Druckartikel: Berlin: "Maskenmann" schweißt Gitterstäbe mit chemischer Reaktion durch - scheitert jedoch an Flucht aus JVA Tegel

Berlin: "Maskenmann" schweißt Gitterstäbe mit chemischer Reaktion durch - scheitert jedoch an Flucht aus JVA Tegel


Autor: Redaktion

Berlin, Dienstag, 01. Oktober 2019

Am Montag kam es zu einem Fluchtversuch eines Häftlings der JVA Tegel. Der sogenannte "Maskenmann" schweißte mittels einer chemischen Reaktion die Gitter seines Zellenfensters auf uns seilte sich aus dem dritten Stock ab.
Ein 52 Jahre alter Gefangener der JVA Tegel hat zwei Gitterstäbe seiner Zelle aufgeschweißt und sich aus dem Fenster abgeseilt. Foto: Paul Zinken/dpa


Ein Gefangener der Berliner Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel hat zwei Gitterstäbe seiner Zelle im dritten Stock aufgeschweißt und sich aus dem Fenster abgeseilt. Mitarbeiter der JVA hätten den 52-Jährigen vor dem Zellengebäude entdeckt, sagte ein Sprecher der Justizverwaltung am Montag. Zu dem Ausbruchsversuch soll es am frühen Montagmorgen gekommen sein.

Der Gefangene habe aber noch nicht die äußeren Anlagen überwunden, betonte der Sprecher. Wie es dem Mann, der zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, gelungen ist, die Stäbe aufzuschweißen, war zunächst unklar. "Das ist außergewöhnlich. Das ist ein Vorfall, den wir untersuchen müssen", sagte der Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Video:




"Maskenmann" scheitert an Fluchtversuch aus JVA Tegel

Laut "Tagesspiegel" soll es sich bei dem 52-Jährigen um den "Maskenmann" Mario K. handeln, der wegen versuchten Mordes hinter Gittern sitzt. Seit Oktober 2016 ist der 52-Jährige in der JVA Tegel untergebracht, nachdem er im Jahr 2011 einen Überfall auf eine Millionärsfamilie verübt haben soll. Dabei soll er einen Wachmann niedergeschossen haben. Zudem soll er ein Jahr später einen Banker entführt haben.

Nach Informationen des "Tagesspiegel" zerstörte der Häftling die Gitterstäbe mit einem chemischen Schweißprozess. Die Chemikalien, die er dabei nutzte, standen offenbar nicht auf der Liste der Anstalt für gefährliche Stoffe. Mittels einer Thermitreaktion, wie sie auch beim Schweißen von Eisenbahnschienen genutzt wird. "Dabei werden die extrem hohen Temperaturen ausgenutzt, die entstehen, wenn Eisenoxid- und Aluminiumpulver gemeinsam entzündet werden", so der "Tagesspiegel". Die Metalle der Gitter schmolzen - und so gelang dem "Maskenmann" der Ausbruch aus seinem Fenster.

Mit Wurfanker und Seil aus Bettlaken aus dem Fenster

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll sich der Gefangene außerdem einen Wurfanker aus Tisch- und Stuhlbeinen seiner Zelle gebaut haben. Mit dem Anker und einem Seil aus Bettlaken habe er wahrscheinlich die Außenanlagen überwinden wollen, sagte Justizverwaltungssprecher Sebastian Brux am Dienstag der dpa. Laut Brux war das ein aussichtsloses Unterfangen: "Er hätte es nur bis zum Freigelände geschafft, auf das er sowieso jeden Tag darf."

In seiner Zelle fanden sich laut Brux Zitronennetze, Putzmittel und Backzutaten. Aus diesen mischte sich der Gefangene möglicherweise ein Mittel zum Schweißen. Jetzt werde geprüft, mit welchem Gemisch es gelang, die Gitterstäbe zu durchtrennen.

Die Justizverwaltung bestätigte die Medienberichte, dass es sich bei dem Gefangen um einen Mann handelt, der in der Region Berlin-Brandenburg als Maskenmann bekannt geworden war, nicht. Man äußere sich nicht in dieser Form zu den Gefangenen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Im Maskenmann-Prozess hatte das Landgericht Frankfurt (Oder) im Jahr 2015 einen damals 47-Jährigen wegen Angriffs auf Millionärsfamilien und Entführung eines Managers zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Mann hatte bei den Taten 2011 und 2012 jedes Mal eine Art Imkermaske getragen.

red/dpa