es bei den psychischen Erkrankungen: Beschäftigte fehlten bei diesen Erkrankungen durchschnittlich 28,5 Tage pro Erkrankungsfall.
Sorgt die telefonische Krankschreibung dafür, dass mehr Leute blaumachen?
Nein, sagt die AOK. «Einerseits waren 2024 insgesamt 26,4 Millionen
atemwegsbedingte AU-Fälle unter den AOK-versicherten Beschäftigten zu verzeichnen. Andererseits sind von den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten nur in 145.000 Fällen telefonische Krankschreibungen abgerechnet worden», sagte Helmut Schröder, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.