Abfuhr für Markus Söder: Kanzler Scholz bezieht deutlich Stellung zu Corona-Lockerungen

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Markus Söder fordert Corona-Lockerungen und bekommt von Kanzler Scholz eine Abfuhr
Enttäuschung für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: Der CSU-Chef fordert weitere Corona-Lockerungen, doch er bekommt einen Konter von Olaf Scholz.
Markus Söder fordert Corona-Lockerungen und bekommt von Kanzler Scholz eine Abfuhr
Bernd von Jutrczenka/dpa/Archivbild

Markus Söder plädiert weiter für Lockerungen - Unterstützung bekommt er dabei auch von Christian Lindner. Mit einem wichtigen Instrument soll es möglich werden, die Beschränkungen herunterzufahren. Doch nun meldet sich Kanzler Olaf Scholz zu Wort.

In der Debatte um die Lockerungen von Corona-Beschränkungen macht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Druck. Der CSU-Vorsitzende forderte in der "Bild"-Zeitung vom Donnerstag (3. Februar 2022) "konsequente Öffnungsschritte".

Söder schlug vor: "Mit einer FFP2-Maske können wir auf die 2G-Regel im Handel verzichten. Man hält sich nur kurz in Geschäften auf. Das könnte man bundesweit umsetzen." In der Gastronomie könne man die 2G-Regel (also: geimpft oder genesen) beibehalten, aber auf einen zusätzlichen Test verzichten. Zudem könnten wieder mehr Zuschauer in Stadien zugelassen werden. Als Grundsatz solle gelten: "Wo FFP2-Masken getragen werden, kann man Kontaktbeschränkungen runterfahren."

Söder fordert "konsequente Öffnungsschritte" - und bekommt Unterstützung von Lindner

Bei seinen Forderungen nach baldiger Lockerung bekommt Söder nun prominente Unterstützung. Bundesfinanzminister Christian Lindner spricht sich für ganz ähnliche Öffnungsschritte aus. "Es geht nicht darum, dass jetzt alle Maßnahmen fallen", sagte der FDP-Politiker am Donnerstag in der RTL-Sendung "Guten Morgen Deutschland" angesichts der noch steigenden Inzidenzen inmitten der Omikron-Welle. Aber eine verlässliche Planung sei notwendig, etwa für den kulturellen Bereich oder die Veranstaltungsbranche. Er verwies darauf, dass am 19. März die gesetzlichen Grundlagen der gegenwärtigen Corona-Maßnahmen auslaufen.

Lindner nannte als Beispiel die bundesweite Abschaffung der 2G-Regel im Einzelhandel, die zuletzt Schleswig-Holstein und Hessen angekündigt und weitere Bundesländer aufgrund von Gerichtsbeschlüssen bereits umgesetzt haben. Die 2G-Regel richte wirtschaftlichen Schaden an, ohne dass sie einen wirksamen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leiste. "Und deshalb ist 2G im Handel nicht erforderlich, die Maske ist es schon", betonte der Minister bei RTL und ntv.

Am Mittwochabend (2. Februar 2022) schaltete sich schließlich Bundeskanzler Olaf Scholz in die Lockerungsdiskussion ein - und machte damit die bisherigen Hoffnungen vieler Deutscher zunichte. Denn: Die nötigen Voraussetzungen für eine Entschärfung der Maßnahmen sei derzeit nicht gegeben, sagte der SPD-Politiker im "heute journal" des ZDF. "Die Lage ist nicht danach."

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Die derzeitigen Maßnahmen würden dazu beitragen, die Gesundheit der Bürger zu schützen. Scholz wolle Lockerungen erst in Erwägung ziehen, sobald der Höhepunkt der Infektionswelle vorüber sei. "Aber da sind wir leider noch nicht." Sprecher Steffen Hebestreit hatte zuvor im Namen der Regierung mitgeteilt, dass beim anstehenden Corona-Gipfel keine Lockerungen und entsprechenden Stufenpläne diskutiert werden sollen.

Auch der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hatte zuvor Lockerungen gefordert, jedoch in anderen Bereichen. "Wir müssen die Rückkehr zur Normalität vollziehen, sobald es die Krankenhauslage irgendwie zulässt", sagte der Freie-Wähler-Chef und stellvertretende Ministerpräsident der "Augsburger Allgemeinen".

Aiwanger: Kontaktbeschränkungen und Sperrstunde aufheben - unter einer Bedingung

Aktuell werde sehr stark gefordert, die Sperrstunde zu lockern oder gleich ganz aufzuheben, sagte Aiwanger der Zeitung. Auch die aktuellen strengen Kontaktbeschränkungen für Geimpfte wie für Ungeimpfte und das Verbot von körpernahen Dienstleistungen wie den Friseurbesuch für Ungeimpfte könne man nicht monatelang aufrechterhalten, wenn die Intensivbelegung weiter deutlich sinke, sagte der Freie-Wähler-Chef.

Zugleich kritisierte Aiwanger Äußerungen von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der ein Ende der Corona-Einschränkungen vor Ostern ausgeschlossen hatte. "Wenn ab Mitte Februar nach Einschätzung der Virologen die Omikron-Zahlen hoffentlich sinken, dann kann man nicht wie Herr Kretschmann sagen, wir gehen bis Ostern keine weiteren Öffnungsschritte", sagte Aiwanger. Das seien starke Eingriffe in die Freiheitsrechte der Menschen, die man gut begründen müsse. Kretschmann hatte seine Aussagen am Mittwoch relativiert.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach sich ebenfalls dafür aus, dass Bund und Länder bereits jetzt Stufenpläne für Öffnungen vorbereiten sollten. "Wenn sich das Infektionsgeschehen so entwickelt, wie von Epidemiologen prognostiziert, werden die Fallzahlen von Ende Februar an allmählich sinken", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Söder plädiert aufgrund der veränderten Lage durch die Omikron-Variante bereits seit einiger Zeit für zeitnahe Corona-Lockerungen und einen Stufenplan.

Stufenplan für Öffnungen vorbereiten - Infektionszahlen könnten schon bald sinken

Obwohl die Inzidenzzahlen stiegen, erhöhe sich die Krankenhausbelegung nicht in gleicher Weise, sagte Söder am Mittwoch in Berlin zum Auftakt der zweitägigen Winterklausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Er ergänzte: "Weil die Omikron-Wand zwar steil, aber doch vielleicht eine Wand mit Türen und Fenstern ist in eine hoffnungsvollere Zukunft, brauchen wir neben dem Konzept Vorsicht auch das Konzept Augenmaß und Hoffnung."

Für ihn ergebe sich "eindeutig das Bild: Eher früher mit Erleichterungen beginnen, Stück für Stück", sagte Söder. Es werde nicht den Tag geben, an dem alles aufgehoben werde. "Aber wir brauchen einen Weg aus der Pandemie", deswegen sei ein Stufenplan verantwortbar. Nötig sei eine klare Empfehlung des Expertenrates der Bundesregierung.

Die hohe Inzidenzzahl sei nicht mehr verlässlich, da das Robert Koch-Institut (RKI) die Zahlen etwa wegen der schwerer werdenden Kontaktnachverfolgung schätze. "Wir können mit dieser Inzidenz keine Freiheitseinschränkung begründen", sagte Söder. Es müsse nicht nur die virologische, sondern auch die soziale, psychologische und ökonomische Seite berücksichtigt werden, sagte Söder. Den Menschen müsse Hoffnung in der schwierigen Zeit vermittelt werden.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt kündigte auf der Winterklausur an, die Unionsfraktion werde in der nächsten Sitzungswoche des Bundestages Mitte Februar ein "Impfvorsorgegesetz" vorstellen. Es solle die Möglichkeit einer an die entsprechende Situation angepasste Impfpflicht enthalten, eine Risikoabschätzung ermöglichen, an bestimmte Risikogruppen angepasst und zeitlich eng befristet sein. Nach Vorstellung der Union solle das Gesetz vom Bundestag in Kraft gesetzt werden, nicht alleine von einer Bundesregierung. Impfen sei der Weg heraus aus der Pandemie, sagte Dobrindt. Man müsse aber immer auf die aktuelle Situation reagieren können.

mit dpa

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