Flug mit über 40 Afghanen in Deutschland gelandet
Autor: dpa
, Montag, 01. Sept. 2025
Erst trat die Bundesregierung beim Aufnahmeprogramm für gefährdete Afghanen auf die Bremse. Nach monatelanger Wartezeit sind mehrere Familien jetzt in Deutschland angekommen.
Erstmals seit dem Start der schwarz-roten Koalition sind Afghaninnen und Afghanen mit Aufnahmezusage in Deutschland angekommen. Mehrere Familien wurden per Linienflug aus Pakistan mit Zwischenstopp in Istanbul nach Hannover gebracht. Wie ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur berichtete, landete die Maschine aus Istanbul gegen 14 Uhr am Flughafen Hannover-Langenhagen.
Bei den 45 afghanischen Staatsangehörigen handele es sich ausschließlich um Personen, die über Gerichtsverfahren die Vergabe von Visa erwirkt hätten, teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums mit. «Alle diese Personen haben das Aufnahmeverfahren und die Sicherheitsprüfung vollständig durchlaufen», fügte sie hinzu.
Viele afghanische Familien harren bereits Monate oder Jahre in Islamabad aus. Eine Frau hatte der dpa am Flughafen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad vor ihrem Abflug gesagt, sie habe 14 Monate auf ihre Ausreise gewartet und die Zeit in Islamabad voller Sorgen verbracht. Nun freue sie sich auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit.
Neue Bundesregierung stoppte Aufnahmeprogramm
Die schwarz-rote Bundesregierung hatte das Aufnahmeprogramm für besonders gefährdete Afghaninnen und Afghanen im Mai gestoppt. Neben früheren Ortskräften deutscher Institutionen und ihren Angehörigen sollten über das Programm auch Afghanen aufgenommen werden, die Verfolgung durch die islamistischen Taliban fürchten müssen, etwa weil sie sich in der Vergangenheit als Anwälte oder Journalistinnen für Menschenrechte eingesetzt haben. Unter den nun in Hannover Gelandeten sind laut Bundesinnenministerium keine einstigen Ortskräfte der Bundeswehr oder anderer in Afghanistan tätiger deutscher Einrichtungen.
Dass jetzt trotz des Stopps einige der Betroffenen trotzdem mit ihren Angehörigen reisen durften, liegt daran, dass sie, um ihre Einreise durchzusetzen, in Deutschland geklagt hatten. Unterstützt werden die Betroffenen dabei teils von der Organisation «Kabul Luftbrücke». Laut Auswärtigem Amt gibt es aktuell rund 85 Eilverfahren, die vor Gericht anhängig sind.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) sagte: «Wir haben als Koalition klar vereinbart, freiwillige Aufnahmeprogramme so weit als möglich zu beenden – dazu stehen wir.» Rechtsverbindliche Aufnahmezusagen würden aber eingehalten. «Knapp 50 Personen können deswegen heute nach Deutschland einreisen.»
Abschiebungen nach Afghanistan
Zusätzliche Dringlichkeit hatte die Angelegenheit bekommen, nachdem die pakistanischen Behörden damit begonnen hatten, auch Afghanen aus dem deutschen Aufnahmeprogramm nach Afghanistan abzuschieben.