Söder als Kanzler? Diese Konsequenzen hätte seine Kandidatur
Autor: Robert Wagner
Nürnberg, Dienstag, 13. April 2021
In den nächsten Tagen wird sich die Frage klären, wer Kanzlerkandidat der Unionsparteien wird - und damit gute Chancen auf die Kanzlerschaft hat: Armin Laschet oder doch Markus Söder?
- Kanzlerkandidat CDU: Armin Laschet oder Markus Söder?
- Söder erklärt sich für Kandidatur bereit
- Wie wahrscheinlich ist es, dass er Kanzler wird?
- Welche Konsequenzen hätte das für Franken?
Noch ist es nicht klar, doch vieles deutet darauf hin: Wird Markus Söder Kanzlerkandidat der CDU/CSU? Zumindest seine Bereitschaft dazu hat er am Sonntag, dem 11. April 2021, zum Ausdruck gebracht. Doch auch der Armin Laschet strebt weiterhin die Kandidatur an. Die Entscheidung in der Machtfrage wird derweil nicht nur für die Bundestagswahl große Folgen haben: Während der Sieger für CDU und CSU als Kanzlerkandidat um das Erbe von Angela Merkel ins Rennen zieht, steht der Verlierer vor einer schwierigen politische Zukunft. Für Bayern und insbesondere Söders Heimatregion Franken hätte seine Kandidatur Folgen - egal, ob Söder letztlich die Wahl gewinnen würde oder nicht. Doch wie gut sind Söders Chancen tatsächlich? Wer könnte sein Nachfolger werden? Und müsste es Neuwahlen in Bayern geben? Fragen und Antworten zu Söders möglicher Kandidatur.
Wie wahrscheinlich ist es, dass Söder Kanzlerkandidat wird?
Die Ausgangspositionen von Armin Laschet und Markus Söder ähneln sich auf den ersten Blick: Beide sind Parteichefs und amtierende Ministerpräsidenten in ihren Heimatländern. Im Detail sind die Situationen nur bedingt vergleichbar - genau wie die sehr unterschiedlichen Fallhöhen bei der Nicht-Kanzlerkandidatur. "Eines ist klar, die beiden Parteivorsitzenden müssen auch nach dieser persönlichen Entscheidung am Ende gemeinschaftlich eng zusammenarbeiten", sagte Söder (54) am Sonntagabend im ZDF. Und etwas später im Bayerischen Rundfunk betont er gar sehr persönlich: "Und was für mich ganz wichtig ist, da darf auch keiner beleidigt sein." Das gelte für ihn und für "Armin. Wir beide wissen um diese Verantwortung, denn am Ende müssen wir so oder so gemeinschaftlich diese Aufgabe schultern. Und das werden wir auch tun."
Söder hatte betont, dass eine Kandidatur für ihn nur infrage käme, wenn dies auch von der CDU gewünscht werde. Am Montagnachmittag will er sich mit dem CSU-Präsidium zusammensetzen. Laschet tagt derweil mit den CDU-Spitzen und will sich den Rückhalt der Parteiführung sichern. Er werde "um Vertrauen bitten", hatte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident am Sonntag angekündigt. Eine klare Tendenz ist noch nicht auszumachen: So hatte sich zwar die Berliner CDU hinter Söder gestellt, sogar ein Ortsverband im von Laschet geführten Nordrhein-Westfalen hatte sich für Söder ausgesprochen. Trotzdem: Die von Söder eingeforderte breite Unterstützung von der CDU ist das noch nicht. Andererseits bewegt sich der bayerische Ministerpräsident bereits seit Monaten immer weiter Richtung Kanzlerkandidatur. Hatte er die Frage zunächst relativ weit von sich geschoben, spricht er mittlerweile offen über diese Möglichkeit.
Prognose: Zwar hatte sich das Präsidium der CDU bereits für Laschet ausgesprochen, doch gibt es weiterhin auch kritische Stimmen aus der CDU, die sich eher für Söder stark machen. Sollte sich die CDU nicht geschlossen hinter Laschet stellen, wird Söder diesen Spielraum ausnutzen und Kanzlerkandidat der CDU/CSU-Fraktion werden.
Welche Chancen hätte Söder als Kanzlerkandidat?
Die Deutschen können ihre Kanzlerin oder ihren Kanzler zwar nicht direkt wählen, dennoch ist es von großer Bedeutung bei der Wahlentscheidung, wer für das Kanzleramt als geeignet eingeschätzt wird. So wollen die Hälfte der Unions-Wähler von 2017 ihre Wahlentscheidung davon abhängig machen, wen die Partei als Kanzlerkandidaten aufstellt.
Und von allen bereits feststehenden oder denkbaren Kandidaten erhält CSU-Chef Markus Söder im RTL/ntv-Trendbarometer weiterhin die höchsten Zustimmungswerte. Derzeit würden sich 38 Prozent für ihn entscheiden, wenn seine Gegen-Kandidaten Robert Habeck und Olaf Scholz wären. Habeck käme gegen Söder auf 19, Scholz auf 13 Prozent. Gegen Annalena Baerbock und Olaf Scholz läge Söder mit 39 Prozent vorn; Baerbock käme auf 20, Scholz auf 14 Prozent. Markus Söder würde in allen Wahlgebieten, bei Männern und Frauen sowie in allen Bildungsgruppen teilweise deutlich vorn liegen. Lediglich im linken Wähler-Spektrum schneidet Baerbock besser ab als der CSU-Chef. Am deutlichsten liegt Söder bei den Wählern der Mitte (49 gegenüber 12%) und in Bayern (49 gegenüber 16%) vorn.