Druckartikel: Um möglichst wenig Arbeit zu haben: Pfleger soll zahlreiche Patienten getötet haben

Um möglichst wenig Arbeit zu haben: Pfleger soll zahlreiche Patienten getötet haben


Autor: Nadine Wüste, Agentur dpa

Aachen, Montag, 03. November 2025

Ein Krankenpfleger steht im Verdacht, mehrere Patienten auf einer Palliativstation in Würselen bei Aachen getötet zu haben. Der Prozess gegen ihn läuft am Aachener Landgericht, wo bald das Urteil erwartet wird.
Ein Krankenpfleger steht vor Gericht in Aachen, da er verdächtigt wird, mehrere Patienten auf einer Palliativstation in Würselen getötet zu haben; das Urteil wird am 5. November 2025 erwartet.


Die Anschuldigungen sind erschütternd: Ein Krankenpfleger steht im Verdacht, auf einer Palliativstation in Würselen bei Aachen zahlreiche Patienten getötet zu haben. Seit März läuft der Prozess gegen ihn wegen neunfachen Mordes und 34-fachen Mordversuchs.

Am Mittwoch (5. November 2025) soll das Aachener Landgericht das Urteil gegen den 44-Jährigen verkünden. Der Beschuldigte soll Patienten stark beruhigende Medikamente injiziert haben, teils kombiniert mit Schmerzmitteln, und in einigen Fällen mehrfach. Laut Anklage führte dies in neun Fällen zum Tod der schwer kranken Menschen.

Pfleger soll zahlreiche Patienten getötet haben: Mordmerkmal Heimtücke

Das Motiv: Der Pfleger wollte die Patienten ruhigstellen, um während seiner Nachtschichten möglichst wenig Arbeit mit ihnen zu haben. Die Anklage nennt als Mordmerkmale niedrige Beweggründe und Heimtücke.

In ihrem Abschlussplädoyer ging die Staatsanwaltschaft sogar von 13 vollendeten Morden aus. Sie hat für den Deutschen eine lebenslange Freiheitsstrafe und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld gefordert. Sollte das Gericht dem folgen, wäre eine Freilassung nach 15 Jahren normalerweise ausgeschlossen. Der Angeklagte weist die Vorwürfe zurück.

Er habe keine Medikamente mit dem Ziel verabreicht, Leben zu verkürzen, sagte er im Prozess. Seine Verteidiger forderten einen Freispruch. Im Prozess hat das Landgericht unter anderem Angehörige der Opfer, ehemalige Kollegen des Angeklagten sowie verschiedene Experten gehört.

Durch Ermittlungen: Weitere Fälle bekannt geworden

Die Ermittlungen wurden durch einen Hinweis des Rhein-Maas-Klinikums Würselen ausgelöst. Im Verlauf der Ermittlungen wurden auch mehrere mutmaßliche Opfer exhumiert und obduziert. Im Juli 2024 wurde gegen den Pfleger ein Haftbefehl erlassen. Die angeklagten Taten soll er innerhalb weniger Monate - zwischen Dezember 2023 und Mai 2024 - begangen haben.

Die Ermittler untersuchen jedoch, ob es noch mehr Fälle aus früheren Jahren gibt - und sind offenbar fündig geworden: "Wahrscheinlich wird es eine weitere Anklage geben", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Aachen.

Zudem ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen den Mann, der auch mehrere Jahre in den städtischen Kliniken Köln gearbeitet hatte. Der Krankenpfleger steht im Verdacht, dort ebenfalls eigenmächtig Beruhigungs- und Schmerzmittel an Patienten verabreicht zu haben, erklärte ein Sprecher der Behörde.

Auch Fall aus Berlin bekannt: Mord in 85 Fällen

Im Juli hatte die Staatsanwaltschaft zahlreiche Unterlagen und Datenträger in der Klinik sichergestellt - die Auswertung dauert noch an. Immer wieder sorgen ähnliche Fälle in Deutschland für Aufsehen. So steht seit Juli ein Palliativmediziner in Berlin vor Gericht.

Laut Anklage soll er mindestens 15 Patienten getötet haben - dutzende weitere Verdachtsfälle werden überprüft. Als bislang größte Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte gilt der Fall des Ex-Pflegers Niels Högel: Das Landgericht Oldenburg verurteilte ihn 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft. Sein Motiv für die Taten blieb unklar.

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