Zuckersteuer auf Getränke in Deutschland: So viel Geld könnte gespart werden
Autor: Agentur dpa, Redaktion
München, Mittwoch, 22. November 2023
In dutzenden Ländern weltweit gibt es sie bereits: eine Zuckersteuer auf Getränke. Deutschland hingegen setzt auf Selbstverpflichtungen der Hersteller. Nun zeigt eine Studie, wie viel Geld eine solche Abgabe einsparen würde. Doch auch gesundheitliche Aspekte spielen eine Rolle.
16 Milliarden Euro - soviel würde eine Zuckersteuer auf Erfrischungsgetränke einer Studie zufolge in Deutschland allein innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte einsparen und zahlreiche Erkrankungen vermeiden. "Eine Softdrink-Steuer in Deutschland hätte deutliche positive Auswirkungen", bilanziert das Forschungsteam von der Technischen Universität München und der britischen Universität Liverpool im Fachmagazin PLOS Medicine. Bei allen simulierten Varianten würde weniger Zucker konsumiert, Erkrankungen wären seltener. "So ließen sich volkswirtschaftliche Kosten senken und das Gesundheitssystem entlasten."
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Sondersteuer von mindestens 20 Prozent auf zuckerhaltige Getränke, um den Zuckerkonsum der Bevölkerung mitsamt seiner gesundheitlichen Folgen zu reduzieren. Vielen Länder haben bereits steuerliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Konsums von zuckerhaltigen Getränken oder Lebensmitteln eingeführt. Deutschland setzt stattdessen auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Getränkeindustrie - Studien zufolge bislang mit mäßigem Ergebnis.
Zuckersteuer in Deutschland: Studie aus Bayern verspricht positive Effekte
Die Studie aus München zeigt nun, dass der erwünschte Effekt einer Steuer hierzulande wohl tatsächlich eintreten und das Risiko etwa für Übergewicht und Erkrankungen sinken würde. "Eine Limo-Steuer wirkt", hieß es in einer Reaktion der Verbraucherorganisation Foodwatch. Das hätten die Erfahrungen aus Großbritannien gezeigt, wo die Hersteller den Zuckergehalt in ihren Getränken drastisch gesenkt haben und Limonaden seltener konsumiert wurden.
Zuckrige Getränke gälten als wesentliche Treiber für Adipositas und damit verbundene Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das Leid der Betroffenen und die Folgekosten seien groß. Das sei lange bekannt, dennoch unternehme die Regierung nichts dagegen, dass überzuckerte Getränken schon junge Menschen krank machen, kritisierte Foodwatch. Wie du selbst deine Ernährung positiv beeinflussen kannst und welche fünf Lebensmittel deinen Blutzuckerspiegel senken, kannst du hier nachlesen.
Die aktuelle Studie betrachtet Versteuerungs-Szenarien, die entweder darauf abzielen, den Softdrink-Konsum generell zu senken, oder darauf, Rezeptur-Änderungen herbeizuführen. Wenn die Abgabe unabhängig vom Zuckergehalt fällig wird, führe dies internationalen Studien zufolge vor allem zu einer verringerten Nachfrage nach Softdrinks. Richtet sich die Steuer hingegen nach der Zuckermenge, würden zudem die Rezepturen der Getränke verändert.
Hersteller könnten Zuckereinsatz reduzieren: verschiedene Simulationen getestet
"Der Simulation zufolge würde bei einem pauschalen 20-prozentigen Aufschlag auf die Softdrink-Preise der Zuckerkonsum pro Tag und Person um ein Gramm sinken", schilderten die Forschenden die potenziellen Auswirkungen in Deutschland. In der Gruppe der Männer zwischen 30 und 49 Jahren wären es den Abschätzungen zufolge sogar knapp drei Gramm pro Tag. "Noch stärker würde sich eine Reduktion des Zuckers in den Rezepturen um 30 Prozent auswirken, wie sie in Großbritannien nach Einführung der gestaffelten Hersteller-Abgabe verzeichnet wurde", erklärte das Expertenteam.
Der Ernährungskompass: Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung - Mit den 12 wichtigsten Regeln der gesunden Ernährung, einem neuen Kapitel und BeispielrezeptenBei beiden Besteuerungsvarianten gäbe es der Rechnung des Teams zufolge deutlich weniger Fälle von Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders groß seien die zu erwartenden Effekte bei Diabetes Typ 2: "Durch eine Besteuerung würden unseren Modellen zufolge innerhalb der nächsten 20 Jahre bis zu 244.100 Menschen später oder gar nicht an Typ-2-Diabetes erkranken", erläuterte der Erstautor der Studie, Karl Emmert-Fees.