Tännesberg: Rätselhafter Oldtimer im Stausee hat "dunkle Geschichte" - Zwei bayerische Cold Cases könnten dahinterstecken
Autor: Agentur dpa, Teresa Hirschberg
Tännesberg, Freitag, 14. Oktober 2022
Bereits im Juli wurde in der Oberpfalz ein Oldtimer aus einem Stausee geborgen, seitdem ermittelt die Polizei, was es mit dem mysteriösen Fund auf sich hat. Auch eine Verbindung zu einem Vermisstenfall sowie einem Mord komme infrage.
Update vom 13.10.2022: Steht Oldtimer-Fund in Verbindung zu mehreren Cold Cases?
Dieser Fall stellt die oberpfälzische Polizei weiter vor ein Rätsel: Nach dem Fund eines jahrzehntealten Oldtimers in einem Stausee bei Tännesberg im Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab häufen sich die Theorien, welche Geschichte hinter dem mysteriösen Wrack stecken könnte. Die Polizei hofft daher auf Hinweise – "so skurril diese im ersten Moment auch erscheinen mögen".
Dreckig, triefend und definitiv nicht mehr fahrbereit: So wurde der Audi 100 Coupe S aus dem Pfreimdstausee geborgen, nachdem er Mitte Juli zufällig bei Sanierungsarbeiten entdeckt worden war. Seit dem ersten Zeugenaufruf seien über 30 Mitteilungen und Hinweise zu dem Fahrzeug aus dem Jahr 1973 eingegangen, teilt die Polizeiinspektion Vohenstrauß zum aktuellen Ermittlungsstand mit. Zu einem abschließenden Ergebnis seien die Beamten noch nicht gekommen, die bisherigen Tipps hätten aber zu neuen Ermittlungsansätzen geführt.
Nachfragen bei einem lokalen Autohaus halfen laut Polizei aber nicht weiter, da zum Oldtimer keine Unterlagen mehr vorliegen. Die Originalfarbe des Audi beschreibt die Polizei als "Coronagelb", wobei es sich um eine Sonderfarbe handle, die damals nur gegen einen Aufpreis zu bekommen war. Außerdem war er mit schwarzen Rallyestreifen verziert, wie die Inspektion schreibt.
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Um mehr über den Wagen herauszufinden, half der Polizei nun ein Audi-Experte weiter, der das Wrack genauer unter die Lupe nahm. Dabei kam heraus: Das Auto wurde repariert, was beispielsweise an einer ausgetauschten Windschutzscheibe und einer entsprechenden Aufschrift erkennbar war, erklärte der stellvertretende Inspektionsleiter Tobias Wirth im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Auch andere Originalteile waren ausgetauscht worden, dazu zählen die Motorhaube sowie der Ersatzreifen. Zudem könnte der Wagen laut Polizei neu lackiert worden sein. Auch der Tacho war nicht mehr vorhanden und könnte absichtlich ausgebaut worden sein, bevor der Oldtimer im See versenkt wurde.
Ein Kapitaldelikt könne derzeit weder ausgeschlossen noch bestätigt werden, meldet die ermittelnde Inspektion. Tobias Wirth hat jedoch eine schlimme Vermutung: "Ich glaube, das Fahrzeug hat eine dunkle Geschichte", sagte er im BR-Interview. Im Raum steht unter anderem ein möglicher Zusammenhang zu einem bayerischen Cold Case: Die 12-jährige Monika Frischholz aus Flossenbürg soll am 25. Mai 1976 in einen gelben Wagen eingestiegen sein – seitdem fehlt von der Schülerin jede Spur. Eine Leiche wurde nie gefunden. Es könnte sich hier aber auch um eine Verwechslung handeln, teilte die zuständige Ermittlungsgruppe mit.
Die Polizeiinspektion Vohenstrauß will der Verbindung aber weiter nachgehen und arbeitet dafür auch mit den Ermittlern zusammen, die den Cold Case der vermissten Schülerin behandeln. Doch noch ein weiterer Mordfall könnte mit dem Wrack in Verbindung stehen: Die 15-jährige Christa Mirthes wurde 1978 in Schwandof brutal getötet und in einen Brunnenschacht geworfen. Auch dieser Fall wurde nie gelöst, laut Polizei gebe es aber Hinweise auf einen Handelsvertreter, der in diesem Zeitraum mit einem gelben Wagen in Bayern unterwegs war. Eine weitere Spur führe nach Nürnberg und solle nun untersucht werden.
Auch zum fränkischen Cold Case Klaus Berninger gibt es neue Informationen: Die Soko wolle nun verstärkt Druck auf den oder die Täter machen.