Haushalte so reich wie nie - Vermögen aber ungleich verteilt
Autor: Jörn Bender, dpa
, Donnerstag, 25. Sept. 2025
Die Deutschen sparen wie die Weltmeister, doch viele US-Anleger machen mehr aus ihrem Geld. Was macht den Unterschied beim Vermögensaufbau?
Nach einem Sprung der weltweiten Geldvermögen auf Rekordniveau rechnet die Allianz 2025 mit weiterem Wachstum. Brutto 269 Billionen Euro nannten private Haushalte rund um den Globus Ende vergangenen Jahres ihr Eigen, wie der Versicherungskonzern errechnet hat. Mit 8,7 Prozent war das Plus im vergangenen Jahr noch größer als im bereits starken Vorjahr (plus 8,0 Prozent). Allerdings profitieren nicht alle Anleger in gleichem Maße - und ungleich verteilt ist die gewaltige Summe ohnehin.
Das weltweite Brutto-Geldvermögen hat sich laut Allianz in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Abzüglich von Schulden ergab sich Ende 2024 ein Nettogeldvermögen von 210 Billionen Euro - ein Wachstum von 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Weiteres Wachstum im laufenden Jahr
«Die weltweiten Finanzanlagen werden voraussichtlich auch 2025 weiter wachsen, wenn auch deutlich langsamer als in den beiden Vorjahren», prognostizieren die Allianz-Volkswirte in der 16. Auflage des jährlichen «Global Wealth Reports» mit Blick auf die Brutto-Geldvermögen. Das Potenzial für einen Rückschlag an den Aktienmärkten sei groß, die Unsicherheit über die US-Handelspolitik werfe zudem «Schatten auf Investitions- und Sparentscheidungen»: «Unter Berücksichtigung dieser Faktoren erwarten wir für 2025 ein Wachstum der globalen Finanzanlagen um rund 6 Prozent».
Die Vermögensstudie enthält Angaben zu Geldvermögen und Verschuldung privater Haushalte in 57 Staaten. Diese Länder stehen den Angaben zufolge für 91 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und 72 Prozent der Weltbevölkerung. Der Versicherer berücksichtigt in der Auswertung Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht jedoch Immobilien.
USA einsame Spitze
Die Hälfte des Wachstums der globalen Finanzvermögen 2024 entfiel auf Nordamerika und dort vor allem auf die USA. «In Bezug auf das Finanzvermögen geben die USA weiterhin den Ton an», halten die Autorinnen und Autoren der Allianz-Analyse fest. In den vergangenen zehn Jahren wurde demnach in den USA 47 Prozent des Wachstums der globalen Geldvermögen generiert, China trug 20 Prozent bei, Westeuropa 12 Prozent.
Clevere vs. fleißige Sparer
Während viele Menschen in Deutschland sparen wie die Weltmeister, lassen viele US-Amerikaner ihr Vermögen für sich arbeiten: Deutschland habe in den vergangenen zehn Jahren 5,9 Prozent Wachstum des Geldvermögens pro Jahr erzielt, vergleichbar mit den USA (6,2 Prozent). Erreicht wurde das jedoch durch eine fast doppelt so hohe Sparleistung. Gleichzeitig betrug der Beitrag der Wertsteigerungen hierzulande 32 Prozent - verglichen mit 67 Prozent in den USA. «Das ist der Unterschied zwischen cleveren und fleißigen Sparern», folgert Kathrin Stoffel, Mitautorin der Allianz-Vermögensstudie.
Jüngsten Bundesbank-Zahlen für das erste Quartal 2025 zufolge verfügen die privaten Haushalte in Deutschland über ein Rekord-Geldvermögen von mehr als 9 Billionen Euro brutto. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) davon ist Bargeld oder liegt auf Giro- und Tagesgeldkonten. Das ernüchternde Fazit von Allianz-Chef Oliver Bäte kürzlich bei einer Bundesbank-Konferenz: «Die Deutschen sind neben den Franzosen Weltmeister im Geldverschwenden.»