Abschluss von Mercosur-Handelsdeal muss verschoben werden
Autor: Ansgar Haase, Marek Majewsky und Katharina Redanz, dpa
, Donnerstag, 18. Dezember 2025
Das Mercosur-Abkommen zwischen der EU und vier südamerikanischen Staaten verzögert sich. Italien fordert mehr Schutz für Landwirte. Für Kanzler Merz ist es eine herbe Enttäuschung.
Die eigentlich für diesen Samstag geplante Unterzeichnung des EU-Freihandelsabkommens mit vier südamerikanischen Mercosur-Staaten muss verschoben werden. Einen neuen Termin soll es nun in der ersten Januarhälfte geben, wie EU-Vertreter am Rande eines Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs in Brüssel ankündigten.
Zuvor hatte die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni mitgeteilt, dass sie noch nicht bereit sei, dem geplanten Abkommen mit den vier Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay zuzustimmen. Damit war klar, dass die für eine Unterzeichnung erforderliche Mehrheit nicht zustande kommt. Für diese wollten an diesem Freitag eigentlich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident António Costa nach Brasilien reisen.
Erwartungen von Merz wurden enttäuscht
Auch für Bundeskanzler Friedrich Merz ist die Verschiebung ein deutlicher Dämpfer. Er hatte zu Gipfelbeginn gesagt, wenn die Europäische Union in der Handelspolitik auf der Welt glaubwürdig bleiben wolle, dann müssten jetzt Entscheidungen getroffen werden. «Und die Entscheidung kann nur lauten, dass Europa zustimmt und dass die Kommissionspräsidentin und der Ratspräsident morgen nach Südamerika reisen und dieses Abkommen unterzeichnen», fügte er hinzu.
Merz hatte schon im Juni gesagt, dass es in der EU keine grundsätzlichen Einwände mehr gegen das Abkommen gebe. Beim Oktober-Gipfel verkündete er dann bei einer Pressekonferenz versehentlich eine Einigung. «Es ist erledigt. Es ist durch», sagte er. Der Weg für das Abkommen sei frei. Kurz darauf wurde er von Ratspräsident António Costa korrigiert.
Dass die Grundsatzeinigung nun weiter auf sich warten lässt, wird in deutschen Regierungskreisen als nicht so dramatisch dargestellt. Zwar gebe es eine Verschiebung. «Aber dafür scheint es ziemlich zu sicher sein, dass es kommt.»
Weltgrößte Freihandelszone
Die neue Freihandelszone mit mehr als 700 Millionen Einwohnern wäre nach Angaben der EU-Kommission die weltweit größte dieser Art und soll auch ein Zeichen gegen die protektionistische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump setzen. Geplant ist, Zölle und Handelsbarrieren zwischen der EU und den Mercosur-Staaten weitestgehend abzubauen. Die Verhandlungen für den Deal dafür starteten bereits 1999.
Zahlreiche Industriebranchen dringen auf das Abkommen und zeigten sich enttäuscht von der Verschiebung. «Die Welt wartet nicht auf Europa - und in Brüssel schafft die EU es nicht, die Lehren daraus zu ziehen», teilte der Verband der Automobilindustrie mit. Aus der Chemieindustrie hieß es, die Frustration wachse, und eine scheinbar endlose Hängepartie scheine sich fortzusetzen.