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Söder will Stundenplan in bayerischen Grundschulen ändern: Schüler seien zu schlecht


Autor: Agentur dpa, Melina Mark

Gmund am Tegernsee, Dienstag, 30. Januar 2024

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) möchte den Deutsch- und Matheunterricht in Grundschulen intensivieren. Hierfür plant er Streichungen an anderer Stelle. Der Lehrerverband positioniert sich klar gegen diesen Vorschlag.
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, nimmt nach der Haushaltsklausur des bayerischen Kabinetts am Tegernsee an einer Pressekonferenz teil.


An bayerischen Grundschulen wird es nach den Worten von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) definitiv keine Kürzungen beim Religionsunterricht geben - sondern eher im Fach Englisch. Man habe sich im Kabinett "sehr gut ausgetauscht" und sei sich einig: "Bei Religion wird nicht gekürzt", sagte Söder am Montag (29. Januar 2024) zum Abschluss einer zweitägigen Klausur des Ministerrats in Gmund am Tegernsee.

Söder stellte das öffentliche Hickhack in der Koalition Ende vergangener Woche als Missverständnis dar. Es habe keinen Streit, sondern "eher ein Missverständnis gegeben in der Kommunikation, egal von welcher Seite. Das haben wir gut gelöst." Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) "genießt unser großes Vertrauen", betonte Söder.

"Bei Religion wird nicht gekürzt": Söder plädiert stattdessen für Streichungen von anderem Fach

Stolz hatte am vergangenen Donnerstag (25. Januar 2024) im Bildungsausschuss des Landtags ihr Konzept für bessere Deutsch- und Mathematikkenntnisse der bayerischen Schülerinnen und Schüler vorgestellt. Demnach soll es in den Jahrgangsstufen eins bis vier jeweils eine Stunde mehr Deutschunterricht geben, und in den Jahrgangsstufen eins und vier auch noch je eine Stunde mehr Mathe. Die Stundenzahl insgesamt soll aber nicht steigen, die Schulen sollen flexibel umschichten können.

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Eine "rote Linie" zog Stolz laut Ministerium dabei lediglich beim Sportunterricht, nicht aber beim Religionsunterricht, der in den Klassen drei und vier immerhin mit jeweils drei Stunden veranschlagt ist - so viel wie beispielsweise Musik und Kunst zusammengenommen. Woraufhin, auch nach lautstarker Intervention von Kirchenseite, Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) umgehend Einspruch erhob: "Mit der CSU wird es keine Kürzung beim Religionsunterricht geben."

Söder sagte nun, Stolz werde demnächst einen Vorschlag im Kabinett präsentieren, wie die Überlegungen umgesetzt werden. Seine Auffassung sei relativ klar: Wenn es Veränderungen gebe, dann eher bei Fächern wie Englisch. "Ich glaube, erst mal muss man gut Deutsch können, bevor man über Englisch nachdenken kann." Und beim Fach Religion gehe es nicht um einen Gefallen den Kirchen gegenüber, sondern um Werteerziehung. Und das sei in der Grundschule sehr wichtig. "Deswegen wäre es an der Stelle falsch, das zu streichen."

Mehr Flexibilität beim Unterricht an bayerischen Grundschulen? 

Stolz betonte indes, sie stehe im Dialog mit allen Beteiligten, um den Rahmen der Flexibilisierungsmöglichkeiten festzulegen. "Dabei halte ich es für wichtig, alle Fragen offen zu diskutieren und allen Seiten zuzuhören." Sie sei hierzu seit Wochen im Austausch, einzelne Gespräche stünden aber auch noch aus. "Im Dialog geht es mir aber nicht darum, einzelne Fächer gegeneinander auszuspielen oder pauschal zu kürzen oder zu streichen. Davon halte ich nichts." Sie wolle "im Detail in Erfahrung bringen, wo die Spielräume für flexiblere Lösungen liegen", sagte die Ministerin.

"Ich sage es auch ganz deutlich: Der Religionsunterricht gehört in Bayern untrennbar zur Schule. Er ist nicht zuletzt als Teil unserer christlich-jüdischen Kultur wichtig und notwendig", betonte sie. In der Diskussion gehe es lediglich um die Frage, ob den Schulen je nach den Bedürfnissen vor Ort auch die Möglichkeit gegeben werden solle, das Stundenmaß in einer Jahrgangsstufe flexibel von drei auf zwei Stunden anzupassen. "Ich persönlich kann mir das gut vorstellen."

In der jüngsten Pisa-Studie hatten die 15- und 16-Jährigen aus Deutschland im Lesen, in Mathematik und in Naturwissenschaften die schlechtesten Ergebnisse erbracht, die je im Rahmen dieser internationalen Vergleichsstudie gemessen wurden. Deshalb sollen die Fächer Deutsch und Mathe an den Grundschulen gestärkt werden.

Lehrerverband positioniert sich klar gegen Kürzungen 

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) lehnt Kürzungen bei anderen Fächern im Gegenzug für die neuen, zusätzlichen Mathematik- und Deutschstunden an Grundschulen ab. "Die Stundentafel zu kürzen, geht auf keinen Fall. Wir müssen wenn, dann was drauflegen", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann am Dienstag in München. "Wir wollen nicht, dass die Kinder in der Grundschule weniger Unterricht bekommen, wo doch jeder merkt, sie brauchen mehr." Die zusätzlichen Mathe- und Deutschstunden an sich seien daher absolut sinnvoll.

"Die einen wollen Musik reduzieren, die anderen Religion, die nächsten Kunst oder Sport aufs Spiel setzen und wieder andere Englisch streichen", erläuterte der BLLV nun. Die Kinder aber bräuchten alle diese Fächer im bisherigen Umfang - und noch mehr, betonte Präsidentin Fleischmann: "Mehr Bildung, mehr Förderung und mehr Differenzierung." Dies sei auch möglich, wie der Blick in andere Bundesländer zeige: "Wir haben in Bayern nicht die größte Stundentafel."