9 Gründe, warum wir die Vier-Tage-Woche brauchen
Autor: Robert Wagner
Deutschland, Mittwoch, 03. Mai 2023
Zum Tag der Arbeit am 1. Mai ging es nicht nur um höhere Löhne. Auch eine Verkürzung der Arbeitszeit ist vielen Menschen ein Anliegen. Und ihre Forderung ist weniger unrealistisch, als die meisten denken. Denn für die Vier-Tage-Woche sprechen zahlreiche Gründe.
Pünktlich zum Tag der Arbeit am 1. Mai hat sich die IG Metall in Person Jörg Hofmann für eine flächendeckende Einführung der Vier-Tage-Woche ausgesprochen. Wieder einmal. Denn die Forderung ist nicht neu - die Reduktion der Arbeitszeit war schon immer ein zentrales Anliegen der Gewerkschaften. Gleichwohl ist diesmal einiges anders: Noch nie standen die Chancen für die Vier-Tage-Woche so gut.
Dass viele Menschen in Zukunft vielleicht tatsächlich weniger Stunden bei gleichem Lohn arbeiten können, hat verschiedene Gründe. Wir haben neun Argumente zusammengetragen, die für die Einführung einer Vier-Tage-Woche sprechen.
1. Geringere Arbeitszeiten senken die Produktivität nicht
Jahrzehnte, ja jahrhundertelang wurde so getan, als würde die Produktivität eines Arbeitnehmers direkt mit der Arbeitszeit zusammenhängen: Wer länger arbeitet, produziert auch mehr. Nur langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass dies eben nicht unbedingt so ist.
Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Faktoren wie Motivation, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit einen ebenso großen Einfluss auf die Produktivität haben. In Großbritannien hatten nach einem Modellprojekt Anfang des Jahres 56 von 61 Unternehmen angekündigt, die Vier-Tage-Woche beizubehalten, denn dank der geringeren Zahl an Krankheitstagen, der höheren Motivation der Arbeitnehmer und weniger Kündigungen stieg die Produktivität sogar teilweise.
2. Die Attraktivität bestimmter Jobs muss gesteigert werden
Ob Pflegekräfte, Ärzte, Lehrer, ob in der Verwaltung, im Handwerk oder der Industrie - überall fehlen Fachkräfte. Fast 800.000 Stellen waren laut statista in Deutschland bisher im Jahr 2023 durchschnittlich unbesetzt. Gleichzeitig waren im April 2023 über 2,5 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos. Es geht also darum, junge Menschen für bestimmte Berufe zu begeistern. Dafür ist auch ein attraktives Jobprofil wichtig - nicht allein ein hohes Gehalt.
So wird in Berlin derzeit diskutiert, ob eine Vier-Tage-Woche in der Stadtverwaltung eingeführt werden sollte: In den nächsten Jahren würden viele Angestellte in Rente gehen, Nachwuchs gebe es aber kaum. Mit der Einführung einer Vier-Tage-Woche könnten nun junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angelockt werden.
3. Der Generation Z geht es nicht allein ums Geld
Die "GenZ", also die Menschen unter 30 Jahren, gelten auf dem Arbeitsmarkt als anspruchsvoll und weniger loyal. Das bedeutet, Arbeitgeber müssen sich strecken, um junge Leute für sich zu begeistern. Und junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind weniger bereit, Probleme an ihrer Arbeitsstelle mitzutragen. Stattdessen ist die Bereitschaft hoch, den Arbeitgeber für attraktivere Bedingungen zu wechseln. Hier spielen die Vier-Tage-Woche und andere flexible Arbeitszeitmodelle wie Sabbaticals und flexible Homeoffice-Regelungen eine entscheidende Rolle.