Wie ein Lauffeuer haben sich Meldungen im Raum Neunkirchen am Brand (Landkreis Forchheim) über einen weißen Lieferwagen verbreitet, dessen Fahrer vor einer Mittelschule Kinder verfolgt.
Angst vor Pädophilen in Oberfranken: Am Freitag (5. April 2019) waren es einige besorgte und verängstigte Eltern, die in der Mittelschule in Neunkirchen am Brand (Landkreis Forchheim) Erzählungen von ihren Kindern meldeten. Demnach soll ein weißer Lieferwagen mit zwei Männern soll an der Bushaltestelle gehalten und Kinder gefragt haben, ob sie mitfahren möchten.
In einem anderen Fall wurde ein Kind, das mit einem Roller unterwegs war, von einem Mann mit Fahrrad verfolgt. Nicht nur in Neunkirchen am Brand, auch in Dormitz (ebenfalls Landkreis Forchheim) wurden solche Ereignisse gemeldet. Das hatten Freundinnen anderen Freundinnen mitgeteilt. Ein Kind sei verängstigt und schreiend bei der Mutter angekommen.
Lehrer schreiben Brief: "Aus Sorge und ums Wohl der Kinder"
Die Meldungen verbreiteten sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer, die Besorgnis und Unsicherheit der Eltern ist groß. Daraufhin hat die Schule in Neunkirchen mit einem Schreiben die Eltern informiert. "Aus Sorge und ums Wohl der Kinder hatten die Kollegen entschieden, diesen Brief zu verfassen", erklärt Carmen Dornheim, die Schulleiterin. Sie und ihre Stellvertreterin waren am vergangenen Freitag jedoch auf Fortbildung und wussten von den Vorfällen nichts.
Mit den Kindern wurde gleich darüber gesprochen. Es wurde sensibilisiert, nicht zu Fremden ins Auto zu steigen und sich nicht von Fremden ansprechen zu lassen, allerdings ohne Ängste zu schüren. Gerade das sei wichtig, betont Thomas Ochs, Kommissar bei der Polizeiinspektion in Forchheim. Er ist Jugendkontakt- und Schulverbindungsbeamter und arbeitet eng mit den Schulen zusammen.
Hinweise häufen sich: Polizei ermittelt
Unzählige Hinweise gingen übers Wochenende bei der Polizei ein. Überall im Landkreis Forchheim wurden nun angeblich weiße Lieferwagen gesehen, die langsamer fuhren. In manchen saßen Männer mit grünen Anzügen - die Beobachtungen und Meldungen sind vielfältig. Aber alles, was gemeldet werde, sei nicht automatisch hilfreich, erläutert Ochs. Polizeibeamte ermitteln, fuhren und fahren den ganzen Landkreis ab. "Konkrete Hinweise auf einen Pädophilen - und darauf läuft es hinaus - gibt es aber nicht", betont Ochs.
Sorge der Eltern
Die Sorge der Eltern nimmt die Polizei sehr ernst. Sie empfiehlt auch, die Kinder zu sensibilisieren. Trotzdem sollte man ihnen keine Angst machen. Wenn dem Kind gesagt werde, es solle vor weißen Lieferwagen aufpassen oder vor dunkelhaarigen Männern, würden die Kinder vor jedem weißen Lieferwagen oder vor jedem dunkelhaarigen Mann Angst bekommen. Noch weniger hilfreich fürs Kind sei es, dieses mit Fragen zu löchern. "Hast du einen weißen Lieferwagen gesehen? Deine Freundin hat einen gesehen", nennt Ochs weitere negative Beispiele, die eher angstmachend und somit kontraproduktiv seien. Das sei ähnlich wie wenn das Kind im Unterricht gefragt werde und es eine Antwort geben müsse. Irgendwann habe es eben dann doch gesehen, was die Eltern erwarteten. Zudem könne tatsächlich ein weißer Lieferwagen langsamer werden, um aus Rücksicht auf das Kind zu bremsen oder weil der Fahrer beispielsweise eine Hausnummer suche.
Verbreitung über soziale Medien bergen Gefahren
"Dennoch soll man bei verdächtigen Feststellungen grundsätzlich sensibel sein", beteuert Ochs. Werden solche Mitteilungen über die sozialen Medien verbreitet, berge es aber die Gefahr, dass Situationen durch Weitererzählungen von Freunden über Freunde falsch eingeschätzt werden. "Die Eltern können sich jederzeit an die Polizei wenden", versichert Ochs. In der Schule ist es inzwischen wieder etwas ruhiger geworden. "Vier Klassen fahren ins Schullandheim, andere haben Praktikum", erklärt Carmen Dornheim. Die Aufregung der Kinder besteht nun aus der Vorfreude auf die anstehende Fahrt.