"Kanzler oder Ministerpräsident": Söder redet über die Zukunft seiner Karriere
Autor: Agentur dpa
München, Sonntag, 04. August 2024
Die Frage nach dem Kanzlerkandidaten der Union begleitet CSU-Chef Söder, wohin er auch geht. Seine Chance auf den Karrieresprung wirkt eher klein. Gut, dass es noch andere Gerüchte um neue Posten gibt.
Ernsthaft rechnet im Sommer 2024 auch in der CSU niemand mehr so richtig mit der Kanzlerkandidatur von Markus Söder. Mehr als drei Jahre nach dem für die Union verheerenden Machtkampf des Franken mit dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet präsentiert sich die Stimmungslage bei Christsozialen und Christdemokraten deutlich klarer: Alles andere als die Kandidatur des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz wäre eine faustdicke Überraschung.
Das wissen sie auch in Söders engstem Umfeld. Trotzdem wäre es ein Fehler, die Frage als entschieden anzusehen. Mehr noch: In der gegenwärtigen Gerüchteküche in Berlin wie München geht es um viel mehr Posten als den des Bundeskanzlers.
Söder: "Kanzler oder Ministerpräsident"
"Es bleibt dabei: Kanzler oder Ministerpräsident", fasst Söder die Situation aus seiner Sicht zusammen und sagt damit im Grunde sehr deutlich, dass er nicht freiwillig auf den größten Sprung seiner politischen Karriere verzichten will. Söder - und da sind sie sich in der CSU sicher - ist wie im April 2021 der festen Überzeugung, dass er der beste Kandidat wäre.
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Gespeist wird die Meinung nicht nur durch sein enormes Selbstbewusstsein, sondern auch durch seine Umfrageergebnisse. Regelmäßig überflügelt er bei der Frage "Wen würden Sie direkt zum Bundeskanzler wählen" den CDU-Chef und alle anderen Mitbewerber. In den USA hätte Söder mit seinen Werten die Kandidatur sicher, daran haben seine Getreuen keine Zweifel.
Damit Söder (auch außerhalb Bayerns) auf dem Radar der Menschen bleibt, ist er nicht nur Döner essend in den sozialen Netzwerken aktiv - auch tanzend im Stockholmer ABBA-Museum oder singend bei Inas Nacht im Fernsehen generiert er fortlaufend Aufmerksamkeit.
"Gläserne Decke" bremst Karrierepläne aus
Doch ähnlich wie die "gläserne Decke" als unsichtbare Barriere die Karriere vieler Frauen ausbremst, spürt auch Söder (wie 2021), dass der eigene Wille, die eigene Überzeugung und eine große Zahl von Unterstützern nicht immer ausreichen. Nur wenn Merz als Chef der großen CDU Söder den Vortritt ließe, würde sich für ihn die Chance ergeben.
Aber warum sollte Merz das machen? Wie groß dessen Macht- und Gestaltungswille ist, zeigt sich schon darin, dass er sich dreimal um den CDU-Chefposten beworben hat. Kein Wunder, dass Söder seine Chancen als "extremst unwahrscheinlich" einschätzt.