München: Mann stundenlang gequält und verletzt - Täter soll Misshandlungen gefilmt haben
Autor: Agentur dpa
München, Samstag, 26. Oktober 2024
Über mehrere Stunden wird ein junger Mann nahe München geschlagen, erniedrigt und dabei gefilmt. Nun stehen die drei Tatverdächtigen vor Gericht.
Qualvolle und erniedrigende Stunden hat ein junger Mann in einer Gartenlaube bei München erlebt. Bekannte sollen ihn dort Ende Januar misshandelt, bestohlen und dabei gefilmt haben. Den drei Tatverdächtigen wird vor dem Landgericht München nun der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem Nötigung und zweien auch gefährliche Körperverletzung und schweren Raub vor.
Zu Prozessbeginn räumten die zwei 21 und 22 Jahre alten Hauptangeklagten die Vorwürfe weitgehend ein und zeigten sich reumütig. Der Dritte, ein 17-Jähriger, gab an, betrunken daneben gesessen und vieles nicht mitbekommen zu haben.
Opfer bei Kälte im Wald ausgesetzt
Die Anklageschrift lässt erahnen, welch entsetzlichen Abend das Opfer durchlebt haben muss: Demnach tranken und rauchten die vier jungen Männer zusammen in der Gartenhütte. Die beiden älteren Angeklagten sollen dann beschlossen haben, den vierten Mann zu bestehlen.
Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft schlugen sie ihn mit Fäusten und einer Bierflasche, einer verletzte ihn mit einem Messer und drückte eine Zigarette auf seinem Arm aus, sie drohten ihm mit dem Tod, beschmierten sein Gesicht und zwangen ihn, Urin zu trinken und mit gefesselten Händen zu tanzen. Einer filmte das Geschehen und ließ zeitweise einen Gruppenanruf mit drei Bekannten laufen.
Danach sollen sie ihr Opfer, das trotz der Kälte nur leicht bekleidet und ohne Schuhe war, in den Wald geführt und dort auf einem Stuhl gefesselt und mit verbundenen Augen zurückgelassen haben. Motiv sei gewesen, dass der Vierte angeblich einen weiteren Bekannten verpfiffen haben soll, der nun im Gefängnis sitze.
Angeklagter spricht von Eskalation
Das Opfer konnte sich befreien, zu einer Autobahn laufen und einen Notruf tätigen. Währenddessen begann einer der Angeklagten etwa zwei Stunden nach der Tat nach dem Mann zu suchen. Als er diesen auf dem Stuhl nicht vorfand, rief er die Polizei und teilte mit, sich Sorgen um einen Freund zu machen, der in der Nacht übel zugerichtet worden sei.
Der 21-Jährige, der das Opfer mit Messer und Zigarette verletzt haben soll, ließ zu Prozessbeginn über seine Verteidiger mitteilen, dass ihm die Tat leidtue und er sich schäme. "Wir haben ihn krass erniedrigt." Die Situation sei eskaliert. Das Ausdrücken der Zigarette wies er aber von sich. Er habe 2000 Euro gespart, die er als Schmerzensgeld zahlen wolle.