"Preis müsste doppelt so hoch sein": Bayerische Traditions-Brauerei macht dicht - nach 334 Jahren
Autor: Strahinja Bućan
Neu-Ulm, Samstag, 14. Sept. 2024
Nach über 300 Jahren muss die Schlössle-Brauerei in Neu-Ulm schließen. Die Betreiber-Familie ist zwar "wehmütig" - doch sind schon neue Projekte geplant.
Die Traditionsbrauerei Schlössle in Neu-Ulm wird zum Jahresende die Bierproduktion einstellen. Dies stelle einen notwendigen Schritt dar, erklärte die Inhaberfamilie gegenüber dem SWR. Dennoch gibt es Zukunftspläne.
Die steigenden Kosten und der rückläufige Bierkonsum führen dazu, dass Schlössle ab Ende des Jahres kein Bier mehr brauen wird. Der Biergarten und die Gaststätte sollen jedoch weiterhin betrieben werden. Miteigentümerin Christa Zoller-Kaltenbacher erläutert, dass der Schritt wirtschaftlich notwendig sei.
Gestiegene Kosten und veränderter Markt - Brauerei Schlössle aus Neu-Ulm muss schließen
Es müssten mehrere hunderttausend Euro investiert werden, um die Bierproduktion fortzusetzen, eine Summe, die mit dem Verkauf von bis zu 1.500 Hektolitern Bier pro Jahr nicht gedeckt werden könne. "Mit dem Brauereigeschäft machen wir schon seit zehn Jahren Minus", so Zoller-Kaltenbacher gegenüber der Bild-Zeitung.
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Ein weiterer Faktor sei der Anstieg der Energiekosten bei gleichzeitig sinkendem Bierkonsum. "Der Preis müsste nahezu doppelt so hoch sein, dann könnten wir auch wieder Geld für neue Anlagen ausgeben. Aber das lässt sich am Markt nicht durchsetzen", so Zoller-Kaltenbacher zur Bild. Die Brauerei-Co-Chefin betont zudem den Trend zu "alkoholfreiem Bier und alkoholfreien Getränken". Die Brauerei beschäftigte zuletzt nur noch wenige Mitarbeiter. Zurzeit sind noch zwei Vollzeitkräfte im Schlössle tätig. Der Braumeister hat bereits eine neue Stelle gefunden, während der Lehrling im Betrieb bleiben wird, so Zoller-Kaltenbacher im SWR.
Die Stimmung in der Familie Zoller ist "wehmütig", berichtet die Inhaberin. Seit mehr als 140 Jahren führt die Familie die Brauerei und Gaststätte. Die Brauerei selbst gibt es aber schon seit 334 Jahren. "Ich persönlich bin aber auch froh, dass wir den Schritt gegangen sind, weil ja auch etwas Neues kommt", sagt Christa Zoller-Kaltenbacher gegenüber dem Sender. "Man muss neue Gegebenheiten schaffen, die vielleicht auch positiv sind." Die Entscheidung solle dazu beitragen, den Biergarten und die Gaststätte langfristig zu erhalten. Auch wenn dann kein eigenes Bier mehr ausgeschenkt wird, möchte die Inhaberfamilie, dass das Schlössle weiterhin "ein Ort der Bierkultur" bleibt.
Künftig werden in der Gaststätte Biere anderer Brauereien angeboten. Welche das genau sein werden, stehe noch nicht fest. "Wir werden in Kontakt treten mit anderen Brauereien. Und wir werden, wenn unsere Biere auslaufen, andere Biere im Angebot haben, aber auch wieder viele Biere, qualitativ hochwertige Biere, besondere Biere."