Druckartikel: Söder irritiert: ZDF-Moderatorin bricht Interview einfach ab - "widerlicher Stil"

Söder irritiert: ZDF-Moderatorin bricht Interview einfach ab - "widerlicher Stil"


Autor: Alexander Milesevic

Nürnberg, Samstag, 23. Dezember 2023

Markus Söder ist während eines Interviews in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" abgewürgt worden. Nachdem Moderatorin Diana Zimmermann den bayerischen Ministerpräsidenten mehrfach unterbrochen hatte, beendete sie das Gespräch plötzlich mitten in einer Antwort - sehr zur Irritation des CSU-Vorsitzenden.
Markus Söder, (CSU) Ministerpräsident von Bayern, durfte sich in der "ZDF"-Sendung "Berlin Direkt" nicht mehr zum Krisenmanagement der Union äußern. Moderatorin Zimmermann brach das Interview abrupt ab.


Ein Interview mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist im ZDF abgebrochen worden. Söder war am Sonntagabend (17. Dezember 2023) in der Sendung "Berlin Direkt" zu Gast, bei der die neue Moderatorin Diana Zimmermann dem CSU-Vorsitzenden zu dem Thema Schuldenbremse ins Wort fiel.

Zu seiner Weigerung, einer Reformierung der Schuldenbremse im Bundestag zuzustimmen, merkt Zimmermann an: "Herr Söder, die Investitionen, die jetzt nötig sind, die sind ja auch deswegen nötig, weil in 16 Jahren unter einer Regierung Merkel fast nichts passiert ist in Sachen Investitionen in die Infrastruktur. Wie würden Sie denn ohne eine Lockerung der Schuldenbremse weitermachen? So wie vorher? Ohne jegliche Reformen?" 

ZDF-Moderatorin fällt Markus Söder mehrfach ins Wort und würgt ihn dann komplett ab

Irritiert fragt Söder, wie Zimmermann darauf komme, dass in 16 Jahren nichts passiert sei. "Weil wir ja sehen, was wir für einen Reformstau haben momentan", entgegnet Zimmermann. Söder sieht das anders und fragt, ob dies denn wirklich so sei. Dabei handele es sich lediglich um ihre Meinung, die er respektiere. Das scheine auch die Ampel so zu sehen, sagt Söder und will seine Ansicht daraufhin mit dem Verweis auf die Halbierung der Arbeitslosenquote während der Regierungszeit Merkels untermauern. 

Video:




Stattdessen fällt ihm Zimmermann ins Wort. "Absolut alle Ökonomen in Deutschland" sähen das so. "Weiß nicht, ob das so stimmt", bezweifelt Bayerns Ministerpräsident, woraufhin die Moderatorin ihm mit einem trotzigen "doch" ins Wort fällt. Söder fängt erneut an, auf das Krisenmanagement der Union einzugehen, als Zimmermann einwirft, dass "wir noch nicht so viele Krisen gehabt haben wie momentan". Als der CSU-Vorsitzende darauf noch etwas erwidern möchte, beendet die ZDF-Moderatorin das Interview abrupt. "Ich muss leider hier zum Ende kommen. Ganz herzlichen Dank nach Nürnberg, Herr Söder heute Abend." "Sie können doch nicht einfach den Satz einfach so unterbrechen und abwürgen", entgegnet ihr Gesprächspartner irritiert. 

"Wir müssen leider aufhören", begründet Zimmermann. "Also das war jetzt aber dann ein etwas unglücklicher Start für unser erstes gemeinsames Interview, denn den letzten Satz hätte ich schon noch gerne gesagt, dass wir nämlich viele Krisen entschlossen gemeistert haben und eine solche wie jetzt könnten wir auch besser meistern", resümiert Söder nach einer kurzen Pause, bevor Zimmermann das Gespräch mit einem erneuten "herzlichen Dank nach Nürnberg" endgültig beendet. 

"Unglücklicher Start" - Söder irritiert über plötzlichen Interview-Abbruch

Auf X (vormals Twitter) gab es in der Folge heftige Reaktionen unter dem Beitrag bei @berlindirekt. "Dieses Interview ist nicht gelungen", hält ein Nutzer fest, Zimmermann sei "keineswegs neutral". Ein anderer meint: "widerlicher Stil - der die Debatte um die Abschaffung des ÖRR leider erneut anheizt". "Journalistische Stümperei" heißt es in einer weiteren Antwort unter dem Post.

Zuvor sagte der bayerische Ministerpräsident mit Blick auf Finanzminister Lindner (FDP) in der Sendung: "Die Schuldenbremse wird nicht aufgeweicht. Ich bin auch sehr enttäuscht, dass Christian Lindner in einem neuen Interview sagte, na ja, vielleicht ein bisschen könnte man doch daran rumfummeln". Die Union werde auf keinen Fall einer Veränderung der Schuldenbremse im Bundestag zustimmen. "Damit ist eine notwendige Zweidrittelmehrheit für eine verfassungsändernde Situation nicht gegeben."

Lindner lehnt zwar eine grundlegende Reform der Schuldenbremse wie von den Koalitionspartnern SPD und Grünen gefordert ab - er hatte aber zuletzt Pläne für eine Teilreform im kommenden Jahr angekündigt. Der FDP-Politiker sagte am Samstag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, es sei geplant, die Berechnung der sogenannten Konjunkturkomponente, die bei einem Abschwung mehr Spielraum lasse, zu überarbeiten. "Es ist beabsichtigt, die Berechnung an den aktuellen Stand der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung anzupassen, was die Schwankungsbreite verändern wird", sagte er.

Söder lehnt Reform der Schuldenbremse ab

Der Finanzminister schrieb am Sonntag auf der Plattform X (früher Twitter), er sei etwas enttäuscht von Söder. "Als ehemaliger Finanzminister müsste er wissen, dass eine Aktualisierung der Berechnung der Konjunkturkomponente der Schuldenbremse nicht zu höherer Verschuldung führt." Es brauche daher keine Zweidrittelmehrheit.

Wegen der gigantischen deutschen Staatsverschuldung wurde 2009 die Schuldenbremse im Grundgesetz verankert. Für eine grundsätzliche Reform wäre eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat nötig. Die Konjunkturkomponente ist dagegen nur in einem Ausführungsgesetz der Schuldenbremse verankert. ami/mit dpa