Große Weihnachtsstudie: Das denken die Deutschen übers Fest - und das Leben generell
Autor: Redaktion, Agentur dpa
München, Samstag, 23. Dezember 2023
Wir leben in einer Zeit der Krisen. Beeinflusst das auch unsere Einstellung zum Weihnachtsfest? In einer Studie der Universität der Bundeswehr wurden über 1200 Menschen zu Weihnachten und dem Übergang zum neuen Jahr befragt.
Zwei Jahre Pandemie, zwei Jahre Krieg plus die Inflation: Die Krisen unserer Zeit könnten das Weihnachtsfest nachhaltig verändern. In der jährlichen Weihnachtsstudie der Universität der Bundeswehr München haben die Forscherinnen und Forscher untersucht, ob sich die Deutschen mit weniger Geld und dem Bruch jahrelanger Traditionen abgefunden haben. Das Ergebnis: teils-teils. Die Studie gibt zudem Einblicke in die Rolle von KI, Kirchen, Nachhaltigkeit, Geschlechterklischees und Stressfaktoren, so die Universität in einer Pressemitteilung.
Knapp ein Drittel der Befragten (31 Prozent) ist der Meinung, dass sich Weihnachten durch die Krisen nachhaltig verändert hat. Diese Personen planen, weniger Geld für Geschenke auszugeben (58 Prozent), freuen sich weniger auf das Fest (20 Prozent; zum Vergleich: 50 Prozent freuen sich mehr) und haben "geringere Erwartungen" (51 Prozent; zum Vergleich: drei Prozent haben "höhere Erwartungen"). "Das mag auf den ersten Blick negativ klingen", sagt Prof. Dr. Philipp A. Rauschnabel von der Universität der Bundeswehr München, der die Studie durchgeführt hat. "Auf den zweiten Blick sieht es aber richtig gut aus – denn: Vieles entwickelt sich zum Positiven, gerade wenn die Erwartungen niedrig sind!". So zeigt die Studie beispielsweise, dass sich rund die Hälfte der Menschen im "New Normal" mehr Zeit für sich und ihre Liebsten nehmen. Sie haben weniger Verpflichtungen (38 Prozent) und gehen die Feiertage gelassener und entspannter an: "Diese Personengruppe hat Weihnachten ein Stück weit entmaterialisiert und entschleunigt", so der Ökonom Rauschnabel.
Weniger Kirchenbesuche: Vor allem junge Menschen gehen noch in die Kirche
Auch die Kirchen dürften unter neuen Gewohnheiten leiden. Nach zwei Jahren mit eingeschränkten Kontakten planten im vergangenen Jahr noch 15 Prozent einen Kirchgang. In diesem Jahr fragten die Studienautorinnen und -autoren, ob sie im vergangenen Jahr einen Weihnachtsgottesdienst besucht hätten. Auch hier lag der Wert bei 15 Prozent. "Das deutet darauf hin, dass die Entscheidung für viele Menschen bereits Anfang Dezember getroffen wird", so Rauschnabel. In diesem Jahr planen 14 Prozent der Befragten einen Kirchenbesuch. Zum Vergleich: 2019, vor der Pandemie, waren es noch 24 Prozent. Der Rückgang dürfte demnach nachhaltig sein. Wer geht also dieses Jahr noch zu Weihnachten in die Kirche? "Vor allem die jungen Leute", sagt Rauschnabel. Fast jeder Fünfte von ihnen. "Und Menschen mit einem Grundoptimismus".
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Im Gegensatz zum letzten Jahr hat sich die finanzielle Situation für einige etwas entspannt. Dennoch hat der noch junge Black Friday Trend Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft. 12 Prozent haben bereits Black Friday Angebote genutzt, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Sieben Prozent haben Dinge gekauft, die auch so auf ihrem Wunschzettel gestanden hätten. 30 Prozent der Befragten gaben an, diese Rabattaktionen auch unabhängig von Weihnachten zu nutzen. 59 Prozent der Befragten mieden den Black Friday.
Rund sieben Prozent der Befragten gaben an, schon einmal Artikel bestellt zu haben, um sie nach Gebrauch wieder zurückzugeben. Bei Weihnachtsartikeln liegt der Wert mit unter drei Prozent deutlich niedriger. "In Summe ist das dennoch eine große Belastung für die Händler, die Umwelt – und für die Menschen selbst", so der Wirtschaftswissenschaftler. Die Abwicklung einer Retoure kostet die Menschen ordentlich Zeit – Schätzungen gehen von rund 20 Minuten pro Retoure aus. Zeit, die man in der Vorweihnachtszeit sicher sinnvoller nutzen könnte, heißt es in der Pressemitteilung der Hochschule.
Weihnachten mit künstlicher Intelligenz, Digital Detox und typischen Streitthemen
12 Prozent geben an, dass sie generell nicht auf Nachhaltigkeit achten, weitere 12 Prozent, dass sie zwar generell darauf achten, aber nicht zu Weihnachten. 19 Prozent haben sich noch keine Gedanken darüber gemacht, welche Rolle Nachhaltigkeit für sie zu Weihnachten spielt. Immerhin 32 Prozent der Befragten planen, auf unnötiges Geschenkpapier zu verzichten, dicht gefolgt vom Verzicht auf unnötige Dekoration (30 Prozent) und Reisen (26 Prozent). Auf weniger nachhaltige Lebensmittel verzichten nur acht Prozent. Auch die bewusste Wahl nachhaltiger Einkaufsstätten (sieben Prozent) ist nicht besonders beliebt.
Jetzt auf Amazon: Punsch und Glühwein-GewürzmischungMehr als jeder Vierte (28 Prozent) will die Zeit, die er mit Smartphone, Tablet & Co. verbringt, reduzieren. Rund zwei Drittel (65 Prozent) werden sie weiterhin wie gewohnt nutzen, nur sieben Prozent intensiver. In der Vorweihnachtszeit könnten ChatGPT & Co allerdings für Zeitersparnis sorgen. Rund zwei Prozent räumen KI-Tools einen festen Platz in der Weihnachtsplanung ein – KI kann beispielsweise Grußkarten oder Gedichte schreiben. 21 Prozent können sich gut vorstellen, die Hilfe von KI in Anspruch zu nehmen. Rund 60 Prozent lehnen KI (eher) ab. "In den kommenden Jahren dürfte sich dieser Wert ändern", prognostiziert der Ökonom Rauschnabel.