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1,3-Milliarden-Euro-Sanierung: Auf der Riedbahnstrecke rollen wieder Züge


Autor: Stefan Lutter, Agentur dpa

Gernsheim, Samstag, 14. Dezember 2024

Nach monatelangen Einschränkungen für die Fahrgäste rollen die Züge zwischen Frankfurt und Mannheim ab Sonntag wieder. Mit der sanierten Strecke will die Bahn auch pünktlicher werden.
Nach monatelangen Einschränkungen für die Fahrgäste rollen die Züge zwischen Frankfurt und Mannheim ab Sonntag wieder.


Fünf Monate lang war die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Nach erheblichen Beeinträchtigungen für die Fahrgäste wird die Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim am Sonntag (15. Dezember 2024) wieder für den Zugverkehr geöffnet. Durch die Sanierung der Strecke erhofft sich die Bahn eine Verbesserung der Pünktlichkeit. Ob dieses Ziel erreicht wird, bleibt abzuwarten.

Die Kosten beliefen sich bisher auf 1,3 Milliarden Euro. Bahnchef Richard Lutz und Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos) nahmen am Samstag, 14. Dezember, an der Feier zur Wiedereröffnung der Strecke in Gernsheim, Hessen, teil. Der Erfolg des Projekts auf der Riedbahn könnte als Vorbild für die geplante Modernisierung vieler weiterer stark genutzter Strecken in den nächsten Jahren dienen. Diese Arbeiten werden ebenfalls zu monatelangen Streckensperrungen führen. Der ebenfalls am 15. Dezember inkraft tretende Winterfahrplan der Deutschen Bahn bringt Bayern neue Verbindungen nach Holland, Italien und in die Schweiz - und einige Neuerungen für Franken.

Riedbahnstrecke wieder frei: Welche Auswirkungen gibt es für Bahnreisende in Bayern?

Die Freigabe der Riedbahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim hat primär Auswirkungen auf den Bahnverkehr in Hessen und Baden-Württemberg. Allerdings kann es auch indirekte Auswirkungen auf Zugreisende in Bayern geben, besonders wenn sie Verbindungen nutzen, die durch diese wichtigen Korridore führen. Hier sind einige mögliche Änderungen:

  • Verbesserte Anschlussverbindungen: Da die Riedbahn eine bedeutende Strecke für Fernverkehrszüge ist, könnten sich die Anschlüsse in Frankfurt und Mannheim verbessern. Reisende aus Bayern, die in Richtung Westen oder Südwesten unterwegs sind, könnten von schnelleren oder häufigeren Verbindungen profitieren.
  • Mehr Pünktlichkeit: Die Entlastung der alternativen Strecken, die während der Sperrung genutzt wurden, könnte zu einer allgemein pünktlicheren Zugverbindung führen, wovon auch bayerische Reisende profitieren könnten, vor allem bei Fernverbindungen.
  • Erhöhte Kapazitäten: Die Wiederinbetriebnahme der Strecke könnte auch bedeuten, dass zusätzliche Zugkapazitäten freigegeben werden, was potenziell mehr Sitzplätze und weniger überfüllte Züge bedeuten könnte.
  • Direktverbindungen: Möglicherweise werden einige Direktverbindungen, die aufgrund der Streckensperrung vorübergehend gestrichen oder umgeleitet wurden, wieder aufgenommen. Dies könnte die Reisezeit für Passagiere aus Bayern, die über diese Strecke reisen, reduzieren.
  • Verkehrsumplanung: Es könnte eine Anpassung des Fahrplans geben, die Auswirkungen auf Langstreckenverbindungen hat. Dies könnte zu einer Optimierung des Fahrplans und möglicherweise neuen oder geänderten Umsteigeverbindungen für bayerische Reisende führen.

Insgesamt hängen die genauen Auswirkungen für Zugreisende in Bayern davon ab, welche spezifischen Zugverbindungen sie nutzen und welche Änderungen die Deutsche Bahn infolge der Wiedereröffnung der Riedbahn vornimmt.

Welche Arbeiten wurden ausgeführt?

Die rund 70 Kilometer lange Riedbahnstrecke, die durch das namensgebende hessische Ried führt, zählt zu den wichtigsten Fernverkehrsverbindungen im deutschen Schienennetz. Rund 360 Züge passieren den Abschnitt täglich, und hier verursachte Verspätungen wirken sich oft auf das gesamte deutsche Streckennetz aus.

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So durchqueren ICE-Züge aus der Schweiz und aus Stuttgart auf ihrem Weg nach Köln, Hamburg, Berlin und in die umgekehrte Richtung diesen Abschnitt, ebenso wie Teile des Fernverkehrs aus Frankreich. Umfangreiche Sanierungsarbeiten wurden deshalb an der Riedbahn durchgeführt. Insgesamt 111 Kilometer Gleise, 152 Weichen, 619 Signale, 15 Kilometer Schallschutzwände, 130 Kilometer Oberleitungen, 383 Oberleitungsmasten und acht Bahnsteige wurden erneuert. Zudem erhielten 20 Bahnhöfe entlang der Strecke eine Sanierung. Auch diverse Brücken wurden saniert oder vollständig ersetzt. Die Strecke ist nun mit dem elektronischen Zugleitsystem ETCS ausgerüstet, dessen Einführung schrittweise in den kommenden Jahren erfolgen soll.

Hat das Sanierungskonzept funktioniert?

Die vollständige Sperrung einer derart bedeutenden Strecke für mehrere Monate stellt eine Premiere dar. Normalerweise führt die Bahn, die sich im Staatsbesitz befindet, Arbeiten bei laufendem Betrieb durch – ein Konzept, das als "unter dem rollenden Rad" bekannt ist. Diese traditionelle Methode hätte jedoch zu einer langjährigen Sanierungsphase geführt.

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Die "Generalsanierung", die im Mai 2022 annoncierte, wurde als essenziell erachtet, um das an zahlreichen Stellen dringend reparaturbedürftige Schienennetz zu renovieren und die notorische Unpünktlichkeit der Bahn zu verbessern. Auf der Riedbahn scheint dies gelungen zu sein. Der Ersatzverkehr für Regionalbahnen mit 150 Bussen lief überwiegend problemlos. Auch die Umleitungsmaßnahmen für den Fern- und Güterverkehr funktionierten. Die bahneigenen und konkurrierenden Unternehmen im Güterverkehr hatten kaum Anlass zur Beschwerde. "Das Bahnsanierungskonzept funktioniert. Damit bewegen wir uns auf eine pünktliche und zuverlässige Eisenbahn zu", erklärte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) im südhessischen Gernsheim bei der Eröffnungsfeier. "Viele zweifelten am Konzept der Generalsanierung", fügte Bahnchef Richard Lutz hinzu. "Wir haben es geschafft." Die Bahn hat allerdings ein Ziel angepasst: Statt einer schadensfreien Periode von zehn Jahren soll die Strecke nun mindestens fünf Jahre ohne größere Bauarbeiten auskommen. Die Bahn versichert: "Nach der Generalsanierung werden auf der Riedbahn für mindestens fünf Jahre keine größeren Bauarbeiten mehr erforderlich sein."

Wird die Bahn jetzt pünktlicher?

Davon ist der Konzern überzeugt. Die Fernzüge der Bahn verzeichnen auch in diesem Jahr eine besorgniserregende Unpünktlichkeit, die maßgeblich auf den schlechten Zustand des Schienennetzes und die damit verbundenen Bauarbeiten zurückzuführen ist. Die Sanierung soll Infrastrukturausfälle auf einer der am stärksten frequentierten Strecken Deutschlands "um bis zu 80 Prozent reduzieren", so die Bahn. Ob die Fahrgäste diese Verbesserungen umgehend bemerken werden, bleibt allerdings unsicher. Schließlich ist die Riedbahn lediglich eine von insgesamt 41 stark frequentierten Korridoren, die in den nächsten Jahren modernisiert werden müssen.

Was sind die nächsten Schritte?

Viele Beobachter sehen die wahre Herausforderung im Rahmen der sogenannten Generalsanierung noch vor sich: Ab dem nächsten Jahr soll die Fernverkehrsstrecke zwischen Hamburg und Berlin modernisiert werden. Mit fast 280 Kilometern ist diese Strecke weitaus länger und komplexer als die Riedbahn. Dementsprechend dauern die Bauarbeiten und die damit verbundene Sperrung der Strecke erheblich länger: Von August 2025 bis April 2026 bleibt die Verbindung gesperrt. Der Fernverkehr wird unter anderem über Stendal und Uelzen umgeleitet. Die Fahrtzeiten zwischen Hamburg und Berlin verlängern sich um mindestens 45 Minuten. Auch Güterzüge werden die Strecke großflächig umfahren müssen. Im Regionalverkehr plant die Bahn den Einsatz von Busersatzverkehr. In den kommenden Jahren sollen weitere Korridore folgen, darunter die Strecken Hagen-Wuppertal-Köln, die rechte Rheinstrecke zwischen Troisdorf, Koblenz und Wiesbaden, sowie die Verbindungen Obertraubling-Passau und Frankfurt-Heidelberg. "Das Bahnsanierungskonzept funktioniert. Damit befinden wir uns auf dem Weg zu einer pünktlichen und zuverlässigen Eisenbahn", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) im südhessischen Gernsheim bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung. "Viele haben das Konzept der Generalsanierung infrage gestellt", sagte Bahnchef Richard Lutz. "Wir haben es geschafft."

Wie sieht der Fahrplan zum Neustart der Riedbahn aus?

Der erste Zug, ein Regionalexpress von Mannheim nach Frankfurt, soll laut neuesten Bahn-Angaben am Sonntag um kurz nach Mitternacht die Strecke passieren. Während der Fernverkehr ab Sonntag wieder voll operativ sein soll, sind insbesondere im südlichen Streckenabschnitt noch Änderungen im Fahrplan des Regional- und Güterverkehrs zu erwarten. Die Regionalbahnlinien RB 62 von Worms nach Biblis und RB 63 von Worms nach Bensheim sollen erst ab dem 24. Dezember wieder verkehren. Bis dahin bleibt der Ersatzverkehr mit Bussen bestehen. Auch die S-Bahn-Linien S8 zwischen Biblis und Mannheim sowie S9 zwischen Groß-Rohrheim und Mannheim nehmen erst zu diesem Zeitpunkt den Betrieb wieder auf, so die Bahn. Im Güterverkehr werden die Züge vorerst nur nachts die Strecke nutzen. Bis zum 23. Dezember soll die Anzahl dieser Züge schrittweise zunehmen. Ab dem 15. Dezember stehen rund 95 Prozent der Fern- und Regionalverkehre wieder zur Verfügung, berichtete die Deutsche Bahn. Das Unternehmen erwartet, dass ab dem 24. Dezember der gesamte Zugverkehr wieder regulär läuft.

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