Welcher Teil Frankens schmeckt am besten?

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Braten, Klöße und Co: Franken hat viel gemeinsames in der Küche. Bei der Qualität gibt es aber kleine Unterschiede. Foto: Archiv
Braten, Klöße und Co: Franken hat viel gemeinsames in der Küche. Bei der Qualität gibt es aber kleine Unterschiede. Foto: Archiv
 

Die Restauranttester sind sich einig: Wer Hochfeines aus Küche und Keller genießen will, reist ins Weinland Unterfranken. Oberfranken ist für Gourmets ein weißer Fleck.

Schnitzel, so groß wie ein Klodeckel, meterlange Bratwürste und ein Schnitt, der nichts anders als ein volles Glas zum halben Preis ist: Franken gilt als Schlaraffenland für alle, die sich satt essen wollen, ohne dass der Geldbeutel Magersucht erleidet. Es geht aber auch anders, ein wenig kleiner, sehr viel feiner. Jawohl: Die Feinschmecker entdecken Franken!

Die beiden wichtigen Restaurantführer auf dem Markt haben lange Zeit einen mehr oder weniger weiten Bogen um Franken gemacht. Die Erkenntnis, dass sich auch Bodenständiges anspruchsvoll kredenzen lässt, setzt sich nur langsam durch, garte in den Töpfen eines Ulrich Schaller, der einst im "Coburger Tor" die Gaumen verwöhnte, oder bei Alexander Herrmann in Wirsberg, der es aus der fränkischen Provinz in den Olymp der Fernsehköche schaffte.

Jetzt schickt sich eine junge Garde von Weißmützen an, nach den Sternen zu greifen, auch wenn die, die der berühmte Michelin verleiht, noch schwieriger zu erreichen sind als die der Milchstraße. "Die Herren vom Michelin, die haben es nicht so mit uns in Franken", sagt Max Matreux, der Herr der Töpfe in der Schweinfurter Kugelmühle, der heuer mit der zweiten von maximal drei Kochmützen des Gault Millau und 15 von 20 Punkten geadelt wurde.

Zu einem Michelin-Stern hat es für den Franken mit dem französischen Namen wieder nicht gereicht - dazu sind seine Kreationen vielleicht doch zu sehr geerdet und Meister Matreux' Preise (noch?) zu irdisch.

Fünf neue Sterne in Franken

Dass der Michelin Franken links liegen lässt, stimmt aber so trotzdem nicht. In der jüngsten Ausgabe des Feinschmeckerführers haben gleich fünf fränkische Restaurants einen Stern ergattert: das Aumers la Vie in Nürnberg und vier Unterfranken: Reisers am Stein und Kuno 1408 in Würzburg, das Auberge de Temple in Aschaffenburg und "1622" in Miltenberg.

Für den Gaststättenverband ist dies kein Zufall; der unaufhaltsame Aufstieg der mainfränkischen Gastronomie geht Hand in Hand mit dem Qualitätssprung beim Frankenwein einher. "In Unterfranken ist man bereit, mehr Geld für gutes Essen und Trinken auszugeben", sagt ein Verbandssprecher.

Trotz des unterfränkischen Übergewichts am Sterne-Himmel bleibt Frankens Superstar wohl unerreichbar: Das Essigbrätlein in Nürnberg, eines der kleinsten und feinsten Häuser im Land, verdient sich sowohl im Michelin als auch im Gault Millau die Bestnoten. Hier ist nur Platz für 20 Gäste, und Modernes serviert der Chef Andree Köthe nur auf dem Teller. Ansonsten braucht der kulinarische Tempel weder eine Homepage noch Freunde auf Facebook.

Eine Diaspora für die Feinschmecker bleibt Oberfranken. Alexander Herrmann in Wirsberg und das Esszimmer in Coburg dürfen sich mit Mützen und Sternen schmücken, ansonsten ist die Ehrentafel so leer wie ein Teller nach der Mahlzeit in einem Bamberger Wirtshaus. Wie sagt der Franke in so einem Fall: Guad wors trotzdem!