Protest gegen Tesla wird größer: Aktivisten auf Baumhäusern
Autor: Silke Nauschütz, Monika Wendel und Oliver von Riegen, dpa
, Donnerstag, 29. Februar 2024
Der Protest gegen Tesla nimmt zu. Aktivisten machen gegen die geplante Erweiterung mobil und besetzen ein Waldstück. Das erinnert an einen anderen Umweltprotest.
Auf Baumhäusern protestieren Umweltschützer gegen das einzige europäische Tesla-Autowerk von Elon Musk in Grünheide bei Berlin. Der Widerstand gegen das Vorzeigeprojekt des US-Elektroautobauers nimmt damit zu.
Etwa 100 Aktivisten besetzten nach Angaben der Initiative «Tesla stoppen» seit der Nacht ein Waldstück nahe der Fabrik, um gegen die geplante Erweiterung des Geländes für einen Güterbahnhof und Lagerflächen zu protestieren. Auf dem etwa 120 Hektar großen Areal, das gerodet werden soll, errichtete die Gruppe Baumhäuser. Ihr geht es vor allem um den Schutz des Wassers. Die Szenerie weckt Erinnerungen an den Protest gegen den Hambacher Forst vor einigen Jahren, der eskaliert war.
Die Polizei wird die Aktion vorerst nicht auflösen. Die Proteste könnten als mehrtägige Versammlung fortgeführt werden, zunächst bis 15. März mit der Option auf Verlängerung, sagte Polizeisprecher Roland Kamenz. Ein Bescheid über Auflagen sei in Arbeit - das könnte ein Verbot des Betretens der nahen Bahnanlagen sein, um Gefahren auszuschließen.
Im Wald neben dem Tesla-Werk haben Umweltaktivisten etwa acht Baumhäuser aufgebaut, das höchste in rund elf Metern Höhe. Sie wollen nach eigener Darstellung nicht so schnell wieder weg. Ein Hubschrauber fliegt über das Gelände. «Wir wollen uns der Zerstörung in den Weg stellen», sagt die Sprecherin der Initiative «Tesla stoppen», Caro Weber. Ihr zufolge sind Umweltaktivisten aus ganz Deutschland dabei. Viele sind vermummt mit Hauben oder Schals vor dem Gesicht. Sie berichten, sie seien erfahren im Klettern, im Braunkohle-Dorf Lützerath und im Hambacher Forst in NRW dabei gewesen.
Besetzer sind im Wald nahe der Gigafactory
Die Stimmung wirkt nach einer frostigen Nacht friedlich. Eine Feldküche ist aufgebaut. Für die Nacht liegen Wärmflaschen bereit. Überall hängen dicke Kletterseile, Haken und Helme. Mehrere Stunden nach Bekanntwerden der Aktion im Wald ist unklar, ob die Polizei eingreift. Es werde zunächst geprüft, ob ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vorliege, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei sei im Gespräch mit den Baumbesetzern. Der Wald zwischen dem Tesla-Bahnhof und dem Werk ist frei zugänglich und laut Polizei Staatsforst, gehört also nicht Tesla.
Einer entrollt ein Banner: «Water is a human right» («Wasser ist ein Menschenrecht») steht in riesigen Buchstaben darauf. Im Wald hängen Plakate, auf denen es um die Folgen der Lithiumgewinnung für Batterien geht. «Saubere Autos sind eine dreckige Lüge» lautet ein Slogan. Aktivisten des Bündnisses Robin Wood haben unter dem Motto «Wald statt Monsterfabrik» eine Holz-Plattform in einem der Baumwipfel befestigt, auf der Kletternde verweilen können. Sie fordern von Tesla, Gemeinde, Land und Bund, alles zu tun, um die Erweiterung zu stoppen und eine Mobilitätswende voranzubringen.
Besetzer wollen Tesla-Kritiker unterstützen
Die Aktivisten, von denen einige bunte Perücken aufgezogen haben, rufen «Grünheide bleibt». Eine Frau, die im Baumhaus sitzt, erzählt, sie sei seit zwei Nächten hier. Am Holz ihrer zusammengezimmerten Hütte, die hin und her schwankt, steht: «Wald statt Asphalt». Sie sei auch am Hambacher Forst dabei gewesen. Der Protest sei wichtig, weil sie glaube, dass es trotz des negativen Bürgervotums zu einer Tesla-Erweiterung kommen werde. «Ich bleibe jetzt erstmal hier.»