"Frühlingsputz" im Glockenturm der Schweringer Kirche: Nach monatelangem Streit um die Glocke aus der NS-Zeit, haben unbekannte selbst Hand angelegt.
Hakenkreuz entfernt: Monatelang wurde über die Glocke in einer Kirche im niedersächsischen Schweringen gestritten. Nun haben bislang Unbekannte selber Hand an der Kirchenglocke angelegt und ein Hakenkreuz und einen Teil Glocken-Inschrift mit einem Winkelschleifer entfernt.
Keinerlei Einbruchsspuren zu finden
Nazi-Glocken in Schweringen und Faßberg bei Celle hatten im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. Die Tageszeitung "Die Harke" aus Niemburg druckte ein entsprechendes Bekennerschreiben ab, das an der Kirchentür hinterlassen worden war. "Schweringen hat ein schmutziges, matschiges, nasses, kurz gesagt: ein extrem hässliches halbes Jahr hinter sich und es wurde Zeit, dass der Frühjahrsputz frischen Wind ins Dorf bringt", heißt es im Schreiben. Gegenüber der "Bild" sagte evangelische Gemeindepastor Jann-Axel Hellwege, dass sich der Vorfall "irgendwann in der Karwoche" ereignet habe.
Es gebe keinerlei Einbruchsspuren. Der Gemeindepastor vermutet, dass die Täter durch einen Schlüssel Zutritt zur Kirche erlangt haben. Außer des Hakenkreuzes wurde zudem der Schriftzug "dies Kreuz gab Gelingen half Zwietracht bezwingen" von der Kirche entfernt, wie die Tageszeitung "Die Harke" berichtete.
Verständnis für die Sachbeschädigung
Die Unbekannten schließen das Bekennerschreiben mit den Worten: "Wir haben Frühjahrsputz gemacht. Nicht nur das Dorf gereinigt, sondern auch die Glocke. Von Taubendreck, vom Dreck der Nationalsozialisten, der nach 80 Jahren noch drohte die Dorfbevölkerung zu spalten... Die Glocke ist jetzt "clean", unsere Gedanken waren es schon lange."
Wie Dr. Petra Bahr, Landessuperintendentin für den Sprengel Hannover, gegenüber der Tageszeitung "Die Harke" sagte, könne sie die Tat durchaus nachvollziehen. Dennoch könnte die Sachbeschädigung rechtliche Konsequenzen haben: "Aufgrund des langwierigen Diskussionsprozesses und der strittigen Entscheidung, die Glocke weiterläuten zu lassen, kann ich einerseits nachvollziehen, wenn jetzt Fakten geschaffen worden sind. Andererseits sehe ich die Verantwortlichen in der Kapellengemeinde unverändert in der Pflicht, die Aufarbeitung der Geschichte der Schweringer Kirchenglocke weiterzuführen. Als Landeskirche werden wir jetzt sorgfältig prüfen, ob und gegebenen Falls welche rechtlichen Schritte jetzt zu ergreifen sind."
Im September 2017 war die Glocke vorläufig außer Betrieb genommen worden
Im vergangenen September wurde bekannt, dass in dem Turm der Schweringer Kirche eine Glocke mit Hakenkreuz und NS-Inschrift hängt. Daraufhin hatte die Kirchengemeinde die Glocke vorläufig außer Betrieb genommen. Im März 2018 hatte der Kirchenvorstand dann beschlossen, die Glocke wieder in Betrieb zu nehmen. Pastor Jann-Axel Hellwege beanstandete den Beschluss zur Aufhebung der Stilllegung und den Beschluss, die Glocke nicht zu ersetzen.
Nachdem jetzt Unbekannte selbst Hand an die Glocke angelegt haben, wird derzeit noch geprüft, wie mit der Sachbeschädigung umzugehen ist und welchen Einfluss das Entfernen von Hakenkreuz und Inschrift auf den Klang der Glocke hat.