Ampel hält sich Aussetzen der Schuldenbremse weiter offen
Autor: dpa
, Freitag, 19. Januar 2024
Finanzpolitisches Spannungsfeld: Auf der einen Seite steht die Einhaltung der Schuldenbremse laut Haushaltsentwurf 2024, auf der anderen die unvorhersehbare Situation in der Ukraine.
Unter hohem Spardruck und nach wochenlangem Ringen hat die Ampel-Koalition den Bundeshaushalt für das laufende Jahr auf den Weg gebracht. Der Haushaltsausschuss des Bundestags beschloss einen Etat mit Ausgaben von 476,8 Milliarden Euro und neuen Krediten in Höhe von rund 39 Milliarden. Die Schuldenbremse soll damit nach jahrelangen Ausnahmen wieder voll greifen. Die Ampel-Fraktionen machten aber deutlich, dass sie unter Umständen doch noch ausgesetzt werden könnte. Die Investitionen sind mit rund 70,5 Milliarden Euro ausgewiesen.
Der Spardruck wurde zuletzt gemildert, weil Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gemessen am ursprünglichen Entwurf mehr Mittel in Milliardenhöhe aus der Rücklage einsetzen konnte und die wirtschaftliche Entwicklung eine höhere Neuverschuldung zuließ.
Die Union kritisierte das Zahlenwerk als Stückwerk, das falsche Prioritäten setze. Die AfD erklärte den Entwurf sogar für verfassungswidrig. Aus Sicht der Linken ist er unsozial.
«Wir haben gestern im Haushaltsausschuss einen verfassungskonformen Haushalt beschlossen», sagte dagegen der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dennis Rohde, in der Bundespressekonferenz in Berlin. An vielen Stellen habe man neu priorisieren und umschichten müssen. Die «wesentlichen Meilensteine» des ersten Haushaltsentwurfs seien aber erhalten geblieben. Der Grünen-Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler sprach von «schmerzhaften Einsparungen». Einige zunächst angedachte Kürzungen fallen allerdings kleiner aus, oder es wurde ganz darauf verzichtet.
Der Etatentwurf geht nun in die parlamentarische Beratung. Bundestag und Bundesrat sollen Anfang Februar endgültig darüber entscheiden.
Komplikationen durch Verfassungsgerichtsurteil
Dass der Bundeshaushalt für das laufende Jahr nicht schon längst in trockenen Tüchern war, liegt an einem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts Mitte November. Die Folge: Im Haushalt sowie im Fonds für Investitionen in Klimaschutz und den Umbau der Wirtschaft mussten Milliardenlöcher gestopft werden.
Darüber verhandelten die Spitzen von SPD, Grünen und FDP wochenlang - und sie trafen heftig umstrittene Sparentscheidungen. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich auf teurere Flüge und höhere Preise beim Tanken und Heizen einstellen. Die Ticketsteuer für Passagierflüge sowie der CO2-Preis auf Heizöl, Gas und Sprit sollen steigen und mehr Geld in die Staatskasse bringen.