Ärzteverband warnt vor Überlastung durch Omikron-Welle - aber nicht auf Intensivstationen
Autor: Redaktion
Berlin, Montag, 10. Januar 2022
Die Vorsitzende des Ärzteverbands Marburger Bund, Susanne Johna, warnt vor einer erneuten Überlastung der Krankenhäuser durch eine Omikron-Welle. Diesmal trifft es jedoch wahrscheinlich nicht die Intensivstationen.
Die Omikron-Variante des Coronavirus soll zu weniger schweren Krankheitsverläufen führen. Für die Krankenhäuser ist damit aber noch keine Entwarnung gegeben. Der Ärzteverband Marburger Bund warnt wegen der schnellen Ausbreitung der Virusvariante vor der Überlastung der Normalstationen in den Kliniken.
"Es wäre ein Fehler, bei der Omikron-Welle nur auf die Auslastung der Intensivstationen zu schauen", sagte Susanne Johna, Vorsitzende des Verbands, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Man wisse zwar, dass es voraussichtlich weniger schwere Fälle geben werde. "Bei einer explosionsartig steigenden Anzahl von Infektionen kommt es dann aber trotzdem weiter zu schweren Covid-Erkrankungen, die einer Krankenhausbehandlung bedürfen", so Johna.
Ärzteverband warnt vor Trugschluss: Nicht nur auf Auslastung der Intensivstationen schauen
Es werde wegen der milderen Verläufe eine größere Belastung auf den Normalstationen und in den Notaufnahmen geben. "Wenn man nur die Intensivbettenbelegung als Maßstab für Corona-Maßnahmen heranziehen würde, wäre das zu kurz gegriffen und bei Omikron sogar trügerisch." Die Behandlung von Corona-Patienten sei aufwendiger als bei anderen Patienten auf den Normalstationen. Sie müssten isoliert werden, brauchen teils Sauerstoff und das Personal müsse Schutzkleidung anziehen, wie Johna erklärt. "Es entsteht ein erheblicher zusätzlicher logistischer Aufwand."
Die Vorsitzende des Marburger Bunds rechnet damit, dass es "sehr schnell zu erheblichen Einschränkungen bei planbaren Eingriffen" in den Kliniken kommen werde. Das Personal werde stattdessen zur Betreuung der Covid-Patienten auf Normalstationen gebraucht.
Der Verband befürchtet außerdem, dass sich viele Menschen unbemerkt mit der Omikron-Variante infizieren. "Es besteht die Gefahr, dass viele Menschen ihre Corona-Infektion gar nicht als solche wahrnehmen und lediglich von einer Erkältung ausgehen", sagte Johna laut RND. So treten Geruchs- und Geschmacksstörungen bei einer Omikron-Infektion gar nicht mehr auf - bislang eines der deutlichsten Erkennungszeichen für eine Ansteckung.
Die Ärztin rät daher, auch bei ganz leichten Symptomen einen Antigen-Schnelltest zu machen. "Wer einen Schnupfen hat, hustet oder sich unwohl fühlt, sollte sich vorsorglich testen und isolieren und im Zweifelsfall am zweiten Tag erneut einen Antigentest machen", so Johna.
mit dpa