Wer bleibt bei Rot stehen? Besonders eine Gruppe fällt laut ADAC negativ auf
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Deutschland, Dienstag, 28. Januar 2025
Wie zuverlässig halten sich Verkehrsteilnehmer an rote Ampeln? Der ADAC hat das Verhalten von Straßennutzern in fünf deutschen Großstädten untersucht. Dabei fällt besonders eine Gruppe auf.
Ob auf zwei Rädern, vier Rädern oder zu Fuß: Rote Ampeln sind ein eindeutiges Haltesignal – doch wer nimmt es wirklich ernst? Für eine ADAC-Studie wurde an jeweils vier stark frequentierten Kreuzungen in Berlin, Hamburg, Köln, Leipzig und München das Verhalten von über 66.000 Verkehrsteilnehmern anonym beobachtet. Das Ergebnis: 2.833 Mal wurde das Rotlicht ignoriert - etwa vier Prozent hielten sich somit nicht an die Vorschrift.
Besonders auffällig war die zahlenmäßig kleinste Gruppe (338) der Fahrerinnen und Fahrer von E-Scootern. Mehr als 14 Prozent der Nutzer der E-Tretroller überfuhren demnach rote Ampeln. 8,5 Prozent der Fußgänger (16.827) missachteten die Regel, knapp gefolgt von circa 8 Prozent der Radfahrer (9.520). Kfz-Fahrer (39.473) hielten sich mit lediglich 1,6 Prozent an Verstößen am häufigsten an das Haltesignal.
ADAC fordert konsequente Ampelkontrollen
Laut ADAC-Sprecherin wurden die E-Scooter gesondert erfasst - auch wenn sie rein rechtlich zu den Kraftfahrzeugen zählten. Bei der Sanktionierung für Bußgelder jedoch würden E-Scooter mit den Fahrrädern gleichgesetzt.
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Laut ADAC-Berechnungen wären bei einer Sanktionierung der gesamten Verstöße rund 158.000 Euro Bußgeld und 164 einmonatige Fahrverbote verhängt worden. "Die Zahl der Rotlichtverstöße ist viel zu hoch. Eine der simpelsten Verkehrsregeln, bei einer roten Ampel stehenzubleiben, scheint an Bedeutung zu verlieren," erklärte Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein.
Der ADAC verwies in seiner Mitteilung auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes aus 2023: Deutschlandweit seien damals 327.230 Rotlichtverstöße registriert worden, bei denen rund 10.000 Menschen verletzt oder getötet wurden. Vor diesem Hintergrund forderte der Mobilitätsclub konsequente Ampelkontrollen: "Denn nur dann ist eine Verhaltensänderung zu erwarten."
Studie mit KI-gestütztem Kamerasystem durchgeführt
Die vierstündige Studie fand am Vormittag eines Werktags im Oktober des letzten Jahres statt und wurde von den Forschern mit einem KI-gestützten Kamerasystem durchgeführt. Dieses zählte anonym die Verkehrsteilnehmer und erfasste sowohl einfache Verstöße innerhalb einer Sekunde Rotlicht als auch qualifizierte Verstöße, bei denen die Ampel länger als eine Sekunde auf Rot stand – auch Frühstarter seien mitgezählt worden.