Ärzte-Vorschlag für Notfälle: Anruf bei 116 117
Autor: dpa
, Dienstag, 16. Januar 2024
Rettungsdienste und Notaufnahmen sind oft überlastet. Die Ärzteschaft will deshalb die Bereitschafsnummer und die Notrufnummer 112 vernetzen. Eine Ersteinschätzung soll dann helfen.
Patientinnen und Patienten mit akuten Beschwerden sollen künftig weit seltener in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt werden. Ziel einer großangelegten Notfallreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) soll es sein, dass Hilfesuchende bereits am Telefon oder vor Ort im Krankenhaus verstärkt in eine nahe Praxis geschickt werden.
Viel stärker als bisher sollen Versicherte auch direkt telemedizinisch betreut werden. Insgesamt sei eine «große Reform» geplant mit «einem unfassbar großen Potenzial, um Geld zu sparen und gleichzeitig die Versorgung zu verbessern», sagte Lauterbach in Berlin. Die Reaktionen auf die Vorschläge fielen gemischt aus.
Heute sind die Notfallambulanzen häufig überfüllt - Ärzteorganisationen beklagen seit Jahren, dass vor allem am Wochenende dort auch viele Menschen mit leichteren Beschwerden vorstellig würden. Lauterbach erläuterte, 25 bis 30 Prozent der Fälle aus Notfallambulanzen könnten auch in Arztpraxen behandelt werden.
Neue Zentren mit angeschlossenen Praxen
Die Notaufnahmen sollen künftig in neue Integrierte Notfallzentren aufgehen. Pro 400.000 Einwohnerinnen und Einwohner solle es ein Zentrum geben, kündigte Lauterbach an. Zu diesen Zentren soll auch je eine ambulante Notdienstpraxis in unmittelbarer Nähe gehören. Die Einschätzung, wo die Patientinnen und Patienten versorgt werden sollen, soll an einem sogenannten gemeinsamen Tresen stattfinden.
In Kern ziele die Reform darauf ab, dass die Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo es am besten und schnellsten gehe, so Lauterbach. «Das muss nicht immer das Krankenhaus sein», sagte der Politiker. «In vielen Fällen ist die notdienstliche Akutversorgung sehr viel sinnvoller.» Häufig genüge auch der Besuch der Hausarztpraxis am nächsten Tag.
Verbindung von 116 117 und 112
Die unter der Rufnummer 116 117 erreichbaren Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen sollen ausgebaut werden. Sie sollen mit den unter 112 erreichbaren Rettungsleitstellen vernetzt werden. So soll es künftig egal sein, welche der beiden Nummern man wählt.
Wählt ein Notfall-Patient die 116 117, soll er beispielsweise auch auf diese Weise einen Krankenwagen geschickt bekommen können. Andersherum soll auch ein Anruf bei der 112 in den Besuch einer Arztpraxis münden können, wenn es sich um einen leichteren Fall handelt.