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Schweinfurt zeigt die Welt des Wassers


Autor: Günter Flegel

Schweinfurt, Dienstag, 09. Oktober 2012

Als Schlag ins Wasser bezeichnet man gemeinhin einen Flop. Schweinfurt will das Gegenteil: Die Landesausstellung "Main und Meer" soll von Mai bis Oktober 2013 einige hunderttausend Besucher in die Kugellagerstadt locken.
Spektakuläre Installationen lassen die Besucher ins Thema eintauchen (Computergrafik)


Für das Sachs-Bad, in dem wohl nahezu jeder Schweinfurter das Schwimmen lernte, schließt sich mit der Landesausstellung der Kreis: Der Industrielle Ernst Sachs schenkte der Stadt 1937 das "Volksbad". Bis 2004 lief der Badebetrieb, dann wurde das nicht mehr zeitgemäße Haus trockengelegt und zu einer Kunsthalle umfunktioniert. Schweinfurter Kunstschätze und zeitgenössische Sonderausstellungen schlagen seit 2009 hier hohe Wogen. Jetzt muss die Kunst dem Wasser, wenn auch nur in virtueller Form, weichen, was dem Kulturamtsleiter Erich Schneider schlaflose Nächte beschert: Rund 300 Kunstwerke müssen für die Landesausstellung Platz machen, "wir packen sie weg und verstauen sie in jeder ungenutzten Ecke des Hauses", beschreibt Schneider die logistische Herausforderung, die 1800 Quadratmeter frei zu räumen. "Immerhin müssen wir weder Wände rausreißen, noch wird die ehemalige Schwimmhalle geflutet", scherzt Schneider.

Neuschwanstein am Main?


Die Landesausstellung, die man getrost als Landesschau bezeichnen könnte, will das Kunststück vollbringen, Nass zu zeigen ohne nass zu machen. Das Konzept stellten in Schweinfurt der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl, und Martin Grambow vom Umweltministerium vor. "Main und Meer" ist ein Unikum - die Präsentation in Schweinfurt ist nicht nur die erste große Ausstellung über den Main überhaupt, sondern thematisch breiter aufgestellt als die meist geschichtslastigen Ausstellungen, zuletzt die über Ludwig II., die mit einem Besucherrekord schloss: 580 0000 Gäste vertieften sich in die Traumwelt des Märchenkönigs.
Mit Trümpfen wie Neuschwanstein kann Schweinfurt nicht aufwarten, sechsstellige Besucherzahlen erwartet Loibl trotzdem. Garant dafür soll nicht zuletzt Fritz Pürstinger sein: Der Designer aus Salzburg durfte schon Ludwig II. spektakulär in Szene setzen und greift jetzt tief in die Trickkiste, um die Besonderheiten des Mains multimedial zu präsentieren.

1,5 Millionen Euro


Von der Erdgeschichte über den Weinbau, Fischfang, die Schifffahrt und die Verbindung zu den Weltmeeren bis zum Klimawandel zeigen die Macher mit einem Budget von 1,5 Millionen Euro, wie der Main "eine der schönsten Regionen Europas" (Text der Werbebroschüre) formte. So viel Lob tröstet darüber hinweg, dass ein Oberbayer (Loibl) und ein Österreicher (Pürstinger) den Franken erklären müssen, wie schön es bei ihnen ist. Und dass Bayern Franken das Wasser weder reichen muss noch kann.