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Oberbayern: Berufsschüler bringt Gift Natriumazid mit in die Klasse - und stirbt


Autor: Agentur dpa

Murnau am Staffelsee, Freitag, 17. Mai 2024

Eine hochgiftige Subtanz löste am Donnerstag (16. Mai 2024) einen Polizeieinsatz im oberbayerischen Murnau aus. Ein Berufsschüler hatte das Gift Natriumazid in die Klasse mitgebracht und ist kurz darauf zusammengebrochen. Der Schockraum sowie das Klassenzimmer wurden abgesperrt.
Polizisten und Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen vor der abgeriegelten Notaufnahme des Unfallklinikums Murnau. Ein Mann hat mit einer unbekannten Substanz eine Berufsschule im oberbayerischen Penzberg betreten und ist kurz danach im Krankenhaus gestorben.


Ein 47-jähriger Berufsschüler brachte am Donnerstag (16. Mai 2024) ein Fläschchen mit einer zunächst unbekannten, weißen, pulverartigen Substanz in eine Pflegeschule in Penzberg in Oberbayern und brach kurz darauf in der Klasse zusammen, wie die Polizei mitteilte.

Es handelte sich um die hochgiftige Substanz Natriumazid, wie später herausgefunden wurde. Er wurde in eine Unfallklinik in Murnau eingeliefert. Der Schockraum, in dem der Schüler behandelt wurde, wurde abgesperrt. Der Klassenraum, in dem er zusammengebrochen war, wurde isoliert. Das Gift löste einen Großeinsatz aus. Der 47-Jährige starb im Krankenhaus aufgrund des Gifts. Auch weitere seiner rund 14 Mitschüler zeigten leichte Symptome wie Atemwegsbeschwerden oder Kopfschmerzen, zwei Menschen kamen ins Krankenhaus.

Geringe Mengen schon tödlich: Berufsschüler aus Oberbayern stirbt an Gift

Natriumazid kann nach Angaben des ärztlichen Direktors der Klinik, Fabian Stuby, schon bei Einnahme in geringen Mengen zum Tode führen. Die Polizei geht davon aus, dass der 47-Jährige im Klassenzimmer eine relativ große Menge davon geschluckt hat, dass er "den Ort genutzt hat, um seinem Leben ein Ende zu setzen", wie Einsatzleiter Andreas Nieß sagte. Es gebe "konkrete Hinweise" darauf. "Die Symptome treten innerhalb von fünf Minuten auf", sagte Stuby. Darum müsse der Mann das Gift im Klassenzimmer genommen haben. 

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Eine Gefährdung der Bevölkerung habe es nicht gegeben, betonte auch ein Sprecher des Gesundheitsamtes Garmisch-Partenkirchen. Auch die Klinik sei nie gesperrt gewesen, nur ein Bereich in der Notaufnahme. Woher der 47-Jährige das Gift hatte, war nach Polizeiangaben zunächst unklar. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zu den Hintergründen ermittelt. Natriumazid sei "nichts, was man in der Apotheke kaufen kann". 

Allein in Murnau waren nach Feuerwehrangaben 66 Kräfte im Einsatz. Auch eine spezielle Taskforce der Münchner Feuerwehr war nach Murnau gerufen worden, um zu klären, um welche Substanz es sich handelte. Der gesperrte Schockraum im Krankenhaus sollte noch in der Nacht zu Freitag dekontaminiert werden und dann zeitnah wieder für die Behandlung von Patienten zur Verfügung stehen.

Hinweis der Redaktion: Wir berichten für gewöhnlich nicht über Selbstmorde. Eine Ausnahme bilden Fälle von großem öffentlichen Interesse. Bei der Telefonseelsorge erreichst du unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Hilfe in schwierigen, möglicherweise ausweglos erscheinenden Situationen. Innerhalb von Bayern kannst du dich alternativ unter der 0800-6553000 beim Netzwerk Krisendienste Bayern melden. Dort bekommst du rund um die Uhr qualifizierte Hilfe in psychischen Krisen und Notfällen. Unter www.frnd.de ("Freunde fürs Leben") findest du zudem weitere Informationen und Hilfsangebote.