Ampel einigt sich beim Haushalt: Hier wird nun gespart - und das wird wohl teurer
Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa
Berlin, Mittwoch, 13. Dezember 2023
Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Sondervermögen ist die Finanzplanung der Bundesregierung ins Wanken geraten. Nun scheint es einen Durchbruch gegeben zu haben. Bei vielem soll jetzt gespart werden. Doch nicht allen gefällt das, Kritik kommt nicht nur aus der Opposition.
Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts fehlten dem Bund auf einmal 60 Milliarden Euro in der Haushaltskasse. Corona-Gelder durften nämlich nicht wie von der Ampel-Regierung geplant in den sogenannten Klima- und Transformationsfonds (KTF) umgeschichtet werden. Es folgte eine Haushalts-Krise - die gesamte Finanzplanung des Bundes geriet ins Wanken.
Nach zähen Verhandlungen haben sich die Koalitionspartner am Mittwoch (13. Dezember 2023) auf einen Fahrplan geeinigt, wie man aus dem Haushaltsloch wieder herauskommt. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat bei einer Pressekonferenz am Mittag wie erwartet Kürzungen und Einsparungen angekündigt, um das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts umzusetzen. "Die machen wir nicht gerne, klar, sie sind aber nötig, damit wir mit dem Geld, was uns zur Verfügung steht, hinkommen", sagte Scholz am Mittwoch in Berlin. Es würden klimaschädliche Subventionen abgeschafft, Ausgaben einzelner Ressorts reduziert und Bundeszuschüsse verringert.
Weg aus der Haushaltskrise - Ampel kündigt Einsparungen an
Der Kanzler betonte, die Bundesregierung halte an ihren drei zentralen Zielen fest. "Wir treiben den klimaneutralen Umbau unseres Landes kraftvoll voran. Wir stärken den sozialen Zusammenhalt. Und wir stehen eng an der Seite der Ukraine in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland." Diese drei Ziele leiteten die Bundesregierung unverändert. "Klar ist aber, wir müssen mit deutlich weniger Geld auskommen, um diese Ziele zu erreichen."
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Was bedeutet das konkret - und vor allem, was wird gestrichen und was wird nun teurer? Zunächst werden bis 2027 Klimaschutz- und Transformationsprojekte im Volumen von 45 Milliarden Euro zusammengekürzt. Der Klima- und Transformationsfonds bleibe das zentrale Instrument des Bundes für den klimaneutralen Umbau des Landes, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. Er habe noch immer ein Gesamtvolumen von 160 Milliarden Euro. Allein im nächsten Jahr würden die Ausgaben infolge des Karlsruher Haushaltsurteils aber um zwölf Milliarden Euro verringert.
Im Kernhaushalt für das Jahr 2024 musste die Ampel-Koalition eine Lücke von rund 17 Milliarden Euro stopfen. "Das machen wir insbesondere, indem wir klimaschädliche Subventionen abschaffen, die Ausgaben einzelner Ressorts etwas absenken und Bundeszuschüsse verringern", sagte Scholz. Doch das sind nicht die einzigen Subventionen, die gestrichen werden sollen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat angekündigt, dass die Förderung für den Kauf von Elektroautos früher ausläuft als geplant. "Sie läuft ja eh aus, aber wir werden das früher tun", sagte der Grünen-Politiker. Auf diese Maßnahme hat sich die Ampel-Koalition geeinigt, um das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts umzusetzen. Geplant war bisher, dass die Kaufprämien für E-Autos 2025 auslaufen. Darüber hinaus werde es Kürzungen in der Solarindustrie geben, sagte Habeck. "Das tut mir weh", sagte der Minister.
Werden Heizen und Tanken teurer? Diese Preissteigerungen kommen auf uns zu
Zudem sollen höhere Abgaben Geld in die Staatskasse spülen. So soll der CO₂-Preis beim Tanken und Heizen mit fossilen Energien angehoben werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesfinanzminister Christian Lindner sagten am Mittwoch, es werde auf den alten Preispfad der großen Koalition zurückgekehrt. Das bedeutet, der CO₂-Preis steigt zum 1. Januar 2024 nicht wie bisher geplant auf 40 Euro pro Tonne - sondern auf 45 Euro. Die Folge: Tanken und Heizen mit fossilen Energien wird teurer als bislang geplant. Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung fließen in den Klima- und Transformationsfonds, aus dem Projekte unter anderem für Klimaschutz finanziert werden. Durch den höheren Preis gibt es nun also Mehreinnahmen. Als Folge des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts muss im Fonds eingespart werden. Derzeit liegt der CO₂-Preis bei 30 Euro. Eine Erhöhung des CO₂-Preises ab Anfang 2023 hatte die Koalition wegen der Energiekrise verschoben - und war damit vom Preispfad der Vorgängerregierung aus Union und SPD abgewichen. Darüber hinaus plant die Bundesregierung eine Kerosin-Steuer für innerdeutsche Flüge.
Einsparungen und Umstrukturierungen treffen auch die Bahn. Vorgesehene Milliardenmittel für die Sanierung des Schienennetzes sollen nicht mehr wie geplant aus dem Klima- und Transformationsfonds finanziert werden. Minister Habeck sagte, die Mittel würden anders finanziert. Es handle sich um keine Einsparmaßnahme. Bisher war geplant, dass zusätzlich zu Mitteln aus dem Kernhaushalt für die Bahn bis 2027 weitere 12,5 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen sollten. Als Folge des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts muss im Fonds eingespart werden. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sagte, es sollten nun "beispielsweise" Privatisierungserlöse von nicht benötigten Bundesbeteiligungen teilweise genutzt werden, um die Bahn zu stärken. Die bundeseigene Bahn prüft bereits einen Verkauf der Logistiktochter Schenker. Geplant ist außerdem eine milliardenschwere Kapitalerhöhung.