Schuss auf Soldat: Bundeswehr teilte bei Notruf Falschinformation mit
Autor: Agentur dpa, Redaktion
Erding, Mittwoch, 29. Oktober 2025
Sie sollten gemeinsam für den Verteidigungsfall trainieren - stattdessen beschoss die Polizei einen Soldaten. Die Schuld liegt vermutlich bei der Bundeswehr selbst.
Update vom 29. Oktober 2025, 6.50 Uhr: Bundeswehr teilte bei Notruf Falschinformation mit
Nach dem Schuss auf einen Soldaten bei einer Großübung im Landkreis Erding nimmt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die Polizei in Schutz und verweist damit indirekt auf die Bundeswehr. Es sei "bereits jetzt offenkundig, dass das Kommunikationsdefizit nicht bei der Regierung oder der Polizei lag", sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in München. Derweil teilte die Bundeswehr mit, sie habe ihre Kommunikationswege überprüft und intensiviert.
Herrmanns belegt seine Argumentation mit einer Nachfrage der Polizei beim Feldjägerregiment der Bundeswehr unmittelbar vor dem Schusswechsel: "Als dann am Abend des 22. Oktober über den Notruf die Mitteilung über eine bewaffnete Person in Altenerding einging, rief die Polizei beim zuständigen Feldjägerregiment der Bundeswehr an und erkundigte sich, ob dies Teil der Übung wäre. Dies wurde von dort zunächst explizit verneint. Somit musste die Polizei von einer echten Bedrohung ausgehen", sagte er.
Seitens der Bundeswehr sagte Oberst Marco Langhorst vor dem Abschluss der mehrtägigen Übung, dass in dynamischen Lagen – wie sie geübt werden sollten – das militärische Führungspersonal sehr schnell handeln müsse, ohne die Lagen vorher zu kennen. "Das führt auch dazu, dass ich nicht alle Ortsangaben, alle Zeitangaben, alle Straßen, alle Plätze im Vorfeld bekanntgeben kann, weil der militärische Führer, das Führungspersonal, das dort eingesetzt ist, entsprechend reagieren muss."
General Sandro Wiesner betonte bei einem Medientag in Niederaichbach (Landkreis Landshut) aber auch: "Wir haben ein ureigenes Interesse daran, dass so etwas nicht wieder passiert." Die Bundeswehr unterstütze die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in dem Fall, der "Gott sei Dank glimpflich abgelaufen" sei.
Update vom 24. Oktober 2025, 9.30 Uhr: Polizei hat erst später mit einer Übung gerechnet
Nach dem Zwischenfall mit einem Polizeischuss auf einen Soldaten in Erding hat der zuständige Landrat die missglückte Kommunikation zwischen Polizei und Bundeswehr als "absolute Katastrophe" bezeichnet. "Ich bin bestürzt über diesen Zwischenfall, bei dem ein Soldat von scharfer Munition getroffen und verletzt wurde", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) laut einer Mitteilung seiner Behörde.
Es müsse sichergestellt werden, dass sich so etwas nie wiederholen könne. Der Landkreis Erding und die betroffenen Städte, Märkte und Gemeinden seien im Vorfeld der Übung im September 2025 über das grundsätzliche Prozedere informiert worden, die genauen Abläufe seien jedoch nicht mitgeteilt worden.
"Das Landratsamt als untere Katastrophenschutzbehörde sowie die Führungsgruppe Katastrophenschutz waren nicht Teil der Übung", heißt es in der Mitteilung. Die Kommunikationshoheit habe ausschließlich bei der Bundeswehr gelegen.